Teufelskreise (German Edition)
seiner Reaktion beobachten, wie ich selbst monatelang meine Angst vor ihm gezeigt haben musste. Seine Miene wurde ängstlich, und er machte hastig einen Schritt zurück. »Ein Sicherheitssystem? Und das ist hier überall?« Er gestikulierte wild mit den Armen.
»Ja, das ist es.«
»Oha. Und ist das nicht gefährlich? Ich meine, für mich und die anderen Wære?«
»Ich glaube nicht.«
»Du glaubst nicht?« Sein Ton wurde nur ein kleines bisschen schriller.
»Okay, Johnny, nein, es ist nicht gefährlich. Jedenfalls nicht im Haus. Ich lenke die Energie, die in den Energiebahnen fließt, und arbeite mit ihr. Wenn der Bann erst errichtet ist, dann enthält er nicht mehr Energie als ein normaler Stein oder ein Baum. Und wie jedes andere Sicherheitssystem schlägt auch er Alarm, wenn jemand ins Haus einzudringen versucht. Der Bann hat auf dich und die anderen keine Wirkung – er löst nur in mir eine Reaktion aus. Im Haus ist es für euch absolut sicher. Hier draußen, während ich arbeite, allerdings eher nicht.«
»Aha. Dann gehe ich wohl besser wieder hinein.« Er lächelte und verschwand.
Johnny fürchtete sich also nicht vor mir, sondern vor dem, was ich zu tun imstande war – Energien zu rufen. Außerdem ängstigte ihn die Wirkung, die mein Tun auf ihn haben konnte. Zu recht.
Als ich in der Mitte des Gartens stand, legte ich das Buch und die Schlüssel auf den Boden zu meinen Füßen. Mit dem Blick nach Norden holte ich drei Mal tief Luft, um mich zu erden und zu zentrieren. Ich befand mich irgendwo zwischen vollem Bewusstsein und Alpha-Zustand – ich nenne es »Sub-Alpha«, und ja, professionelle Hirnforscher benennen mit demselben Wort vermutlich etwas ganz anderes, für mich war es aber einfach nur mein ganz persönlicher Jargon.
Im Uhrzeigersinn zog ich mit dem Besen einen vollständigen Kreis um mein Haus. Dabei sang ich:
»Bei Sonne und Mond sind meine Absichten rein.
Isis, lass nichts Böses in dieses Haus herein.«
Als ich wieder vor meinem Buch und den Schlüsseln stand, lehnte ich den Besen gegen die Hauswand und sagte feierlich: »Wie oben, so unten, mein Kreis ist geschlossen, so soll es sein.«
Auf den Knien, die Handflächen auf dem Boden, die Finger ins Gras gepresst, konzentrierte ich mich auf die Leylinie. Die Kraft summte leise in meinen Fingerspitzen – ähnlich dem Rauschen eines Flusses, wenn man sich in dessen Nähe befindet, ihn aber noch nicht sehen kann. Die Kraftlinie jedoch »hörte« ich mit meinem ganzen Wesen. Ich stellte mir vor, wie mein spirituelles Ich die Distanz zu ihr überwand, und näherte meine Hand dem Strom. Stark wie immer. Pulsierend. Ich formte mit der Hand eine Art Schale und hielt sie in die Energielinie. Mein Arm wurde bis zum Ellbogen von Taubheit erfasst, und jeder Nerv in meinem Körper knisterte. Bald verwandelte sich die beinahe schmerzhafte Hitze in eine dumpfe Wärme, es fühlte sich an, als wäre ich ein wenig angetrunken.
Das, was ich hier vorhatte, konnte sehr gefährlich werden.
Ich sog ein wenig von der Kraft in mich auf, spürte, wie das Summen stärker wurde, sich in meinem Körper ausdehnte und streckte, wie um zu testen, wie viel Platz es hatte. Schnell lenkte ich die Energie in den Pfad um, den ich zuvor im Uhrzeigersinn um das Haus gegangen war.
»Wände, Fenster, Balken und Stein,
lasst nichts Böses durch diese Türen herein.
Alarmiert mich, nutzt eure Kraft,
falls sich jemand mit Gewalt Zutritt verschafft.«
Nachdem ich dies drei Mal wiederholt hatte, spürte ich, wie sich mir die Energie von der anderen Seite des Kreises näherte. Ich zog meine gewölbte Hand aus der Leylinie und leitete die Kraft in den Kreis, bis er mit Energie gefüllt war. »So soll es sein.« Als es überstanden war, bekam ich eine Gänsehaut und erschauerte.
Ich nahm den Schlüsselring vom Boden auf und löste vier Schlüssel. Mit ihnen ging ich den Pfad erneut im Uhrzeigersinn ab und drückte den ersten Schlüssel auf der Ostseite des Hauses tief ins Gras.
»Verbunden mit mir und dem Haus seiest du,
dass den Wærwölfen stoße nichts zu.«
Ich wiederholte die Prozedur und platzierte die entsprechenden Schlüssel im Süden vor der Veranda, im Westen bei der Garage und an meinem Ausgangspunkt auf der Westseite des Hauses. Je weiter ich voranschritt, desto stärker wurde die Energie. Als ich fertig war, war sie ein schnell fließender und kraftvoller Strom.
Als meine Schicht an Theos Bett endete und Erik mich ablöste, schaffte ich es gerade noch,
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