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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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gewusst hätte … Wenn ich erkannt hätte, was einmal aus dir werden würde, hätte ich dich besser vorbereiten können.« Sie zog ihre Hand zurück und nahm bedächtig eine Zigarette aus der Schachtel.
    »Ich weiß gar nicht, ob ich an diesen ganzen Quatsch der Lustrata glauben soll.«
    Sie starrte mich an, während sie die Zigarette entzündete. Ihr Bein wippte wieder wütend. »Mein schlechtes Gewissen ist schon groß genug.« Sie blies den Rauch Richtung Decke. »Hätte ich dir die Geschichten damals erzählt, wärst du heute stolz, die Rolle übernehmen zu dürfen, aber so … bist du blind dafür.« Sie hielt inne. »Der Ältestenrat wird staunen. Den Codex und die Lustrata am selben Tag gefunden.«
    Bei der Erwähnung des Rates verging mir der Appetit. »Du hast doch niemanden angerufen, oder?«
    »Noch nicht.«
    »Dann tu es auch nicht.« Ich stand auf und trug meine Schale zum Spülbecken.
    »Aber, Seph – ?«
    »Nein, Nana, ich meine es ernst. Tu es nicht. Schwöre es.«
    »Aber warum nicht?«
    »Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, sind noch mehr Leute, die mich ansehen, als wären mir gerade Tentakel gewachsen und als wüssten sie nicht, ob sie von mir fasziniert oder angeekelt sein sollen. Außerdem hat Vivian angedeutet, dass es im Ältestenrat korrupte Mitglieder gibt, die in Lorries Mord verwickelt sind. Ich möchte sie ungern wissen lassen, wer ich bin.«
    »Ich glaube Vivian kein Wort.«
    »Behalt es einfach für dich, in Ordnung?« Ohne auf ihre Antwort zu warten, verließ ich die Küche. Vielleicht hätte ich mich besser gefühlt, wenn Nana zumindest mit mir geschimpft hätte, weil ich den Mordauftrag angenommen hatte. Besaß man als Lustrata kein Gewissen mehr? Wenn dem so war, dann waren meine Schuldgefühle der Beweis, dass ich nicht die Lustrata war. Und wenn nicht, musste ich als die Lustrata offenbar noch lernen, nichts zu fühlen. Wenn das der Fall ist, dann bitte ohne mich!
    Nana folgte mir. »Was ist los mit dir?«
    »Ich fühle mich, als müsste ich in einem Albtraum Fangen spielen. Alle wollen mich davon überzeugen, dass ich der Fänger bin und ich nichts dagegen tun kann. Aber ich will nicht der Fänger sein. Das alles macht mir Angst.« Schon als Kind hatte ich nie der Fänger sein wollen. Lief ich hinter den anderen Kindern her und versuchte sie zu fangen, dann hatte ich immer das Gefühl, als würden wir gemeinsam vor einem Monster davonlaufen und ich, die ich ja die Letzte der Gruppe war, wäre die Erste, die das Monster zu fassen bekäme.
    »Warum macht es dir Angst?«
    »Das weiß ich nicht.« Ich klang nicht sehr überzeugend, denn ich wusste es ja sehr wohl: Ich wollte die Verantwortung nicht übernehmen. »Selbst wenn ich nicht viel über die Lustrata weiß, so weiß ich doch, dass mit ihrem Titel so einiges verbunden ist.« Ich hätte es nicht sagen sollen – irgendwie ahnte ich schon, was jetzt kommen würde – , aber meine Totemtiere hatten mich dazu angehalten, immer ehrlich zu sein.
    »Und was zum Beispiel?«
    »Verantwortung. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin für –«
    Nanas Lachen unterbrach mich. »Wenn jemand zum Klassenclown gewählt wird, dann doch nur, weil er bereits der Klassenclown ist. Mit der Lustrata verhält es sich nicht anders, Persephone. Du bist schon immer du selbst gewesen. Du hast die Gerechtigkeit in deine eigenen Hände genommen, als du Lorries Stalker zur Rede gestellt hast, und du warst bereit, es wieder zu tun, um sie zu rächen. Du weißt doch, was ich immer sage: Wenn jemand etwas ein Mal tut, ist es vielleicht noch ein Fehler, aber beim zweiten Mal wird es zur Gewohnheit … « Sie zog an ihrer Zigarette.
    Ich verdrehte die Augen. Ich hasste das alte Sprichwort.
    »… oder eben zu einer Berufung«, endete sie.
    Mein Kopf ruckte vor und zurück.
    »Warum zweifelst du an dir? Du hast diesen Mordauftrag übernommen. Du –«
    »Aber das war ein Fehler! Und wegen dieses Fehlers stirbt Theo vielleicht gerade in diesem Moment!«
    »Und für diesen Fehler hast du bereits die Verantwortung übernommen, und du hast daraus gelernt. Ich bin zuversichtlich, dass du das Ritual korrekt ausführen und sie retten wirst.«
    Ich war verblüfft. »Ich? Aber ich dachte, du würdest die Führung übernehmen und ich würde dich nur unterstützen –« Ich brach ab, als sie lächelte.
    Johnny hatte mich vorgewarnt. Er hatte gesagt, ich würde es versuchen müssen, aber ich hatte ihn nicht so verstanden, dass ich allein das Ritual durchführen müsste.

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