Teufelsjagd
ihre Väter säen wollten.« Er schaute den langen, dunklen Rinnstein zwischen den Häusern entlang. »Und so sieht mich auch der Bellman«, fuhr er fort, »als eine lärmende Krähe, die sich in alles einmischt und die erlegt werden sollte.«
Sie gingen weiter. Corbett blieb stehen, wo die etwas vorspringende Mauer eines verfallenen Hauses den ersten Kiesel aufgehalten hatte. Er bemerkte, daß er in dem Putz einen tiefen Abdruck hinterlassen hatte.
»Das reicht!« erklärte er. »Wir sollten uns besser im Haus aufhalten, Ranulf, wenn wir es nicht unbedingt verlassen müssen.«
»Das hätte auch Bullock sein können«, bemerkte Ranulf. »Er wußte, daß wir auf dem Weg zurück sind.«
»Ja«, entgegnete Corbett, »oder der Bellman. Oder auch einer von ap Thomas’ Freunden.«
Corbett war erleichtert, als sie Carfax erreichten. Sie gingen über die breite Durchgangsstraße und drängten sich durch die Menschenmenge. Corbett hatte eine Hand auf seiner Brieftasche, die andere auf seinem Dolch, da es hier überall Taschendiebe gab. Ranulf ging hinter ihm her. Ab und zu drehte er sich um und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Menge hinwegzuschauen, aber er entdeckte niemanden, der ihm zu folgen schien. Sie kamen wieder zum Wohnheim und betraten es durch den Hintereingang. Vorne waren eine Menge Studenten, und Corbett hatte keine Lust, sich mit ihnen über ap Thomas auseinanderzusetzen. Im Innenhof war Norreys beim Brunnen damit beschäftigt, einige Fässer zu reinigen.
»Ah, Sir Hugh.« Norreys kam auf sie zu. Er lächelte, aber seine Augen wirkten ängstlich, und er war bleich und übernächtigt. »Mittlerweile weiß wohl ganz Oxford von ap Thomas’ Festnahme«, sagte er zögernd. »Master Tripham und seine Kollegen bitten Euch, sie in der Bibliothek zu treffen.« Er wischte sich die Hände an seiner Lederschürze ab. »Sie fragen, ob Ihr die Freundlichkeit hättet, das sofort zu tun?«
»Wir haben die Studenten auf der Gasse bemerkt«, meinte Corbett, »und deswegen diesen Weg genommen.«
»Oh, es wird keinen Ärger geben«, erklärte Norreys. »Ap Thomas und seine Getreuen mochte eigentlich niemand. Alle lachen jetzt nur über sie, sonst nichts.« Er machte sich wieder an seinem Faß zu schaffen, verschloß es dann und hämmerte die Holzdübel fest. Anschließend nahm er seine Schürze ab. »Ich hole meinen Umhang und begleite Euch.«
Corbett ging durch das Wohnheim. Diesmal kam ihm die Atmosphäre viel angenehmer vor. Die Studenten behandelten ihn mit Respekt, und alle, auch die höheren Semester, ließen ihm den Vortritt. Sie gingen über die Gasse ins College, und ein Diener führte sie in die Bibliothek. Wenig später erschienen Tripham, Barnett, Churchley und Appleston. Lady Mathilda war die letzte. Ihre schwarze, polierte Krücke klapperte auf dem Fußboden, und sie hielt den Kopf wie eine Königin. Ranulf sah zu, wie Master Moth ihr auf den hohen Stuhl am Kopfende des Bibliothekstisches half. Dann schaute er neugierig Corbett an, der ganz in Gedanken versunken dasaß. Norreys trat völlig außer Atem ein und wischte sich seine Hände an seinem Umhang ab. Tripham bat sie, Platz zu nehmen.
»Ich würde Euch ja Wein anbieten, Sir Hugh«, meinte er sarkastisch, »aber Churchley hat uns gesagt, daß Ihr hier nur noch ungerne etwas zu Euch nehmt.«
»Ich denke, das gilt für alle in der Runde«, entgegnete Corbett. »Für die Morde an Ascham und Passerel gibt es immer noch keine Erklärung und auch nicht für den an meinem guten Diener Maltote. Der Bellman schlägt zu, wann es ihm gefällt, und nicht nur, um seine Spuren zu verwischen. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, scheint er zu denken. Ihr wolltet mich sprechen?«
»Ich...«, stotterte Tripham. »Wir wollen protestieren. Der Sheriff hat uns darüber informiert, daß wir in Sparrow Hall von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang unter Hausarrest stehen. Ist das wirklich nötig?«
Corbett zuckte mit den Schultern. »Das betrifft Euch und die Universität«, antwortete er. »Aber Maltote war ein Diener des Königs, und er wurde brutal ermordet. Außerdem sind einige Eurer Zöglinge, Master Tripham, angeklagt, Orgien gefeiert und möglicherweise sogar sich in den Schwarzen Künsten versucht zu haben.«
»Für das Privatleben unserer Studenten sind wir nicht verantwortlich«, fuhr ihn Tripham an.
»Und ich nicht für jeden Beamten des Königs«, entgegnete Corbett. »Außerdem«, seine Stimme wurde lauter, »wurde auf
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