Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
und Luzifer trat auf die Treppe, als es geschah. Der Handlauf gab plötzlich nach. Er klappte einfach zur Seite hin weg. Kathryn verlor das Gleichgewicht. Sie drohte abzustürzen und ruderte wild mit den Armen. Ihre linke Hand schlug gegen die Innenverkleidung der Deckenöffnung, durch die die Treppe führte. Sie griff zu und fand Halt. Im gleichen Moment fühlte sie die Hände Luzifers an ihrer Taille. Stromstöße schienen von diesen auszugehen. Luzifer zog sie auf die Treppe zurück, bevor Kathryns Füße von den Stufen abrutschen konnten.
Alles spielte sich in Sekundenbruchteilen ab. Sobald Kathryn wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ließ Luzifer sie los. Die schöne Frau kauerte zitternd auf der Treppe. In ihren Augen flackerte es.
Angel Luzifer war erbleicht. „Das - das tut mir leid, Miß Warner. Ich - ich wußte nicht, daß der Handlauf...“
„Gehen Sie wieder hinunter!“ fuhr Kathryn ihn schärfer an als beabsichtigt. „Gehen Sie! Ich setze keinen Fuß mehr höher.“
Luzifer folgte zögernd ihren Worten. Kathryn nahm sich zusammen und ging ebenfalls nach unten. Es beruhigte sie ungemein, als ihre Hände den Koffer berührten. Du bist verrückt, redete sie sich ein. Was hast du nur immer mit diesem Ding? Warum schleppst du es überall mit hin? Du bist einfach verrückt.
„Es tut mir wirklich leid, Miß Warner, aber ich hatte keine Ahnung, daß die Treppe nicht in Ordnung ist. Ich werde sofort veranlassen, daß sie repariert wird.“
„Das ist Ihre Sache, Mr. Luzifer. Ich jedenfalls werde hier nicht einziehen. Ich möchte zurück. Führen Sie mich zu Ihrem Wagen!“
„Aber, ich bitte Sie, meine Liebe. Es kann doch nicht alles von einer solchen Kleinigkeit abhängig sein.“
„Diese Kleinigkeit, wie Sie es nennen, ist fast lebensgefährlich.“
„Es ist doch gar nichts passiert. Bitte, sehen Sie sich wenigstens die oberen beiden Räume noch einmal an. Dann können Sie sich immer noch entscheiden.“
Kathryn Warner rang mit sich. Sie betrachtete die Treppe. Der Aufgang suggerierte ihr Furcht. Sie schalt sich eine Närrin. Wenn sie es recht besah, war sie wirklich kleinlich. Gut, der eine Handlauf war nicht befestigt, aber sie war sportlich genug, um das nicht zur persönlichen Gefahr werden zu lassen. Kathryn setzte sich auf den Koffer. Ihr Blick fiel auf den Fußboden. Er war mit Teppich ausgelegt. Direkt neben der Treppe befand sich ein dunkler Fleck. Das erregte die Aufmerksamkeit der schönen Frau. „Blut!“ entfuhr es ihr leise.
„Wie bitte?“ fragte Luzifer irritiert.
Kathryns Augen weiteten sich. Sie sah den Handlauf, der grotesk wegstand - und den Fleck direkt darunter. „Blut!“ wiederholte sie lauter. „Dieser Fleck ist eingetrocknetes Blut!“
„Welcher Fleck?“ Luzifer suchte mit den Augen den Boden ab.
Kathryn blickte ihm ins Gesicht. Der Unglaube schien echt zu sein. „Wer hat vorher hier gewohnt?“ fragte sie leise.
„Ich sehe nichts“, lenkte er ab.
„Beantworten Sie bitte meine Frage!“ Es klang fast hysterisch.
Luzifer räusperte sich. „Sie müssen sich geirrt haben, meine Liebe.“
Kathryn erschrak. Tatsächlich, der Fleck war verschwunden! Konnte sie sich wirklich so geirrt haben? Sie verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr daran. Stattdessen fragte sie eindringlich: „Warum weichen Sie meiner Frage aus?“
„Wieso, tue ich das? Nun, eine Frau hat vor Ihnen hier gewohnt. Sie war alleinstehend und arbeitete im Theater.“
Kathryn hielt unwillkürlich den Atem an. „Und wo ist sie jetzt?“
Luzifer zuckte mit der Schulter. „Keine Ahnung, wenn ich ehrlich sein soll. Sie zog aus. Vielleicht hat es ihr nicht mehr gefallen?“
„Oder der Handlauf wurde ihr zum Verhängnis!“ murmelte Kathryn tonlos. Ihr Blick irrte wieder zu der Stelle, an der sie deutlich den Fleck gesehen hatte. Und in diesem Augenblick fiel ihr etwas ein. Hatte sie nicht einmal diese weibliche Stimme gehört? Hatte die Stimme nicht voller Panik davon gesprochen, daß sie bedrängt wurde? War es die Stimme ihrer Vorgängerin? Was ging hier vor?
„Darf ich Ihnen jetzt die oberen Räume zeigen?“
Kathryn Warner war wie in Trance, als sie dem unheimlichen Mann folgte. Sie hatte plötzlich nichts mehr dagegen. Sie spürte das furchtbare Geheimnis, das hinter allem steckte, und wußte, daß es für sie sowieso kein Entrinnen gab.
42. Kapitel
Nach der Routinearbeit saßen Tab Furlong und Pete Davis noch eine halbe Stunde zusammen und
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