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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zurechtgemacht hatte. Vamp pur, eine Sünde, die fast jeder Mann begehen würde, für die manch einer vielleicht sogar töten würde.
    »Nehmen Sie doch Platz«, sagte Nathalie Groß, ging zum Schrank und holte eine Flasche Wodka heraus, schenkte sich ein und trank das Glas in einem Zug leer. »Tut mir leid, aber das brauchte ich jetzt. Ausgerechnet Yvonne …«
    »Frau Groß, lassen wir doch diese Spielchen, mit denen Sie nur meine kostbare Zeit vergeuden. Yvonne ist ein Kunstname, in Wirklichkeit heißt sie Linda Maurer. Wie heißen Sie denn für Ihre Kunden?«
    Sie atmete einmal tief durch und antwortete mit einer Spur Verlegenheit: »Nicole.«
    »Na also. Und wie lange kennen Sie Ihre Nachbarin schon?«
    »Seit fünf Jahren. Ich habe sie mit dem Geschäft vertraut gemacht.«
    »Wie und wo haben Sie sich kennengelernt?«
    »Bei der Arbeit.«
    »Jetzt lassen Sie sich doch bitte nicht alles aus der Nase ziehen. Bei der Arbeit also. Wo haben Sie denn gearbeitet?«
    »Schmitz & Hainbach, Gebäudereinigung«, sagte sie mit gesenktem Blick.
    Brandt warf ihr einen strafenden Blick zu. »Okay, und jetzt noch mal von vorne. Sie heißen Nathalie Groß, und Sie haben Frau Maurer bei einer Putzfirma kennengelernt. Richtig?«
    »Ja.«
    »Gut, und jetzt beantworten Sie bitte meine Fragen nicht nur einsilbig, sondern möglichst in ganzen Sätzen. Haben Sie mich verstanden?«, fragte er, als er merkte, dass sie mit ihren Gedanken nicht bei der Sache war. Erst nach ein paar Sekunden und nachdem sie ihn lange an- und doch irgendwie durch ihn hindurchgesehen hatte, nickte sie.
    »Ja.«
    Nathalie Groß setzte sich auf das Bett, die Beine eng geschlossen, die Hände wie zum Gebet gefaltet, den Blick wieder gesenkt, um schon im nächsten Augenblick aufzuspringen, sich ans Fenster zu stellen und durch die Gardine auf die Straße zu sehen. Brandt ließ ihr Zeit. Sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, hob und senkte die Schultern, als wollte sie eine Last abstreifen. Sie drehte sich um, ihre Bewegungen wirkten fahrig, als sie vom Fenster zur Tür und wieder zurück ging. Schließlich setzte sie sich in den anderen Sessel und schlug die Beine übereinander.
    »Geht’s wieder einigermaßen?«, fragte er.
    »Nein, aber ich werde schon klarkommen.«
    »Tun Sie mir bitte einen Gefallen und beantworten Sie alle meine Fragen wahrheitsgemäß. Wir haben es mit einem schweren Verbrechen zu tun, und da gibt es keine Geheimnisse mehr. Sollten Sie dennoch die Wahrheit verschweigen oder mich gar anlügen, werde ich sehr ungemütlich. Nur dass wir uns recht verstehen.«
    »Fragen Sie«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
    »Seit wann arbeiten Sie als Prostituierte?«
    »Ich mag dieses Wort nicht, auch wenn es vielleicht zutrifft, ich mache auch Begleitservice, es kommt ganz auf die Wünsche der Kunden an …«
    »Meinetwegen. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wie lange schon?«
    »Seit gut drei Jahren.«
    »Und wie kam es, dass Sie – gewechselt haben? Geld?«
    »Warum sollte ich lügen? Ja, natürlich war es das Geld. Als ich etwa nach einem halben Jahr merkte, dass das Geschäft besser läuft, als ich es mir jemals hätte vorstellen können, habe ich Linda darauf angesprochen. Anfangs tat sie so, als käme das für sie niemals in Frage, aber allein die Aussicht, aus diesem mies bezahlten Putzjob rauszukommen, hat sie rasch ihre Meinung ändern lassen …«
    »Waren Sie da beide noch bei der Firma beschäftigt?«
    »Nein, nur Linda, ich hatte mich ein paar Monate zuvor abgeseilt. Sie war aber auch die Einzige, zu der ich danach noch Kontakt hatte. Die andern waren halt arg bieder, eben Putzfrauen, ohne dass ich meine ehemaligen Kolleginnen schlechtmachen möchte. Die meisten von ihnen waren Ausländerinnen, die kaum Deutsch konnten, eine Familie hatten und ein bisschen was dazuverdienen mussten. Eben das Übliche. Ich war nie so, ich musste wohl oder übel mal für eine Weile in dem Job arbeiten, aber dann kam dieses sensationelle Angebot. Ich meine, da ist ein Mann, der mir sagt, wie toll ich aussehe, der mich mit Komplimenten überschüttet und mir für einen Abend tausend Euro bietet, und das nur dafür, dass ich mit ihm in die Oper und hinterher essen gehe. Hätte ich da nein sagen sollen? Der Mann ist zwar ein ganzes Stück älter, aber er hat Kohle ohne Ende. Er ist immer noch mein Kunde und hat mich in Kreise eingeführt, die ich früher nur aus dem Fernsehen kannte oder von denen ich geträumt habe. Aber dass

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