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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ihre engsten Verwandten, sie erkannt hätten. Bei der Zeidler war es dasselbe, in den Augen ihrer Familie war sie die adrette und doch unscheinbare junge Dame, für ihre Kunden der megaheiße Vamp. Wir haben doch die Fotos damals miteinander verglichen und konnten kaum glauben, wie sich jemand so verwandeln kann. Von der Raupe zum Schmetterling.«
    »Aber woher wusste dann der Täter von diesem Doppelleben?«, sagte Nicole und sah Brandt an.
    »Welche Optionen gibt es denn? Die Opfer haben sich untereinander nicht näher gekannt, auch wenn sie sich vermutlich einige Male über den Weg gelaufen sind. Schließlich haben alle die Andreas-Gemeinde besucht. Die Zeidler und die Maurer regelmäßig, bei der Schubert wissen wir das nicht so genau, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass sie in diese Kirche gegangen ist …«
    »Das beantwortet aber nicht meine Frage.« Und nach einer kurzen Pause, in der beide von ihrem Bier tranken, fügte sie hinzu: »Haben die Opfer die Beichte abgelegt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann frag den Pfarrer. Er muss dir eine Antwort geben.«
    »Er muss nicht, doch ich werde ihn trotzdem fragen. Dann würde automatisch auch Winkler zum potenziellen Täterkreis zählen …«
    »Sicher. Es ist unter Umständen aber auch möglich, auf Umwegen an solche vertraulichen Details zu gelangen. Vielleicht lauscht der Täter mit, wenn jemand die Beichte ablegt. Oder er bedient sich elektronischer Hilfsmittel, von denen der Pfarrer nichts weiß. In der heutigen Zeit ist doch nichts mehr unmöglich.«
    »Stimmt. Oder es ist ein Kunde, der gut über die Gemeinde Bescheid weiß. Was denkst du, ist unser Killer ein aktiver Kirchgänger?«
    »Zumindest können wir wohl davon ausgehen, dass er über die Mitglieder recht gut informiert ist. Drei Prostituierte, die ein und dieselbe Gemeinde besuchen, zeugen doch eher davon, dass er seine Opfer kannte beziehungsweise kennt. Tritt diesem Pfaffen mal gehörig auf die Füße und löchere ihn so lange, bis er dir sagt, ob eine oder alle drei Frauen bei ihm die Beichte abgelegt haben. Seine Antwort verstößt nicht gegen das Beichtgeheimnis. Er wird dir natürlich nicht verraten, was ihm anvertraut wurde. Ich möchte fast wetten, dass die Frauen bei ihm waren. Wenn die Schubert bei ihm war, dann schließt sich der Kreis. Knöpf dir Winkler vor, und sei bloß nicht zimperlich. Haben diese drei Frauen die Beichte abgelegt?«
    Brandt lachte auf und schüttelte den Kopf. »Das hätte ich vorhin schon fragen müssen. Oh Mann, ich werde alt. Aber lass uns weiter über den Täter sprechen. Was treibt ihn?«
    »Seine Mutter war oder ist eine religiöse Fanatikerin«, antwortete Nicole lapidar.
    »Interessante Theorie. Spinnen wir den Faden weiter. Seine Mutter war eine religiöse Fanatikerin und gleichzeitig eine Hure? Passt das zusammen?« Er sah Nicole fragend an.
    »Es gibt doch nichts, was es nicht gibt. Die heilige Hure. Warum nicht? Sie lebte oder lebt zwei Leben, das eine ist stark auf Religion und Kirche fixiert, das andere ist triebgesteuert. Oder auch nicht triebgesteuert, sondern es ging allein ums Überleben«, verbesserte sie sich. »Sie hat sich vielleicht als Hure verdingt, um ihre Familie über Wasser zu halten. Wenn ein Kind miterlebt, wie die Mutter permanent wechselnde Männerbekanntschaften hat, kann dies ab einem bestimmten Alter zu Verachtung oder gar Hass führen, vor allem bei Jungs.«
    »Wenn dem so wäre, müssten wir jemanden suchen, dessen Mutter Heilige und Hure in einer Person war.«
    »Unter Umständen. Zum einen musste der Täter von Geburt an Sonntag für Sonntag in die Kirche gehen, in die Sonntagsschule, er ging zur Kommunion und so weiter. Aber zu Hause erlebte er das Gegenteil von dem, was ihm in der Kirche gelehrt wurde, nämlich die Hurerei. Ich weiß, ich spekuliere hier wild, aber was anderes bleibt uns im Moment nicht. Seine Taten sind zum Teil religiös motiviert, deswegen auch die Symbole, die eigentliche Motivation liegt jedoch anderswo …«
    »Warte mal, mir fehlt da was«, warf Brandt ein und fasste sich kurz an die Nasenspitze, sein Blick ging zum Kamin. Er schaute in die Flammen und meinte: »Gehen wir doch mal von der schlimmsten aller Möglichkeiten aus: Seine Mutter war nicht nur Heilige und Hure, sondern hat sich auch an ihm vergangen, als er die nötige Reife hatte.« Er sah Nicole fragend an. »Zu weit hergeholt?«
    »Nein, du kannst sogar noch eins draufsetzen. Er wurde nicht nur von seiner Mutter missbraucht, sondern auch

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