Teufelskreise (German Edition)
meinen müden Körper ins Gästezimmer zu schleppen, wo ich mich entkleidete, meinen Pyjama überzog und dann völlig erschöpft auf der Matratze zusammensank. Dabei achtete ich darauf, Beverley nicht zu stören.
Ich erwachte ruhelos um zwei Uhr morgens. An dem Gefühl war jedoch weder die Luftmatratze noch die Lasagne oder der Wein schuld. Einem Leuchtfeuer gleich hing der abnehmende Mond am Himmel und erhellte den Raum sanft wie ein Nachtlicht. Ich lag still und horchte, vernahm aber nur Johnnys und Eriks Stimmen im Raum nebenan. Obwohl es Eriks Schicht war, unterhielten er und Johnny sich über die Songs für die neue CD , die sie im Studio aufnehmen würden. Ich schnappte mehrfach »Deep Lycanthropia« auf und Satzfetzen wie »habe den Text, aber keinen Refrain und keinen Titel« und »vielleicht hier eine Überleitung«.
Plötzlich ertönte der Alarm in meinem Kopf – wie eine Polizeisirene, die nur langsam in Fahrt kam.
Meine neuen Schutzbanne waren also an meiner Ruhelosigkeit schuld, verdammt! Es war das erste Mal, dass ich diesen Zauber anwandte, deswegen hatte ich meine Unruhe nicht richtig deuten können. Jetzt war mir klar, dass die Sirene in meinem Kopf einen Einbruch meldete, doch ihre Langsamkeit wies darauf hin, dass der Täter von den Schutzbannen wusste. Wahrscheinlich hatte er versucht sie auszuschalten und nahm nun vermutlich an, es sei ihm – oder ihr – gelungen.
Um Goliath konnte es sich bei dem Eindringling nicht handeln. Als Vampir konnte er das Haus nicht ohne Einladung betreten. Allerdings hätte ihm eine Hexe helfen können, indem sie den Schutzbann blockte.
Ich warf meine Decke zurück, glitt von der Matratze und öffnete leise die Tür. Auf Zehenspitzen schlich ich den Flur entlang und versuchte die Stellen, an denen die Dielen knarrten, zu vermeiden. Den unvermindert in meinem Kopf pochenden Alarm durfte ich nicht ausschalten, da dann die Einbrecher Wind davon bekommen würden, dass ich von ihnen wusste. Wenn ich den Alarm aktiviert ließ, nahmen sie an, dass ihr Gegenzauber ihn so weit abgeschwächt hatte, dass ich ihn nicht als solchen wahrnehmen konnte.
Ich öffnete die Tür zu Theos schwach beleuchtetem Zimmer und trat ein. Erst als mich die beiden Männer mit großen Augen anstarrten, ging mir auf, dass ich nur mit einem roten Slip und einem ebensolchen Tanktop mit dem Aufdruck des stilisierten schottischen Löwen bekleidet war.
»Red«, sagte Johnny, der aussah, als hätte es ihm den Atem verschlagen.
»He! Hier oben spielt die Musik«, flüsterte ich streng und deutete auf mein Gesicht. »Die Schutzbanne, die ich um das Grundstück errichtet hatte, haben mich geweckt. Jetzt schlägt auch noch mein Hausbann an. Jemand ist ins Haus eingedrungen! Anscheinend glauben sie, sie hätten meine Banne geblockt und ich würde nichts mehr wahrnehmen.« Sofort sprangen Johnny und Erik auf. »Wartet! Seid vorsichtig. Sie dürfen nicht mitbekommen, dass wir sie entdeckt haben.«
»Sie? Wie viele sind es denn?«
Ich zog ein Gesicht. »Das kann ich nicht sagen. Vielleicht ist es auch nur einer.«
»Hast du eine Pistole?«, fragte Erik.
Ein ersticktes Lachen entschlüpfte mir. »Nein.« Mein Baseballschläger stand immer noch hinter der Küchentür.
Sie wechselten einen Blick. Dann flüsterte Johnny: »Folgt mir.«
Ich packte seinen Arm. »Die Dielen knarren in der Mitte am stärksten. Haltet euch am Rand.«
Er ging in den Flur, Erik hinterher. Beverley und Nana schliefen, Celia ebenfalls. Unsicher, was ich jetzt tun sollte, stand ich in der Tür. Am liebsten hätte ich die beiden begleitet, aber wenn etwas schiefging, würde nur noch ich Theo beschützen können. Andererseits hatten sie es wohl insbesondere auf sie und mich abgesehen.
Hier jedenfalls konnte ich nicht bleiben. Ich nahm meinen schwarzen Seidenmorgenmantel von dem Türhaken, warf ihn über und knotete den Gürtel zu. Als ich das Zimmer verlassen wollte, kam mir ein Gedanke. Mit der Spritze Morphin, die schon für Theos nächste Dosis aufgezogen war, ging ich die Treppe hinunter.
Ich wohnte seit zwei Jahren in diesem Haus und kannte es dementsprechend gut. Aber jetzt, im Dunkeln, mit Adrenalin, das in meinen Adern pulsierte, und in den Ohren die Sirene, die mich von allen anderen Geräuschen ablenkte, kam mir jeder Schatten verdächtig vor. Als mein Fuß den Boden des Eingangsbereichs berührte, hörte ich aus der Küche einen Schrei und einen dumpfen Schlag. Dann folgten Geräusche eines Handgemenges. In Nanas
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