Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
ihn insgeheim und hatte alle Mühe, ihm dies nicht zu offen zu zeigen. Deutlich hatte ich vor Augen, mit welcher Kaltblütigkeit er allein die Polizisten abgeknallt hatte. Es hatte uns zwar das Leben gerettet... Was aber war mit dieser Lasterhöhle hier? Er hatte recht gehabt, als er sich selber auf die unterste Stufe des Menschseins eingeordnet hatte. Ja, er gehörte im wahrsten Sinne des Wortes längst zum Abschaum.
„Sie wollen mir nichts sagen?“ Millair zuckte mit den Schultern. „Mir im Grunde auch egal. Was ich weiß, reicht auch so schon aus. Ich werde Sie auf jeden Fall unterstützen.“
„Sie wollten uns etwas über den Kult verraten“, erinnerte ihn Don.
Millair nickte ihm zu. „Das werde ich auch - aber nicht umsonst!“
Das war deutlich genug. Don und ich sahen uns an. Gottlob hatte ich Dons Brieftasche eingesteckt. Bei den Wertsachen, die er dem Tresor entnommen hatte, befand sich nur eine relativ kleine Summe an Bargeld. Er hatte es gesondert in eine Tasche gesteckt und griff jetzt danach. Ein dünnes Bündel Scheine brachte er zum Vorschein. Es handelte sich höchstens um hundert Pfund. Für Millair war das scheinbar schon ein Vermögen, weshalb ihm auch sogleich die Augen übergingen. Gierig griff er danach. Das tat er so blitzschnell, daß Don Cooper seine Hand zu spät zurückzog.
„Es ist leider alles, was ich an Bargeld bei mir trage“, murmelte er. „Ich hoffe, es reicht als Anzahlung?“
Ich bezweifelte ehrlich, daß Don dem Mann jemals wieder freiwillig Geld geben würde, aber das brauchte Millair schließlich nicht zu wissen. Zu diesem Zeitpunkt wenigstens noch nicht.
Millair richtete sich auf und ließ das Geld verschwinden. „Ich sehe, ich kann Ihnen vertrauen“, erklärte er theatralisch, „und mir können Sie selbstverständlich dasselbe Vertrauen entgegenbringen!“ Keiner von uns beiden widersprach ihm dabei. Es wäre auch nicht klug gewesen - in unserer Situation. „Es gibt unweit der Stadt einen alten, verfallenen Tempel“, erzählte Millair. „Er gehörte einst den Jüngern Kalis. Hier, in Nagarpur, befand sich ehemals die Domäne des blutigen Kultes. Damals haben die Engländer, unsere Landsleute, schrecklich unter ihnen gewütet. Viele Anhänger wurden einfach in den Tempel getrieben, und dieser wurde daraufhin angesteckt. Keiner entkam. Die rußgeschwärzten Trümmer stehen heute noch. Sie dienten bislang als abschreckendes Mahnmal für Nachahmer. Inzwischen wurde er wieder zur wichtigsten Kultstätte, wie ich herausgefunden habe. Da ich genau weiß, wo er sich befindet, bin ich gern bereit, Sie beide dorthin zu bringen. Wir müssen dazu allerdings erst ein paar Vorbereitungen treffen.“
Dieser Millair war zwar ein Widerling erster Rangordnung, aber wir mußten insgeheim zugeben, daß er uns höchstwahrscheinlich recht nützlich war - welche Motive ihn auch immer dazu bewegen mochten, uns beizustehen. Wir nahmen uns jedoch fest vor, in zweierlei Hinsicht auf der Hut zu sein: Erstens, was den Kult betraf, und zweitens - gegenüber der Person dieses Stephen Millair.
*
10. Kapitel
Kaum ist man nur zwanzig Schritte im Dschungel, glaubt man sich schon ein einer anderen Welt - in einer, in der noch die Gesetze der Urzeit herrschen. Und damit liegt man gar nicht mal so falsch. Ohne Ausrüstung wären wir verloren gewesen. Stephen Millair hatte das Notwendige besorgt. Es hatte allerdings ein paar Tage gedauert. Angeblich mußte er besonders vorsichtig sein. Wir wagten ihn gar nicht zu fragen, woher er die Sachen eigentlich hatte. Auf jeden Fall waren sie gut erhalten. Ob sie die geeigneten waren - das zu beurteilen überließ ich lieber Don Cooper, der die weitaus größeren Erfahrungen in diesen Dingen hatte. Er war jedenfalls einverstanden gewesen.
Besser wäre es vielleicht gewesen, wir wären erst am nächsten Morgen aufgebrochen, also bei Tageslicht, aber Millair hatte uns regelrecht gedrängt. Wir sollten keine weitere Zeit mehr verlieren - meinte er. So mußten wir in Kauf nehmen, daß die Dämmerung über uns hereinbrach, kaum daß wir an unserem Ziel angelangt waren: Der alte Tempel stand auf einer felsigen Erhebung inmitten des Tropenwaldes. Die feucht-heiße Atmosphäre trieb uns den Schweiß aus allen Poren. Ich fühlte mich elend und erschöpft.
„So, jetzt müssen wir vorsichtig sein“, raunte Stephen Millair uns zu. Das hätte er sich sparen können. Wir wußten auch so, auf was es ankam.
Mit dem Buschmesser bahnten wir
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