Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
zusammen. Deutlich spürte Kathryn die Hitze, die ihr entgegenstrahlte.
Die Stimmen wurden verständlicher. Da waren Menschen, die verzweifelt um Gnade flehten. Jetzt sah Kathryn sie. Die Menschen waren nackt. Ihre Körper waren zerschunden und wiesen überall Brandwunden auf. Zwischen den Flammen standen, lagen oder kauerten sie und reckten ihre Arme flehend zu ihr empor. In ihren Augen stand Verzweiflung. Das Feuer leckte immer wieder nach ihnen, und wenn sie ausweichen wollten, kamen sie nur in den Bereich anderer Flammen. Es gab kein Entrinnen.
Eine Frau stieß einen gellenden Schrei aus. Sie drohte mit der geballten Faust und rief etwas. Kathryn verstand es nicht. Sie wollte etwas sagen, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Erst jetzt bemerkte sie, daß sie überhaupt keinen Körper mehr hatte. Sie schwebte im Nichts und war selber das Nichts. Aber die gemarterten Menschen konnten sie doch sehen, oder?
Ein furchtbares Gelächter schallte plötzlich über die schreckliche Szene. Es schien von oberhalb Kathryns zu kommen. Sie wollte hinsehen, was ihr aber nicht sofort gelang. Abermals dieses Gelächter. Kathryn Warner verstand. Die Gemarterten sahen nicht zu ihr selbst herauf, sondern zu dem, der dieses entsetzliche Gelächter ausstieß.
Langsam schwamm sie herum, und dann konnte sie erkennen, wer es war: Jake Devil! Er lachte wieder und hielt sich dabei den Bauch. Seine Haltung war gekrümmt, und sein Rücken bildete einen runden Buckel. Der Kopf war im Vergleich zum Körper viel zu klein. Auf seinem Haupt sprossen Bockshörner. Sein Kinn zierte ein Geißbart. Die Beine waren unbekleidet. Eines war völlig normal, wenn auch etwas krumm, aber das andere war das Bein eines Bocks. Während er abermals lachte, löste sich ein durchsichtiges Schemen von ihm und schwebte neben ihm im Nichts.
Kathryn hörte, wie die klagenden Stimmen hinter ihr leiser wurden, als würden sie sich entfernen. Dann nahm sie das Schemen genauer in Augenschein. Es gelang ihr nicht, Einzelheiten zu erkennen.
Jake Devil richtete sich auf. Der Buckel verschwand. Das Bocksbein verwandelte sich in ein normales Männerbein, und die Hörner zogen sich in den Kopf zurück - desgleichen der Geißbart. Es war faszinierend anzusehen. Seine Augen waren auf Kathryn Warner gerichtet.
Aber ich habe doch gar keinen Körper, schrien die Gedanken der träumenden Frau. Du kannst mich nicht sehen.
Jake Devil reagierte gar nicht darauf. Unverwandt starrte er sie an. Als die Verwandlung abgeschlossen war, hatte er die Gestalt eines normal gewachsenen, nackten Mannes. Sein Körper bedeckte sich nach und nach mit Stoffetzen, die langsam Form annahmen und zu einem Straßenanzug wurden. Erst als Jake Devil genauso da schwebte, wie ihn Kathryn in Erinnerung hatte, wurde das Schemen neben ihm deutlicher erkennbar. Sofort erkannte Kathryn es: Angel Luzifer. Beide hielten sich nun die Bäuche und lachten wie wild.
Luzifer deutete auf etwas, was jenseits von Kathryns Gesichtskreis lag. Es schien sie köstlich zu amüsieren. Kathryn schwamm träge herum. Das Flammenmeer war nicht mehr. Es war einer roten Sandwüste gewichen. Es gab keinen Himmel. Die Wüste dehnte sich endlos aus. Wind ließ den Sand in Fontänen aufwirbeln. Anstelle des Himmels gab es nur das schrankenlose Nichts. Und da erkannte Kathryn die winzige Gestalt, die sich durch den Sand kämpfte. Sie war zu klein, zu weit entfernt, um deutlich erkennbar zu sein. Kathryn schwebte näher. Das wilde Gelächter blieb hinter ihr zurück.
Sie war bis auf wenige Yards an die Gestalt herangekommen, als sie den Mann erkannte. Es war niemand anderes als Tab Furlong. Seine Kleidung war total abgerissen. Ein struppiger Bart wucherte in seinem Gesicht. Er sah aus wie seine eigene Leiche, total heruntergekommen und abgemagert. Seine Augen glänzten fiebrig. „Ach, du bist es, Kathryn“, sagte Tab. „Wo hast du denn deinen Körper? Du solltest nicht so als Geist herumschweben. Das ist gefährlich. Da können dich die Mächte der Finsternis leichter einfangen.“
Kathryn wollte sprechen, und wunderbarerweise klappte es. „Was machst du hier, Tab? Wie siehst du denn aus?“
Tab winkte schwach ab. „Ich muß weitersuchen.“
„Wen oder was suchst du denn, Tab?“
„Dich und deinen Koffer.“
„Meinen Koffer? Warum denn den?“
„Ich suche ihn schon lange. Ich kämpfe mich hier durch die rote Wüste. Weißt du, wie diese Wüste heißt? Red Hell - rote Hölle. Denke daran, Darling, vergiß es
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