Teufelskreise (German Edition)
weiß ich!« Beverley nahm die Plüschkatze und vergrub ihr Gesicht im T-Shirt ihrer Mutter. Ihre Schultern zuckten, während sie weinte.
Ich streichelte ihr den Rücken, obwohl ich am liebsten in die Küche gerannt wäre, um Vivian erneut zu befragen. Aber die würde mir nicht weglaufen. Ich hatte später noch immer genug Zeit dafür. Vivian hatte mir weismachen wollen, Lorrie sei von einer Art Vollstrecker des Rates getötet worden – als Warnung. Aber Goliath war ein Vampir, kein Ältester, und dass er für jemand anderen als Menessos arbeitete, das war schlichtweg absurd. War er etwa von Menessos als Gefallen für einen Ältesten geschickt worden? Was würde ein Vampir von einem Ältesten wollen? Vielleicht hatte er vor, Vivian trotz ihres Stigmas in den Rat einzuschleusen, aber vielleicht hatten der Rat und die Vampire auch mehr gemeinsame politische Interessen, als ich glauben wollte.
Außerdem gab es noch eine andere Möglichkeit – nun ja, wahrscheinlich gab es noch unendlich viele Möglichkeiten, aber diese eine leuchtete hell auf meinem Radar auf. Was, wenn Beverley recht hatte und Goliath tatsächlich unschuldig an Lorries Tod war? Zu Anfang war mir Vivians Wort Beweis genug gewesen, aber mittlerweile wusste ich, dass alles, was sie sagte, wertlos war.
Aber wenn Goliath nicht der Mörder war, wer war es dann? Ich wusste ja nicht einmal, wo ich mit der Suche anfangen sollte, falls ich neue Verdächtige benötigte. Was, wenn Vivian diese schreckliche Situation nur zu ihrem Vorteil hatte nutzen wollen? Weil ich so naiv war?
»Persephone?«
Ich stellte fest, dass ich aufgehört hatte, Beverley den Rücken zu streicheln. Wenigstens weinte sie nicht mehr.
»Tut mir leid. Ich versuche nur herauszufinden, wie das alles zusammenpasst.« Ich stand auf. »Das ist so … so frustrierend.«
»Versprichst du mir, dass du es mir sagst, wenn du es geschafft hast?«
»Versprochen. Ich werde nichts vor dir verheimlichen.« An der Tür streckte ich die Hand nach dem Lichtschalter aus.
»Lass das Licht an. Bitte.«
Theos EKG zeigte einen schnellen, aber gleichmäßigen Herzschlag. Dr. Lincoln und Johnny sprachen mit gedämpfter Stimme miteinander, verstummten aber, als ich ins Zimmer trat. Nana kam die Treppe herauf und folgte mir. Celia saß auf der Bettkante und hielt Theos Hand. »Was wissen wir?«, fragte ich.
»Es ist tatsächlich ein Blutpfropfen. So etwas kommt bei Bein- und Beckenbrüchen häufig vor. Er ist in ihre Lunge gewandert. Wir müssen einen Krankenwagen rufen, damit man sie ins städtische Asyl bringen kann, um die notwenige Operation durchzuführen.«
»Nein«, sagte Johnny. »Die beiden kennen einen wirksamen Zauber.« Er zeigte auf Nana und mich.
»Wie schnell können Sie das Ritual durchführen?«, fragte der Arzt.
Ich warf Nana einen Blick zu. Sie ging zu dem Fenstersitz, lehnte sich vor und betrachtete den Himmel, trat dann wieder zurück und blickte durch die Oberlichter, stellte sich neben Theos Bett und rechnete nach. »In ungefähr zwei Stunden wird der abnehmende Mond wieder durch die Oberlichter scheinen. Wir könnten sie aber auch an eine Stelle bringen, an der sie das Mondlicht trifft, wenn der Mond aufgeht.«
»Nein. Sie darf auf keinen Fall bewegt werden.« Dr. Lincoln schürzte die Lippen, und seine Finger zuckten, als er nachdachte. »Sie müssen das verstehen. Ohne eine richtige radiologische Untersuchung –« Er brach ab, als ihm einfiel, dass seine Zuhörer mit medizinischen Fachbegriffen wenig anfangen konnten. »Ohne Röntgenaufnahmen oder eine MRT weiß ich nichts über die Größe des Pfropfens. Ich habe eine ungefähre Ahnung davon, wo er sitzt, weil ich die Blockade höre«, er holte tief Luft, bevor er fortfuhr, »im besten Fall löst sich das Ding in den kommenden Stunden von allein auf, aber Fakt ist, dass die Chancen dafür sehr gering sind.«
»Woher wissen Sie so genau, dass es so unwahrscheinlich ist?«, fragte Johnny schnell.
»Meine Frau ist an einer Lungenembolie gestorben.« Sein Ton war bitter. »Die rechte Herzkammer pumpt Blut in Richtung Lunge, um Sauerstoff zu bekommen. Der Pfropfen bewirkt, dass die Kammer kollabiert, wenn sie versucht, Blut an der Blockade vorbeizupumpen. Das Krankheitsbild hat eine Mortalitätsrate von neunzig Prozent. Oder sie schießt, so nennt man das medizinisch, immer weitere Embolien.« Er rieb sich die Stirn.
Johnny umfasste den Bizeps des Arztes mit einer Hand und starrte zu ihm hinunter. »Was können Sie tun, damit
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