Teufelsleib
Klein.
»Das sind alle? So viele?«
»Ja«, antwortete Winkler lächelnd. »Viel Spaß damit.«
»Okay. Die Webers, was können Sie uns über sie sagen, ohne das Beichtgeheimnis zu verletzen?«
»Ein sehr engagiertes Ehepaar, dessen größter Wunsch bislang nicht in Erfüllung gegangen ist – sie haben sich all die Jahre über Kinder gewünscht, aber es hat bis jetzt nicht sollen sein. Er ist Lehrer, sie arbeitet als Übersetzerin von zu Hause aus. Wie bereits erwähnt, sind sie im Kirchenvorstand.«
»Karl-Heinz Schwarz?«
»Unser Küster. Ein eher introvertierter Mann, aber nicht unfreundlich. Seine Frau ist vor knapp zwei Jahren verstorben, was ihn verständlicherweise sehr mitgenommen hat. Er brauchte viel Beistand, um nicht in einem tiefen Loch zu versinken.«
»Wie alt ist er?«
»Zweiundvierzig.«
»Und er lebt jetzt allein?«
»Nein, er hat eine fünfzehnjährige Tochter, die selbstverständlich noch bei ihm wohnt, aber mit der Kirche nicht viel am Hut hat. Schade, denn die Kinder und Jugendlichen liegen uns besonders am Herzen.«
»Herr Neuendorf?«
»Ein sehr kompetenter Mann, wenn ich das so sagen darf. Er hat innerhalb kürzester Zeit einen phantastischen Chor auf die Beine gestellt, um den uns andere Gemeinden beneiden. Ich möchte ihn nicht mehr missen, vor allem, weil er sowohl mit den Jugendlichen als auch der älteren Generation sehr gut zurechtkommt.«
»Max und Erika Trautmann?«
»Herr Trautmann ist schon in der zweiten Generation in dieser Gemeinde, da war ich noch nicht einmal geboren. Sie gehören fast zum Inventar. Sie sind ebenfalls im Kirchenvorstand und eng mit Familie Weber befreundet.«
»Was machen die Trautmanns beruflich?«
»Sie betreiben hier in Bieber eine Apotheke, ebenfalls in der zweiten Generation. Sie sind sozial stark engagiert, greifen anderen in der Gemeinde, die materiell nicht gut gestellt sind, unter die Arme. Sie helfen ihnen bei der Arbeitssuche, geben finanzielle Unterstützung und so weiter. Die Trautmanns sind wahrlich eine Vorzeigefamilie. Sie haben einen Sohn, Thomas, und eine Tochter, Juliane. Er studiert Mathematik und Physik und leitet eine Jugendgruppe innerhalb der Gemeinde, außerdem gibt er Nachhilfeunterricht. Juliane arbeitet in der Apotheke mit und kümmert sich um junge Mädchen …«
»Können Sie uns das näher erklären?«, fragte Elvira.
»Nun, Juliane treibt Sport mit ihnen. Sie ist eine ausgezeichnete Leichtathletin und Schwimmerin und will durch Sport die Mädchen von der Straße holen oder sie gar nicht erst in schlechte Gesellschaft geraten lassen. Sie geht in dieser Aufgabe voll und ganz auf und wird von den Mädchen geliebt.« Er lächelte versonnen und fuhr fort: »Das sind die Trautmanns. Das Soziale liegt bei ihnen in der Familie, denn bereits die Eltern von Herrn Trautmann haben viel Positives in dieser Gemeinde bewirkt. Jetzt können sie das nicht mehr, das Alter, wenn Sie verstehen. Sie sind zwar noch recht rüstig, doch körperlich nicht mehr in der Lage, die Kirche jeden Sonntag zu besuchen. Nun, das nur am Rande. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass wir etliche Mitglieder haben, die zur sogenannten Unterschicht zählen, auch wenn ich dieses Wort nicht mag, aber wir dürfen die Augen nicht vor der Realität verschließen. Auf der anderen Seite gibt es auch einige in unseren Reihen, die wohlhabend, um nicht zu sagen reich sind. Es ist eine gute Gemeinde, ich bin froh, hier ein Zuhause gefunden zu haben. Mir hätte nichts Besseres passieren können. Tja, wenn es sonst nichts gibt, ich habe noch eine Menge zu tun, unter anderem muss ich die Predigt für morgen vorbereiten.«
»Vergessen Sie nicht die Webers!« Elvira wollte sich erheben, hielt dann aber noch einmal inne. »Herr Winkler, beinahe wäre mir entgangen, dass Sie uns unter Umständen sogar bei den Ermittlungen helfen können.«
Brandt sah Elvira fragend von der Seite an.
»Wenn Sie meinen. Wie kann ich Ihnen weiter behilflich sein?«
»Haben eine Olive, ein Olivenzweig und eine weiße Taube eine besondere religiöse Bedeutung?«
»Olive, Olivenzweig und weiße Taube? Hat das was mit den Morden zu tun?«
»Ja. Also, können Sie uns die Bedeutung nennen?«, fragte Elvira leicht ungehalten. Alles schien sich kaugummiartig hinzuziehen. Es ging ihr auf die Nerven. Auch dass Winkler so undurchschaubar war, dabei aber die Ruhe in Person schien, nichts, was auch nur annähernd verriet, dass er womöglich nervös sein könnte. Er schien jedes Vorurteil
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