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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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geheiratet hat, ein solch düsteres Geheimnis mit sich herumgetragen hat. Dass jemand, der liebevoll und zärtlich war und der den Kindern ein guter Vater war … Seien wir ehrlich, am Ende hat doch keiner gewonnen, es gibt nur Verlierer …«
    »Elvira, bei Mord gibt es immer nur Verlierer. Ich denke dabei vor allem an die Kinder. Zehn, sechs und drei Jahre alt. Sie sollten nie erfahren, was für ein Mensch ihr Vater war.«
    »Sie werden es erfahren, denn die Wahrheit über Jovanovic wird an die Öffentlichkeit gelangen. So oder so. Wir können nicht den Deckel draufmachen und einen Prozess unter Ausschluss der Medien und der Öffentlichkeit durchführen. So was funktioniert vielleicht bei Promis, aber nicht bei einem Kriegsverbrecher, der sich hier bei uns eine neue Existenz aufgebaut hat, in der Hoffnung, die Vergangenheit würde ihn nie einholen. Hat sie aber doch, scheinbar rein zufällig. Doch ich glaube nicht an Zufälle, schon gar nicht in diesem Fall. Die beiden mussten aufeinandertreffen, ich habe keine andere Erklärung dafür.«
    »Ja, es sollte wohl so sein«, entgegnete Brandt nur.
    »Jetzt lassen wir das aber. Wir hatten uns doch geschworen, berufliche Probleme nicht mit nach Hause zu bringen, und ich rede schon wieder, als wäre ich im Büro. Halten wir uns jetzt endlich an dieses Versprechen und genießen den Abend, soweit es überhaupt noch möglich ist. Ist es möglich?«, fragte sie und streichelte ihn zärtlich.
    »Natürlich. Und ich danke dir.«
    »Wofür?«
    »Für deine offenen Worte. Dafür, dass du so zu mir stehst. Wir ergänzen uns eben doch perfekt.«
    »War das eine Liebeserklärung?«
    »Ich denke schon«, brummte er. »Du weißt, ich tu mich immer schwer mit so was. Aber ich liebe dich.«
    »Okay.« Lächelnd gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich habe belegte Brote gemacht und Salat.«
    Er stand auf, ging zur Anlage und legte die aktuelle CD von Norah Jones ein. Ihm war nicht nach harter, lauter Musik, wie sonst so oft. Er merkte, wie angespannt er war. Nicht nur das hinter ihm liegende Jahr, sondern auch das gerade begonnene hatte Spuren hinterlassen: unaufgeklärte Mordfälle, drei vermisste Personen, ein Krieg zwischen Serben und Kroaten, der noch nicht vorbei war, und eine liebenswerte Kollegin, die nicht mehr lange zu leben hatte. Bei alldem merkte er, wie gut es ihm tat, eine Frau wie Elvira an seiner Seite zu haben. Wenn er down war, richtete sie ihn auf, und wenn es ihr nicht gutging, stand er ihr bei. Er würde sie heiraten. Nur hatte er bislang nicht den Mut gefunden, ihr einen Antrag zu machen. Er hatte das Thema zwar ein paarmal angeschnitten, wie es denn wäre, wenn, aber mehr so im Scherz, dass sie es nicht ernst nahm.
    Beim Essen sprachen sie über Gott und die Welt, nur nicht über die letzten beiden Tage. Sie unterhielten sich über das Wetter, den nun schon zwei Monate anhaltenden Winter, der, so die Meteorologen, aufgrund einer besonderen Wetterlage erst noch zu Hochform auflaufen würde. Der Schnee türmte sich wie seit langem nicht mehr, und nachts fiel das Thermometer für die hiesigen Verhältnisse extrem tief.
    Sie gingen früh zu Bett. Während Elvira in seinem Arm lag, schwiegen sie lange. Dann sagte sie: »Das mit der Wohnung verschieben wir auf ein andermal.«
    »Welche Wohnung?« Seine Gedanken waren schon wieder woanders. Nicole Eberl.
    »Na ja, ich habe doch vorhin gesagt, das mit dem Hin-und-her-Pendeln …«
    »Ich möchte gerne mit dir zusammenziehen. Aber lass uns das nicht heute besprechen. Schlaf gut.«
    »Du auch.«
     
    Als sie am Morgen aufwachten, lag Elvira immer noch in seinem Arm, als hätten sie sich beide nicht bewegt. Sie blieben noch eine Weile liegen, bis Elvira ins Bad ging, duschte und sich schminkte, während Brandt den Frühstückstisch deckte. Obwohl er fast acht Stunden geschlafen hatte, war er noch immer müde. Der vor ihm liegende Tag würde alles andere als angenehm werden. Ein weiteres Mal würde er den Kroaten vernehmen und noch einmal zur Familie des ermordeten Serben fahren müssen. Und vielleicht würde er der armen Frau bei der Gelegenheit auch vorsichtig mitteilen, dass ihr Mann alles andere als ein Unschuldslamm gewesen war. Er würde aus der Situation heraus entscheiden müssen, ob er ihr dies schon zumuten konnte.
    Als Elvira aus dem Bad kam, ging auch er unter die Dusche, rasierte sich und sprühte etwas Eau de Toilette auf Gesicht und Hals. Danach fühlte er sich etwas besser.
    Um neun Uhr verließen sie

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