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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mit Du anzusprechen. Hattest du nicht einen Tisch für zwanzig Uhr reserviert?«
    »Natürlich«, antwortete er nach einem Blick auf seine Patek Philippe. »Lass uns gehen oder besser fahren. Ist das Restaurant weit von hier? Ich kenne mich im Rhein-Main-Gebiet nicht aus. Ich bin zum ersten Mal in Frankfurt, aber was ich bisher gesehen habe, gefällt mir. Hat etwas von einer Metropole. Dagegen ist München ein Dorf«, sagte er lachend.
    »Gravenbruch gehört nicht zu Frankfurt, sondern zu Neu-Isenburg. Aber du hast recht, Frankfurt ist eine Weltstadt, nicht umsonst nennt man es Mainhattan. Lass uns fahren, sonst vergeben die noch den Tisch. Warum hast du ein Restaurant in Offenbach ausgewählt?«
    »Es wurde mir empfohlen, angeblich ein schönes Ambiente, eine exzellente Küche mit einem Sternekoch … Was will man mehr?«
    »Wer immer es dir empfohlen hat, er hat Geschmack, denn ich kenne dieses Restaurant. Wollen wir meinen Wagen nehmen oder lieber ein Taxi?«
    »Nehmen wir deinen Wagen, wenn es dir nichts ausmacht. Das Taxi, mit dem ich hergekommen bin, war ziemlich verdreckt und der Fahrer recht unfreundlich, um nicht zu sagen unverschämt. Das war aber auch das einzig Negative, was ich bisher erlebt habe.«
    »Wie du möchtest, dann spiele ich eben die Chauffeurin.«
    Er öffnete die Tür und stieg ein.
    Sie erreichten das Restaurant um sieben Minuten vor acht.
    Sie studierten die Speisekarte, tranken jeder ein Glas Rotwein, gaben die Bestellung auf und speisten in aller Ruhe und unterhielten sich während des Essens auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Mark war gebildet, verfügte über außergewöhnlich gute Manieren und wirkte zu keiner Zeit aufdringlich. Nach dem Essen gingen sie in eine volle Bar, aber der Lärmpegel war so hoch, dass sie sich kaum unterhalten konnten. Bereits um kurz nach zehn sagte er über den Lärm hinweg: »Weißt du, wir haben jetzt schon über so viele Dinge gesprochen. Ich habe tatsächlich das Gefühl, als würden wir uns schon lange kennen. Hast du heute noch etwas vor?«
    »Nein, natürlich nicht. Der restliche Abend und vielleicht sogar noch mehr gehört ganz alleine dir, sofern du es möchtest. Bis vier Uhr habe ich Zeit.«
    »Dann würde ich gerne die Nacht mit dir verbringen«, sagte er kurz und knapp.
    »Die ganze Nacht?«, fragte sie verwundert. »Musst du morgen nicht früh raus?«
    »Nein, mein erster Termin ist am Nachmittag. Ich würde dich gerne bis acht Uhr buchen. Okay?«
    »Tut mir leid, es geht maximal bis vier.«
    »Meinetwegen. Ich wette, du bist jeden einzelnen Cent wert.«
    »Das will ich doch hoffen«, antwortete sie geheimnisvoll lächelnd. »Aber wir gehen nicht ins Hotel.«
    »Wohin dann?«, fragte er mit hochgezogenen Brauen.
    »Ich habe ein nettes, kleines Apartment. Es ist keine fünf Minuten von hier. Es wird dir gefallen.«
    »Wunderbar.«
    Sie verließen die Bar und fuhren mit dem Mercedes zu Yvonnes Wohnung. Dreitausend Euro dafür, dass sie den Abend und die Nacht mit einem netten Mann verbrachte. In der Regel verdiente sie am Tag zwischen fünfhundert und tausend Euro, von denen ihr nach Abzug der Steuern noch gut fünfundsechzig Prozent blieben. Sie hätte sich den Mercedes und auch das Penthouse in einer der besten Gegenden Frankfurts von ihrem eigenen Geld leisten können, doch ihr treuester Verehrer hatte nicht nur mit ihr zusammen die Wohnung ausgesucht, sondern hatte sich auch hier nicht lumpen lassen und die Hälfte der Kosten übernommen, immerhin fünfhunderttausend Euro. Als Gegenleistung hatte er lediglich verlangt, bis zu seinem Lebensende ihr Freund sein zu dürfen. Wie hätte sie ihm das abschlagen können, konnte sie sich doch keinen besseren Freund als ihn vorstellen. Seltsam war nur, dass er noch nie direkt den Wunsch geäußert hatte, sie solle ihren Job aufgeben.
    Als sie um Viertel vor elf vor dem langgestreckten Haus hielten, war außer einer alten Frau, die mit ihrem Hund noch einmal um den Block ging, niemand auf der Straße, obwohl sie sich noch in der Innenstadt befanden. Nicht einmal hinter der Hälfte der Fenster brannte noch Licht. Als sie ausstiegen, sagte Yvonne: »Hier sind wir. Mein kleines Reich befindet sich gleich im Erdgeschoss.«
    »Empfängst du hier …?«
    »Ich empfange
dich
hier, und ich verspreche dir eine rauschende Nacht. Allerdings bis maximal vier Uhr. Das ist meine Bedingung.«
    »Kein Problem, ich werde vermutlich sowieso früher gehen. Ich merke schon jetzt, wie ich langsam müde werde.

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