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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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Säulen auf, demütig das Haupt gesenkt.
    Die nächsten kamen. Es waren diesmal finster dreinschauende Burschen, die beim Anblick der Kali dennoch scheinbar von Furcht übermannt wurden und sich fast bis zum Boden hinabbeugten. Dabei schleppten sie große Bündel mit sich. Mit dem Nachtglas konnte ich unschwer erkennen, um was es sich dabei handelte: gefesselte und geknebelte Menschen!
    Kalter Schweiß trat auf meine Stirn. Die Unglücklichen waren voll bei Bewußtsein. Sie wanden sich heftig, als sie Kali sahen. Sie wußten anscheinend sofort, welches Schicksal sie hier erwartete. Und ich ahnte es ebenfalls. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Es würgte mich. Sollte ich wirklich tatenlos zusehen müssen? Aber was würde mir anderes übrigbleiben?
    Immer mehr Opfer wurden herbeigeschleppt. Ich hörte bald auf zu zählen. Die Jünger Kalis zogen sich jedesmal wieder demütig zurück, nachdem sie ihre Last abgeladen hatten. Im Nu war das Plateau mit gefesselten Menschen übersäht. Ich hätte liebend gern den Blick abgewendet, um das Furchtbare nicht mitansehen zu müssen, allein, der Anblick blieb mir nicht erspart.
    Endlich blieben die Kali-Jünger aus unserem Gesichtsfeld. Nur die fünf Priester waren noch da. Sie verließen ihre Plätze an den Säulen und traten auf die Gefangenen zu. Sie suchten sich je einen heraus und zerschnitten seine Fesseln. Auch entfernten sie den Knebel. Die fünf Unglücklichen befanden sich unmittelbar bei der Schlangenbrut. Sie schrieen entsetzt und wollten sogleich die Flucht ergreifen. Aber ihre Glieder gehorchten ihnen nicht mehr richtig, denn die Fesseln hatten ihre Gelenke steif gemacht. Bereits nach wenigen Schritten brachen sie zusammen. Mit unbewegten Mienen stellten die Priester ihre fünf Opfer wieder auf die Beine und trieben sie zurück. Die Unglücklichen wollten sich dagegen wehren, aber sie hatten keine Chance. Die Priester blieben die Stärkeren.
    Die Hitze des Schavalls stieg sprunghaft an. Mit der linken Hand klammerte ich mich daran fest, als könnte mir das Dämonenauge Halt verleihen. Dann besann ich mich und zog die Hand wieder zurück. Ich durfte es nicht riskieren, den Verdacht von Millair zu erregen.
    Zu hoffen war, daß die dämonischen Kräfte da unten nicht die Ausstrahlungen des Schavalls erfühlten. Es wäre nicht das erste Mal, daß solches geschah. Unter solchen Umständen konnte mir durch das Dämonenauge eine echte Gefahr erwachsen.
    Die Oberkörper der Unglücklichen wurden entblößt. Jetzt wurde mir auch klar, warum die Schlangen stets auf die Brust zielten: Darauf waren sie trainiert. Die ersten der Biester erhoben sich mit peitschendem Schwanz und geblähten Hautfalten. Sie konnten es offenbar kaum erwarten, an dem Geschehen beteiligt zu werden.
    In diesem Augenblick geschah es: Zwei der Gefangenen nahmen all ihren Willen zusammen und befreiten sich mit einem Ruck aus dem harten Griff der Kali-Priester. Sie gaben ihren Henkern einen Stoß und hetzten am Rand der Plattform vorbei in Richtung Dschungel. Sie wollten sich dort in das Unterholz stürzen. Ohne Ausrüstung waren sie dort so gut wie verloren, doch das schien ihnen gleich zu sein. Alles war besser als das ihnen zugedachte Schicksal.
    Mißtrauisch wurde ich, als sich keiner der Priester von seinem Platz rührte. Mit unbewegten Gesichtern schauten sie den Flüchtenden nach. Da entstand plötzlich ein Grollen, das das immer noch allgegenwärtige und nicht mehr abreißen wollende Singen mühelos übertönte. Die Erde erbebte. Und dann wurde deutlich, daß ich mich vorhin nicht getäuscht hatte: Der aus Stein gemeißelte Götze war tatsächlich zu Bewegungen fähig! Er wedelte mit den Schlangenarmen. Seine Augen folgten den beiden Flüchtenden. Sie glühten furchterregend. Das Gesicht verzerrte sich zu einer noch scheußlicheren Fratze. Das Maul öffnete sich, und aus ihm kam jenes Dröhnen, das an den Laut eines gewaltigen Urtieres erinnerte. Es hatte den Anschein, als liefen die Flüchtlinge gegen eine unsichtbare Mauer. Die Schlangenarme der Kali-Göttin öffneten sich weit. Wie Marionetten wandten sich die Unglücklichen um und starrten auf das Götzenbildnis. Ein erneutes Grollen. Die beiden Gefangenen kehrten um. Sie bewegten sich dabei wie willenlos gewordene Marionetten. Aus dem Maul Kalis brach Feuer. Mitten in diesen Flammen erschienen die Köpfe dreier züngelnder Schlangen. Sie waren übergroß - Kobras in einem Ausmaß, wie ich es bisher für völlig unmöglich gehalten

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