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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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die Wohnung, fuhren in die Tiefgarage und verabschiedeten sich mit einem Kuss voneinander. Sie musste zur Staatsanwaltschaft, er ins Präsidium und Bernhard Spitzer die Nachricht von der todkranken Nicole Eberl überbringen.

Freitag, 9.40 Uhr
    B randt betrat das Präsidium in der Geleitstraße, wo Alltagsbetrieb herrschte. Diejenigen, die nicht im Ermittlungsbereich tätig waren, bereiteten sich allmählich auf das Wochenende vor, andere sahen ihrem Bereitschaftsdienst entgegen. Und dazu zählte zum ersten Mal nach seinem Urlaub auch Peter Brandt.
    Spitzer war am Telefon, er machte einen genervten Eindruck, die Beine lagen auf dem Tisch, nebenbei kritzelte er etwas auf einen Block. Als er Brandt erblickte, winkte er ihn zu sich und drehte den Block um. Nach wenigen Sekunden beendete er das Gespräch und knallte den Hörer auf den Apparat. Brandt blieb vor dem Schreibtisch stehen.
    »Was war das denn?«, fragte Brandt mit dem Ansatz eines Grinsens, obwohl er selbst alles andere als gut drauf war.
    »Nur ein verdammtes Arschloch.«
    »Darf ich erfahren, wer dieses Arschloch ist?«
    »Nee, darfst du nicht«, erwiderte Spitzer und trommelte mit den Fingern auf den Tisch, ein Zeichen übergroßer Nervosität, denn normalerweise war Spitzer die Ruhe in Person.
    »Na ja, geht mich ja auch nichts an. Siehst aber nicht gut aus, um das mal höflich zu formulieren.«
    »Das musst du gerade sagen. Hast du schon mal in den Spiegel geguckt heute? Sei’s drum, fangen wir noch mal von vorne an. Guten Morgen, Herr Brandt … Und setz dich verdammt noch mal endlich hin.« Spitzer versuchte sich an einem Grinsen, das gründlich misslang. Brandt hatte Spitzer selten so erlebt. Sein Chef war ein eher introvertierter Mensch, auf den man sich zu jeder Zeit verlassen konnte. In der Zeit, als Brandts Ehekrise sich zu einer Katastrophe auswuchs, hatte Spitzer ihm zur Seite gestanden. Genau wie Nicole Eberl. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, doch Brandt würde ihn nicht heute darauf ansprechen.
    »Was macht unser Kroate?«, fragte Brandt stattdessen und stützte sich auf die Stuhllehne.
    »Er sitzt apathisch in seiner Zelle. Hat bis jetzt nur etwas getrunken, nichts gegessen. Wir müssen auf ihn aufpassen.«
    »Meinst du, er ist suizidgefährdet?«
    »Jetzt hock dich doch endlich hin, du machst mich nervös, wenn du da so rumstehst. Bitte!«
    »Gut, aber höchstens fünf Minuten. Ich nehm ihn mir gleich noch mal vor, danach liegt alles Weitere bei der Staatsanwaltschaft.«
    »Elvira?«
    »Klar. Ich meine, wenn seine Geschichte stimmt, bin ich der Letzte, der ihm einen Vorwurf macht, auch wenn ich das eigentlich nicht sagen darf. Der Kerl tut mir leid, genau wie die Familie von diesem Schlächter Jovanovic. Wer kümmert sich um dessen Vita?«
    »Gernot und ein gewisser Kovac, der heute von Frankfurt unserer Abteilung zugewiesen wurde. Kovac ist Experte für den Balkankrieg, seine Eltern sind selbst Opfer eines Massakers geworden.«
    »Sehr gut. Ich soll dir übrigens von Nicole einen, wie sie wörtlich sagte, ganz, ganz lieben Gruß ausrichten, und du sollst dir keine allzu großen Gedanken machen«, sagte Brandt und wartete Spitzers Reaktion ab.
    »Wie geht’s ihr denn?«, fragte er mit zusammengekniffenen Augen, als ahnte er, dass die nächsten Worte nicht angenehm sein würden.
    Brandt kratzte sich am Hals, seine Haut spannte. »Ich mach’s kurz. Sie wird sterben, die Ärzte wissen nur noch nicht genau, wann. Irgendwann im Laufe dieses Jahres. Kann sein, dass sie den Sommer nicht mehr erlebt.«
    Spitzer schoss nach vorn, den Blick fassungslos auf seinen alten Freund gerichtet. »Was sagst du da? Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Doch, leider. Sie wollte es uns in dieser Woche noch mitteilen, bevor die Sechswochenfrist abgelaufen ist. MS , aber nicht die normale Verlaufsform, sondern eine höchst bösartige. Mich hat’s umgehauen.«
    »Das ist nicht wahr, oder? Nicole, die war doch …«
    »Es hat schon im Sommer angefangen, aber die Symptome waren unklar, wie die Ärzte sagen. Andererseits unterstelle ich denen, dass die sich im Krankenhaus nicht die nötige Mühe gegeben haben, sonst hätten die doch bestimmt schon früher erkannt, was sie hat, und möglicherweise noch eine Möglichkeit gefunden, ihr Leben zu verlängern.«
    »Das ist doch völlig egal, ich meine, die Uhr lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Wie geht sie damit um?«
    »Du kennst sie. Nicole hat sich noch nie unterkriegen lassen, und sie will auch kein Mitleid.

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