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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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ihm. »Sir Hugh, habt Ihr von der fürchterlichen Prellung an seinem Knöchel gewußt?«
    »Ja, ja«, erwiderte Corbett geistesabwesend. »Master Tripham, würdet Ihr uns einen Moment allein lassen?«
    Der Konrektor schloß die Tür, und Corbett kniete sich neben das Bett und betete und weinte still.

.11.

    Corbett und Ranulf gingen auf ihr Zimmer zurück und kamen dabei auf der Treppe an Norreys vorbei. Er bot ihnen etwas zu essen und zu trinken an, aber sie lehnten ab. Ranulf meinte, er wolle einen Spaziergang machen, und Corbett begab sich in sein Zimmer. Er war über Maltotes Tod immer noch außer sich und versuchte sich abzulenken. Er holte die Proklamationen hervor, die ihm Simon in Leighton gegeben hatte, und sah sie noch einmal durch. Sie waren alle ähnlich — die Glocke, die von einem Nagel durchstoßen worden war, und die ausladende Kanzleischrift, der Haß auf den König, der in ihnen zum Ausdruck kam, und sie schlossen immer mit: >Niedergeschrieben in Sparrow Hall: The Bellman of Oxford.<
    Corbett schob sie weg. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, holte Maeves Brief aus seiner Kanzleitasche und las langsam jeden einzelnen Satz. Einer fiel ihm besonders ins Auge. Maeve beklagte sich darüber, daß ihr Uncle Morgan Eleanor mit Geschichten aufziehe, die von Enthaupteten handelten und von deren Köpfen, die an ihren eigenen Haaren von Ästen hingen.
    »Das ist es!« sagte Corbett leise.
    Er legte den Brief wieder hin und erinnerte sich an die Kleider, die er auf dem Castle untersucht hatte — kein Gras, kein Blatt, kein Stückchen Rinde.
    »Und wenn sie nun dort ermordet wurden?«
    Er stand auf und ging zum Fenster. Ihm fehlte Maltote mehr, als er sich selbst zugestehen wollte, und er wußte auch, daß Ranulf nie mehr derselbe sein würde. Er dachte an die Leiche seines jungen Freundes und an Triphams Worte über dessen Prellung am Knöchel. Corbett schaute hinunter in den Hof auf einen Karren, und vor Angst wurde es ihm eiskalt. Er stieß einen verärgerten Schrei aus und schlug mit der Faust gegen den offenen Fensterladen. Dann ging er zur Tür und riß sie auf.
    »Ranulf!« schrie er.
    Der Name hallte wie eine Totenglocke in dem leeren Korridor wieder. Es war früher Nachmittag. Die Studenten, die die Gefangennahme von ap Thomas eingeschüchtert hatte, hatten sich in ihre Unterrichtsräume und Vorlesungssäle begeben. Corbetts Unbehagen wuchs. Er fühlte sich plötzlich einsam, plötzlich verwundbar. Der Korridor hatte, abgesehen von Lüftungsschlitzen hoch oben an beiden Enden, keine Fenster, so daß es ziemlich dunkel war. Corbett ging rückwärts langsam wieder in sein Zimmer. War er etwa nicht allein? Er war sich ziemlich sicher, Gesellschaft zu haben. Er zog seinen Dolch und warf sich herum, als er ein leises, schlurfendes Geräusch hinter sich hörte. Eine Ratte? Oder jemand, der ihm in der Dunkelheit auflauerte?
    »Ranulf! Ranulf!« rief Corbett. Er seufzte, als er laute Schritte auf der Treppe hörte. »Vorsicht!« warnte Corbett. Ranulf kam mit gezogenem Dolch den Korridor entlang auf ihn zugelaufen.
    »Was ist los, Herr?«
    Corbett schaute über seine Schulter. »Ich weiß nicht«, flüsterte er, »aber wir sind nicht allein, Ranulf. Nein, nein!« Er packte seinen Diener am Arm. »Wir werden uns nicht auf die Jagd begeben, zumindest nicht hier!« Corbett war fast gezwungen, Ranulf in seine Kammer zu zerren.
    »Leg deinen Schwertgürtel um«, befahl er und tat das ebenfalls. »Hol eine Armbrust und einen Pfeilköcher.«
    »Wohin gehen wir? Was haben wir vor?«
    »Hast du bemerkt«, entgegnete Corbett, »daß seit unserer Ankunft in Oxford keine Leichen ohne Köpfe mehr auf irgendwelchen einsamen Pfaden gefunden worden sind? Ich weiß, wo diese armen Bettler ermordet worden sind.« Corbett deutete mit einem Finger auf den Fußboden. »Hier?« rief Ranulf.
    »Ja, hier im Wohnheim. Unten im Keller! Erinnere dich, Ranulf, diese Gebäude gehörten einst einem Weinhändler. Hast du einmal das Haus eines Weinhändlers in London besucht?«
    »Ja«, antwortete Ranulf. »Sie haben riesige Keller und endlose Gänge. In einigen von ihnen in Cheapside hätte ein kleines Dorf Platz gehabt.«
    »Und dann gibt es doch noch diese Geschichte«, meinte Corbett, »von dieser Frau, die mit ihrem Kind in den Kellern wohnte, als Braose das College gründete. Ich wette, daß unser edler Gründer Mühe hatte, sie da unten zu finden und zu vertreiben.«
    Ranulf sah ihn besorgt an.
    »Ich begleite

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