Teufelskreise (German Edition)
meiner Garage geparkt. Aber eigentlich war das gerade die geringste meiner Sorgen. Viel eher machte mir die Vorstellung einer alten Frau Angst, die die Straßen unsicher machte.
Ich stellte mich hinter den Buick und stieg aus. Mit der Fernbedienung öffnete ich das Tor und ging durch die Garage ins Haus. Als ich die Küche betrat, hörte ich jemanden mit hoher Stimme jammern.
Ich ließ alles, was ich in den Händen hatte, auf den Küchentresen fallen und rannte ins Wohnzimmer.
Doch Nana ging es gut. Sie saß auf der Couch, die mit einer braunen Husse überzogen war, und grinste. Neben ihr auf meinem ohnehin bereits mitgenommenen Sofa hockte ein großer dunkelbrauner Welpe. Über seinen Augen wölbte sich eine wulstige Falte, als hätte er zu viel Haut, die ihm einen besorgten Ausdruck verlieh. Ich konnte es ihm nicht einmal verübeln; mein Ärger steigerte sich.
Vorsichtig fragte ich: »Was ist das?«
»Das ist ein Hündchen. Ich habe es Poopsie getauft«, sagte sie stolz.
»Poopsie?« Als ich mich dem Hund nähern wollte, um ihn genauer zu betrachten, kam ich nicht weit. Er sprang von der Couch und stürmte mir bellend und so heftig mit dem Schwanz wedelnd entgegen, dass sogar sein Hintern mitwackelte. »Er tanzt Twist. Er sollte besser Chubby Checker heißen.« Seine Beine waren außergewöhnlich lang. Vorsichtig streckte ich die Hand aus, um ihn zu tätscheln. Er drehte sich um und rannte zurück zu Nana.
»Es ist ein Wunder, dass die Leute überhaupt etwas über private Kleinanzeigen verkaufen«, sagte sie. »Nur ganz wenige wissen, wie man solche Anzeigen schreiben muss. Aber deine Eigentümer wussten es, nicht wahr, Poopsie?« Als die alte Raucherin Nana so albern mit Poopsie zu reden begann, wie manche Leute es mit ihren Babys tun, wurde mir schlecht. Sie kraulte den Kopf des Welpen. »Ist er nicht niedlich? Eine dänische Rasse, ganz was Exklusives. Stand zumindest in der Anzeige.«
Plötzlich misstrauisch fragte ich: »Und was genau stand da?«
»Dass er ein dänischer Hund sei. Und, na ja, ich habe gedacht, er würde gut zu mir passen, weil ich noch keinen Dänen getroffen habe, der mir unsympathisch gewesen ist.« Sie lachte laut. Es hörte sich an, als würde sie einen Lungenflügel aushusten.
Ich zuckte noch nicht einmal mit den Mundwinkeln. »Kann ich die Anzeige mal sehen?«
Nana schlüpfte aus ihrem pinkfarbenen Pantoffel und entblößte ihren missgestalteten Hammerzeh. Der Anblick ließ mich zusammenzucken. So etwas musste doch wehtun, oder? Wie konnte sie damit überhaupt ihr Gleichgewicht halten? Sie streckte dem Hund den Pantoffel hin, um ihn zu locken. Er machte einen Satz und grub seine Zähne hinein. »Die Zeitung liegt auf dem Tisch. Ich habe die Anzeige eingekringelt.«
Ich überließ die beiden ihrem Tauziehen und notierte mir im Geiste, dass ich Nana nie wieder mit den Kleinanzeigen allein lassen würde. Dann nahm ich die Zeitung und las die Annonce, die blau eingekreist war. Das einzig Ermutigende, das ich in dem Text fand, war das Wort »stubenrein«. »In gute Hände kostenlos abzugeben«, las ich auch noch mit Wohlwollen, aber nur mit geringem. Ich war mir sicher, dass es keinen »kostenlosen« Hund gab. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und deutete mit dem Finger auf die Annonce. »Ist das … ist das … eine Große Dänische Dogge?«
»Das habe ich doch schon gesagt, Seph.«
Meine Stimme wurde scharf. »Nana.«
Der Welpe riss Nanas Pantoffel aus ihrer Hand. Sie lachte und klatschte sich auf das Knie. »Sieh sich das einer an! So ein starkes, kleines Hundchen!«
»Nana, dein kleines Hundchen wird in sechs Monaten ein hundert Kilo schweres Riesenvieh sein. Seine Schultern werden sich auf dieser Höhe befinden.« Ich deutete es mit der Hand an. »Außerdem wird er einen Appetit wie ein männlicher Teenager haben.« Ich dachte an meinen Abschlussball-Kavalier, Gregory Newberry. Vor der Feier waren wir in ein Fastfood-Restaurant gegangen, und ich hatte zusehen müssen, wie er zwei Tripleburger und eine große Portion Pommes frites verschlang. Einerseits war ich schockiert gewesen, andererseits hatte mich dieses Erlebnis wohl auf die Essgewohnheiten der Wærwölfe vorbereitet. Der Gedanke erinnerte mich wiederum daran, wie die Tische ausgesehen hatten, auf denen ich einmal aus Versehen Leckerlis zu nah an ihren Zwingern liegen gelassen hatte. »Ganz zu schweigen von den Folgen für meine Möbel!« Nicht auszudenken, was ein zahnender Welpe mit meinem Beistelltisch anstellen
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