Teufelskreise (German Edition)
die es ihr erlaubt, ihre Aufgabe anmutig und am erfolgreichsten zu erfüllen. Sollten nicht alle Lebewesen sich an dem freuen, was sie sind? An dem, was sie tun, sein und schaffen können? Wären nicht alle glücklich und zufrieden, wenn ich recht hätte?«
»Natürlich.«
»Und warum lässt du dann nicht zu, dass sie dich ruft?«
»Das tue ich doch gar nicht.«
»Doch.«
Da ich wusste, worauf er hinauswollte, widersprach ich ihm heftig. »Sie würde nicht wollen, dass ich zur Mörderin werde und gegen die Weisung verstoße.«
»Die, die nicht den Gesetzen der Weisung oder einem anderen Gesetz folgen, das sie einschränkt, für die gelten keine Regeln. Im nächsten Leben wird vielleicht Gerechtigkeit getan werden, aber manchmal müssen diejenigen bereits in diesem Leben in ihre Schranken gewiesen werden, bevor sie größere Pläne stören.«
Ich hoffte, dass seine Worte nicht bedeuteten, dass die Göttin Vivians Mitgliedschaft im Rat der Ältesten befürwortete. »Willst du mir damit sagen, sie will, dass ich zur Mörderin werde?«
»Ist das denn so unvorstellbar?«
Ich grinste. »Dann bin ich also die Glückliche, die sich auf ihren Wunsch das Karma versauen darf, was?«
Der Schakal verzog seine Schnauze, was wohl einem Lächeln gleichkommen sollte. »Vielleicht ist es ja auch umgekehrt. Vielleicht ist die Aufgabe eine Gelegenheit für dich, Verfehlungen, die du in der Vergangenheit begangen hast, wiedergutzumachen.«
»Aber so funktioniert das Karma nicht.«
»Ach nein?«
Es war, als würde ich von Dornen übersäte Zweige versuchen zu flechten: Egal, wie ich es anstellen würde, es würde schmerzhafte Folgen haben.
»Sie ist weder als schneeweißes Einhorn noch als Nachtmähre erschienen«, sagte er. »Sie hat sich dir in unauffälligen Farben gezeigt, dafür aber in der wilden Gestalt eines Mustangs.«
Das Plätschern des Stromes war das einzige Geräusch, das für viele Minuten zu vernehmen war. Ich dachte, Amenemhab würde davonlaufen und mich mit meinen Gedanken allein lassen, aber er blieb an meiner Seite. Er ließ sich nieder und schaute dem Spiel der Sonne auf dem Wasser zu, geduldig wartend, bis ich zu einem Ergebnis gekommen war. Auch gut.
Es stand mehr auf dem Spiel als mein schnell gekränktes Ego oder mein Karma. Doch das hieß nicht, dass die Wahrheit mir gefallen musste. Die Last auf meinen Schultern wog unerträglich schwer. Wie war es möglich, dass ich plötzlich so wichtig geworden war? Bisher hatte ich mich in meinem Leben mit nichts besonders hervorgetan, und das war auch gut so gewesen. Endlich sprach ich das aus, was er vermutlich schon vorausgeahnt hatte: »Ich will keine Mörderin sein.«
»Du hast das Geld bereits erhalten. Und einen Teil davon ausgegeben.«
»Ich kann es immer noch zurückzahlen.«
»Oder du kannst den Auftrag erfüllen.«
»Aber mit einem Vampir werde ich nicht fertig.«
»Hast du Angst?«
»Nein.« Ich schwieg. »Okay, ja.«
»Du weißt, dass Angst zu haben keine Schwäche ist.«
Ich sah ihn scharf an.
»Sich von der Angst beherrschen zu lassen, das ist eine Schwäche. Aber dazu wird es nicht kommen, weil du nicht alleine bist.«
Ich fragte mich, ob er Celia wohl Spickzettel geschrieben hatte, sie anwies, was sie zu tun hatte. »Meine Zielperson ist es auch nicht.« Laut Reverend Kline arbeitete sein Bruder für einen anderen Vampir. Beim Gedanken daran verzog ich mein Gesicht. Im vergangenen Jahr hatten die Vampire eine PR -Kampagne gestartet, um ihr Image zu verbessern. Wenn sie ihre »Meister« in »Manager« umbenannten, so dachten sie, würden sie weniger wie gemeine Schlächter und mehr wie vernunftbegabte Geschäftsleute wirken.
»Du hast recht. Auch Goliath ist nicht allein. Aber du kennst jemanden, der gegen die Weisung verstößt und sehr allein ist.«
»Vivian.« Natürlich. »Wird sie Beverley noch mehr quälen, um mich leiden zu sehen?«
»Mach dir darüber keine Gedanken. In ihren Augen ist das Mädchen kein Druckmittel, sondern eine Last, die sie schnellstmöglich loswerden will.«
Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Warum hat Lorrie Vivian überhaupt als Vormund für Beverley eingesetzt?«
»Es ging Lorraine finanziell nicht gut, und Vivian ist recht wohlhabend. Welche Mutter wünscht sich nicht, dass ihre Tochter alles bekommt, was sie will?«
»Aber jetzt ist das genaue Gegenteil eingetreten!«
»Stimmt. Lorrie hat sich durch das falsche Gesicht ihrer Hohepriesterin täuschen lassen.«
»Ich fange an zu glauben,
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