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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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Hoffentlich ist sie das nicht wirklich! Sie schloß den Koffer wieder und richtete sich auf. Das große Gepäckstück enthielt die wichtigsten Sachen, die sie hier brauchen würde. Nein, Endstation sollte hier weiß Gott nicht sein. Sie war den weiten Weg aus Schottland hierhergekommen, um hier ein neues Leben zu beginnen. Das restliche Gepäck kam in den nächsten Wochen nach - dann, wenn sie eine Bleibe gefunden hatte.
    In der Nähe entdeckte sie einen Gepäckwagen. Sie lud ihren Koffer darauf und schob das kleine, eiserne Gefährt durch die Sperre in die riesige Halle. Ein brodelnder Hexenkessel war um sie herum. Schon wieder spürte sie die eigenartige Angst in ihrem Innern. Sie registrierte es mit leiser Verwunderung. Was war nur los mit ihr? Die ganze Fahrt über hatte sie sich zum erstenmal seit Monaten wieder so richtig freuen können. Sie hatte sich auf London gefreut - die Stadt, in der sie geboren und aufgewachsen war. Das verlorene Kind war nach Hause zurückgekehrt und freute sich auf dieses Zuhause.
    Mitten in der Halle blieb sie stehen und ließ die Menschen an sich vorüberhasten. Sie genoß dieses geschäftige Treiben. Wie lange hatte sie es entbehren müssen? In Ashtonville, der Stadt, die für Jahre ihre zweite Heimat geworden war, hatte sie alles dies entbehren müssen. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie es wirklich vermißt hatte. Und die geheime Angst, die sie sich nicht erklären konnte, war verschwunden. Sie machte sich auch keine Gedanken mehr über den seltsamen Zwischenfall von vorhin. Sie packte fest den Griff des Gepäckwägelchens, löste die Arretierung und ging weiter.
    Sie nahm das nächstbeste Taxi. Der Mann war mittleren Alters, hatte eine braune Lederjacke an und eine blaue Schirmmütze auf. Sein freundliches Lächeln war professionell. Er lud den Koffer der Kundin in den Wagen, und Kathryn Warner nahm hinten Platz. „Nun, wohin soll es denn gehen?“
    Kathryn Warner runzelte die Stirn. Sie überlegte krampfhaft. Ihr Gesicht bekam eine ungesunde Farbe. Sie war in das Taxi mit der Gewißheit gestiegen, daß sie genau wußte, was sie wollte, und jetzt saß sie hilflos da und grübelte darüber nach, was ihr unerklärlicherweise völlig entfallen war. Wieder war da diese geheimnisvolle Angst. Ihr Herz pochte stärker. Sie fühlte sich bedroht und schaute sich angstvoll um.
    Dem Taxifahrer dauerte es zu lange. Er wandte sich ihr zu.
    Kathryn Warner war es, als flüstere ihr jemand ins Ohr. Sie verstand nicht, was die Stimme von ihr wollte, aber automatisch wiederholte sie die Worte - ohne sie selber bewußt wahrnehmen zu können.
    Der Taxifahrer nickte und fuhr an. Mit großen Augen verfolgte Kathryn den Weg. Sie hatte keine Ahnung, wohin es ging. Plötzlich glaubte sie, laut schreien zu müssen, aber kein Ton drang über ihre Lippen, aus denen jedes Blut gewichen war. Sie hatte das Gefühl, eine eiskalte Hand würge sie. Das Taxi fuhr den York Way entlang und bog wenig später in die Wharfdale Road ein.
    „Sind Sie neu in London?“ erkundigte sich der Taxichauffeur leutselig. Kathryn Warner schluckte einen imaginären Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, und zwang sich zu einer Antwort: „Nein, ich bin hier in Islington geboren.“
    „Aha, dann wollen Sie wohl in der Bemerton Street Ihre Eltern besuchen?“
    Kathryn Warner erschrak fast. Also fuhren sie in die Bemerton Street? Hatte sie das tatsächlich so verlangt? Aber... Ja, die Richtung stimmte. Eben bog das Fahrzeug in die Caledonia Road.
    „N-nein“, antwortete sie zögernd.
    „Waren Sie lange weg?“
    „Ich war in Schottland verheiratet.“
    Warum erzähle ich dem Mann alles? fragte sie sich überrascht. Aber sie spürte, daß das Gespräch sie ruhiger machte. Sie dachte kurz darüber nach. Was war mit ihr los? Alles war in Ordnung gewesen, bis sie sich angeschickt hatte, den Zug zu verlassen. Sie blickte hinaus. Irgendwie erschien ihr ihre Umgebung unwirklich. Das ist kein Wunder, denn du warst lange nicht mehr da, redete sie sich ein, und außerdem bist du übermüdet durch die lange Reise.
    „Oh, ich verstehe“, hörte sie den Taxifahrer wie aus weiter Ferne sagen. „Nun, in Islington hat sich in den letzten Jahren eine Menge geändert. Sehen Sie da drüben den riesigen Kasten - Ecke Carnegie Street? Der hat vor einem Jahr noch nicht da gestanden. Gehört irgendeinem reichen Fritzen. Sind lauter Appartements darin. Allerdings hat er nur die Hälfte davon verkauft. Der Mann war die längste

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