Teufelskreise (German Edition)
zu folgen.
»Du hast den Welpen einer Dänischen Dogge abgerichtet, aufs Hundeklo zu gehen?«, rief Johnny ungläubig.
»Ich nicht. Seine Vorbesitzer.« Ungeduldig kratzte Ares an der Tür zur Garage. Zuerst wollte ich ihn dafür ausschimpfen, doch als Johnny schon die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, kam mir ein anderer Gedanke. »Johnny, nicht!«
Er hielt inne. »Was ist?«
»Ares kann eigentlich schon allein in die Garage gehen, wenn er«, ich brachte es nicht über mich, »pinkeln« zu sagen, »sein Geschäft verrichten muss.« Hastig endete ich: »Auf jeden Fall glaube ich nicht, dass er jetzt auf die Toilette will.«
Johnny sah Ares fragend an.
»Vivian ist doch sicher nicht zu Fuß hergekommen«, sagte ich. »Wo steht ihr Auto?«
»Meinst du, sie hat noch jemanden mitgebracht?«, fragte er.
Ich zuckte die Achseln und spähte aus dem Fenster. Ihr Auto war am anderen Ende der Einfahrt geparkt.
»Hast du eine Leine?«
»Warum?«
Ich hatte mit einer zweideutigen Antwort gerechnet, doch stattdessen erwiderte er nur: »Ich werde Ares Gassi führen und mal nachsehen.«
Ich seufzte verärgert und holte die Leine. Johnny musterte sie anerkennend und hob seine Augenbrauen.
»Erik«, rief er, »du kommst mit.« Sobald er auf die Veranda trat, begann Ares wieder zu bellen und zog zum Rand der Bohlen. Johnny hielt sich an einem Pfosten fest, um den Hund zu stoppen. Während er seinen Blick über den dunklen Garten schweifen ließ, sog er den Geruch ein, der in der Nachtluft hing. Erik folgte ihm nach draußen und tat es ihm gleich.
»Was ist los?« Ich blieb in der Tür stehen.
Rasch befestigte Johnny die Hundeleine an dem Pfosten und grollte: »Betrachter.« Er rannte los, Erik hinterher. In der Dunkelheit wurden die beiden zu schnellen, schlanken Schatten.
»Betrachter?«, rief ich ihnen hinterher. Ares winselte und zog an der Leine, weil er den beiden folgen wollte. »Was sind Betrachter?«
Unter Aufbietung all meiner Kräfte zerrte ich den Hund wieder ins Haus und sperrte ihn zu seinem eigenen Besten in seinen Käfig. Nana schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein, ließ sich wieder auf der Bank nieder und studierte gemeinsam mit Beverley den Codex. Plötzlich begann sich Vivian zu regen. Sie hob langsam den Kopf und stöhnte. Blinzelnd sah sie sich um. Anscheinend versuchte sie sich zu orientieren.
»Ist das beabsichtigt, dass sie so schnell wieder aufwacht?«, fragte Celia. Sie hatte gerade ihr Haar gekämmt und widmete sich nun Beverleys. »Das war doch eine ganze Dosis, oder etwa nicht?«
»Ja, aber für Theo. Dr. Lincoln hatte sie nicht so hoch angesetzt, weil Medikamente bei Wæren viel stärker wirken als bei Menschen.«
»Man sollte wirklich meinen, das Gegenteil wäre der Fall«, sagte Celia, bevor sie auf Vivian zeigte. »Sie ist kein Wær.«
»Nein, dafür ist sie stigmatisiert«, sagte ich.
»Stigmatisiert?« In Celias Stimme lag Sorge.
Ich näherte mich Vivian. »Das stimmt doch, oder?« Ich zeigte ihr offen die Abscheu, die ich für sie empfand. »Du trägst das Zeichen eines Vampirs.« Für mich war ihre Zeichnung etwas Schmutziges, Ansteckendes, so wie ein Läusebefall.
Vivian sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Durch den Knebel waren ihre Worte gedämpft zu verstehen: »’ick ’ich.«
Ich schlug sie hart gegen die Schläfe. »Unterlass es, so vor meiner Großmutter und Beverley zu reden, verstanden?«
Böse funkelte Vivian mich an.
»Ob du verstanden hast?«, fragte ich noch einmal und zog an ihren Haaren.
Sie schloss die Augen.
»Woher hast du den Codex?«
Offenbar begann sie sich jetzt endlich zu erinnern, denn ihr benommener Blick wanderte durch den Raum, bis er an dem Buch auf dem Tisch vor Nana haften blieb. Als Vivian an den Fesseln zerrte, stellte ich mich hinter sie, ohne ihr Haar loszulassen. Dann entfernte ich mit einem Finger ihren Knebel. »Wo hast du das Buch her?«
»Es gehört mir.«
»Jetzt nicht mehr.«
Sie lachte. »Du bist eine Idiotin. Er wird es sich wiederholen. Dann wird er dich töten, und zwar allein aus dem Grund, dass du das Buch gesehen hast.«
»Wer?«, fragte ich, glaubte aber, es bereits zu wissen. Schließlich war Vivian trotz ihres Stigmas eine freie Frau. Sie lebte ein angenehmes Leben, arbeitete in einem Coffeeshop – was in meinen Augen allerdings immer noch keinen Sinn ergab. »Der, der dich gezeichnet hat, nicht wahr?« Ihr bösartiger Blick bestätigte meine Vermutung. »Die Banne waren gut, nicht wahr?«
»Sehr
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