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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Betrachtern extrem gut an.« Mein Sarkasmus bescherte mir ein Lächeln von Johnny.
    »Die Betrachter werden gewöhnlich im Dienst getötet. Soweit ich weiß, kommt es nur äußerst selten vor, dass ein Betrachter gewandelt wird.«
    »Die Nährlinge sind also ihre Lieblinge und die Betrachter ihre Spione und Handlanger. Entzückend.«
    »Natürlich. Und als Vampiruntertanen können sie ja nicht ganz banale Namen haben.«
    Wie ich die wichtigtuerischen Vampire einschätzte, würden sie niemals etwas mit ganz gewöhnlichen Worten benennen. Aber laut Beverley war Goliath nicht eingebildet. Oder war das hochmütige Image, das die Vampire unterhielten, nur eine PR -Strategie? So wie das der Feen, die den Menschen mit einem Illusionszauber Flügel vorgaukelten und sich in der Öffentlichkeit mildtätig, freundlich und humorvoll zeigten? Hatte ich etwa mehr Vertrauen in die Klischees der Vampire als in harte Fakten?
    »Johnny.« Es lag mir nicht, um den heißen Brei herumzureden, deswegen kam ich ohne Umschweife zur Sache. »Diese Lustrata. Ich habe keine Lust, Atlas zu spielen und die Welt auf meinen Schultern zu tragen.«
    Seine zufriedene Miene wurde plötzlich ausdruckslos. Unter seinem strengen, unnachgiebigen Udjat-Blick fühlte ich mich unangenehm klein. »Die Welt kann es sich nicht leisten, auf deine Meinung Rücksicht zu nehmen, Persephone.«
    »Ich finde, wir sollten das Haus nicht nur durch die Banne schützen«, sagte ich.
    Nana hob den Blick von dem Codex. »Daran arbeite ich bereits«, sagte sie, während sie gleichzeitig das »Buch der Schatten« und den »Codex Trivium« tätschelte.
    »Aber ich könnte dir helfen.«
    »Du solltest lieber ein bisschen schlafen, spazieren gehen und Luft schnappen oder meditieren. Auf jeden Fall solltest du für eine Weile hier raus. Mit ein wenig Abstand lässt sich auch gleich klarer denken.« Nana war eine ausgezeichnete Hexe, und ihr Gesichtsausdruck warnte mich davor, weitere Fragen zum Schutz des Hauses zu stellen.
    So abgewiesen beschloss ich, mich ein bisschen auf die Veranda zu setzen. Der frische Wind tat mir gut. Am liebsten wäre ich spazieren gegangen, aber wie könnte ich das je wieder sorglos tun, wenn ich wusste, dass dort draußen Betrachter herumliefen? Meine Tage der bequemen Anonymität, die mir Schutz vor Vampiren und ähnlichen Geschöpfen gewährt hatte, waren gezählt. Der Gedanke erschreckte mich.
    Konnte ich Nana jetzt noch allein lassen? Sie würde nie wieder in ein Pflegeheim zurückkehren können, selbst wenn dem nicht bereits ihre Persönlichkeit im Wege gestanden hätte. Und hier wäre sie vollkommen ungeschützt. Und was war mit Beverley? Die arme Beverley. Sie kannte Goliath! Anscheinend seine weichere, zugänglichere Seite, wenn die nicht nur eine Maske gewesen war. Wie war es möglich, dass ein Killer wie er Zuneigung für eine Frau wie Lorrie und ihre Tochter empfunden hatte?
    Wie nur sollte ich Abstand und Klarheit gewinnen, wenn mir der Kopf von all diesen Gedanken schwirrte?
    Ich verließ die Veranda, entschlossen, mich nicht damit abzufinden, eine Gefangene in meinem eigenen Zuhause zu sein. Mit langen, energischen Schritten ging ich ums Haus und ließ den Blick über die Felder schweifen. Das Ende der Welt. Mir war das recht. In der Stadt würden die Nachbarn sich von mir abwenden, die Augen verschließen und ihre Türen verriegeln. Wenigstens wiegte ich mich hier draußen nicht in falscher Sicherheit. Jeder, der mir zu Hilfe kommen könnte, war bereits hier und schien meine – wenn auch späte – Ehrlichkeit zu honorieren.
    Der Keller schien mir eine willkommene Ablenkung zu sein. Ich stieß die Tür auf und ging die Treppe hinunter, als wüsste ich genau, was ich hier wollte.
    Hier unten roch es so, wie kalte Dunkelheit riechen sollte: leer und feucht. So wie der Winter, wenn sich der nasse Schnee wie ein weißes Tuch auf das stille Land gelegt hatte. Die letzten beiden Jahre meines Lebens waren ein einziger Winter gewesen. An der Oberfläche die Routine wie viele übereinanderliegende Decken, doch darunter warteten die ungelösten Probleme, die Gefühle und Gedanken. Die Ironie wollte es, dass, gerade als die kalte Jahreszeit begann, das Tauwetter in meinem zu Eis erstarrten Leben einsetzte. Unzählige Wurzeln regten sich in mir, streckten sich. Die zahlreichen Komplikationen waren deren Triebe.
    Ein Wort echote in meinem Kopf: Lustrata.
    In dem goldenen Lichtstrahl, der durch die geöffneten Türen fiel, trat ich in Johnnys

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