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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Beerdigung. Er riet mir, das Ganze zu akzeptieren und verschwand am nächsten Morgen wieder nach Hamburg. Weißt du, wie das ist, wenn alles um dich herum anders ist? Wenn du ganz allein bist mit deinen Gedanken? Mit deinen Gefühlen? Wenn keiner dir glaubt?« In ihren Augen war ein feuchtes Glitzern. »Dann kamst du. Ein völlig Unbekannter gibt dir plötzlich Hoffnung. Jetzt weißt du auch, warum ich in dem Café so distanziert war. Ich musste erst einen klaren Kopf bekommen.«
    Sie suchte nach einem Taschentuch und schnäuzte sich. Ihre Wangen waren gerötet. Obwohl sie ihre Haare zusammengebunden hatte, fiel ihr eine blonde gelockte Strähne über die Stirn.
    Wie am Grab, dachte Kaltenbach. Doch dort hatte sie nicht geweint.
    »Hast du Hunger?«, fragte sie plötzlich.
    Kaltenbach nickte.
    »Ich habe leider nicht viel da. Ein bisschen Schafskäse und ein paar Oliven.«
    Kaltenbach dachte an seine Küche in Maleck und lächelte. »Perfekt«, sagte er.
    Kurze Zeit später saßen beide am Küchentisch und machten sich über das improvisierte Abendessen her. Es gab Brot, Grissi­ni, Tomaten, Gurken und Zwiebeln, dazu dicke schwarze Oliven mit Stein. Wein hatte Kaltenbach mit Hinweis auf seine bevorstehende Rückfahrt abgelehnt.
    »Wieso betrifft dich das Ganze eigentlich?«, fragte Luise, nach den ersten Bissen. »Ich weiß, du hast es mir schon mal erzählt. Aber da war ich nicht ganz bei der Sache.«
    Es fiel ihm auch dieses Mal schwer, seine anfänglichen Ahnungen in Worte zu fassen. Dafür schilderte er umso ausführlicher das Erlebnis auf dem Friedhof. Am Ende fasste er zusammen, was er bisher über die Triskele herausgefunden hatte.
    Luise hatte aufmerksam zugehört. »Das ist seltsam. Peter hat mir nie davon erzählt, dass er sich für Mythologie, noch dazu die irische, interessiert«, meinte sie.
    Kaltenbach dachte an die Swastika und die Panzerdivision. Er zögerte, doch er musste dies fragen. »War er vielleicht – ich meine, hat er sich politisch interessiert? Hatte er Kontakt zur … « Kaltenbach fiel es schwer, weiter zu sprechen. »… zur rechten Szene? Zu irgendwelchen Aktivisten?«
    Luise schien zunächst nicht zu verstehen, was er meinte. Dann schaute sie ihn empört an. »Das ist nicht dein Ernst! Peter war unpolitisch bis zur Schmerzgrenze. ›Die beste Regierung ist die, die man nicht bemerkt‹, sagte er einmal. Ich glaube, der wusste noch nicht einmal den Unterschied zwischen links und rechts. Politisch meine ich. Wie kommst du eigentlich darauf?«
    Er erzählte von den Bedeutungen des Spiralsymbols. Luise schüttelte heftig den Kopf.
    »Das glaube ich einfach nicht. Peter hätte sich nie im Leben auf so etwas eingelassen. Dazu war er ein viel zu großer Individualist. Außerdem, das einzig Mythische, was ihn interessierte, war die Fasnet und seine Fellteufel.«
    Sie stand plötzlich auf. »Mir ist gerade etwas eingefallen.« Sie verschwand hinter einer Tür neben dem Bauernschrank, die Kaltenbach bisher noch nicht aufgefallen war.
    Er kaute auf einer Olive herum. Sie hatte recht. Das passte alles nicht zu dem, was er hier sah, zu diesem Haus, zu Luise. Aber was hatten dann die Kelten damit zu tun?
    »Hier sind sie.« Luise kam zurück ins Zimmer und wedelte mit zwei dick gefüllten Fototaschen. »Bilder von der Beerdigung. Ich habe Abzüge machen lassen und wollte sie morgen zu meinen Eltern bringen.«
    Mit ein paar Griffen schaffte sie Platz auf dem Tisch. »Schau sie dir an. Vielleicht ist der Hagere mit drauf.«
    Schon auf einem der ersten Fotos entdeckte er den Mann. Er erkannte ihn sofort wieder. Das hagere Gesicht und die Hakennase wirkten sogar auf dem Foto auf merkwürdige Weise unangenehm.
    »Das ist er«, sagte er und deutete mit dem Finger auf ihn. »Kennst du ihn?«
    Luise nahm das Bild und betrachtete es sorgfältig. »Ein Typ Mensch, den ich nicht gerne in meinem Bekanntenkreis haben möchte«, sagte sie. »Nein, den habe ich noch nie gesehen«, meinte sie enttäuscht.
    Kaltenbach hatte inzwischen ein zweites Bild gefunden, auf dem der Mann zu sehen war. Etwas später ein drittes.
    »Das ist doch ein guter Anfang«, meinte Luise. »Jetzt brauchen wir nur noch den Mann zu finden, dann werden wir wissen, was dahinter steckt.«
    »Und wie?« Kaltenbach war froh, dass Luise nicht weiter auf seinen Verdacht wegen der Triskele einging.
    »Wir machen Vergrößerungen und fragen. Es muss ihn doch einer kennen.« Sie schnippte mit den Fingern. »Komm, wir tragen zusammen, was wir alles

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