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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Alptraum war bittere Realität geworden.

Freitag, 20.50 Uhr
    I ch war beeindruckt, wie du zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte gefunden hast … Chapeau! Für einen Augenblick dachte ich, die Sache eskaliert, so wie der Weber sich aufgeführt hat«, sagte Elvira. »Sie hat zum Glück dagegengehalten.«
    »Das sollte man nicht überbewerten …«
    »Man nicht, aber ich. Ich habe dich schon ein bisschen bewundert, wie du das Kind geschaukelt hast.«
    »Nur ein bisschen?«
    »Wir wollen mal nicht übertreiben, Herr Hauptkommissar. Es war ja nicht das erste Mal für dich.«
    »Jedes Mal ist es anders.«
    »Okay, ich habe dich bewundert, wie ich einen Helden eben bewundere. Mehr geht nicht.«
    »Wollte ich ja nur hören«, erwiderte Brandt grinsend, wurde jedoch sogleich wieder ernst. »Wollen wir essen gehen? Zum Italiener?«
    »Klingt gut. Bist du gar nicht müde?«
    »Nicht mehr, das Schlimmste ist ja überstanden. Ich hasse das Überbringen von Todesnachrichten.« Er ließ den Motor an. »Fahren wir ins Tarantino’s?«
    »Wenn du magst. Wir könnten aber auch gleich zu dir fahren und uns nur eine Pizza bestellen. Du entscheidest.«
    »Gute Idee. Das Restaurant dürfte jetzt sowieso ziemlich voll sein. Außerdem muss ich dringend duschen, ich will aus diesen Klamotten raus und mir was Bequemes anziehen und …«
    »Und was?«
    »Noch ein bisschen arbeiten«, sagte er leise und hoffte, die Reaktion von Elvira würde nicht zu hart ausfallen.
    »Aber nur, wenn ich mitmachen darf.«
    Er zog die Stirn in Falten. »Klar, vier Augen sehen mehr als zwei. Sag mir noch was zu den Webers. Was hältst du von ihnen?«
    »Ihn kann ich überhaupt nicht einschätzen, er war sehr nett, als wir kamen, aber dann zeigte er ein Gesicht, das ich bei ihm nicht erwartet hatte. Ich war richtig erschrocken, als er so ausgeflippt ist. Sie macht einen freundlichen, liebenswerten Eindruck. Was ist er von Beruf? Oder weißt du das nicht?«
    »Lehrer, aber frag mich nicht, an welcher Schule. Doch das scheint mir nicht so wichtig. Interessanter ist, dass sie alle kirchlich aktiv sind. Wenn sie sonntags zu Hause war, ist sie mit ihren Kindern und den Webers in die Kirche gegangen. Und unser Täter hat religiöse Symbole beim Opfer hinterlassen. Insgesamt vier an der Zahl, wenn Andrea recht hat.«
    »Hat Andrea sonst irgendwas gesagt?«
    »Nichts, worüber du dir Gedanken zu machen brauchst.«
    »Dann ist ja gut.«
    Sie hielten vor dem Haus in der Elisabethenstraße. Sarah und Michelle waren ausgeflogen, sie hatten es ihm nicht nur telefonisch mitgeteilt, sondern ihm auch noch einen Zettel hinterlassen. Sie würden erst im Laufe des Sonntags wiederkommen. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, wenn er daran dachte, dass sie zwei volle Tage weg waren. Aber er wusste auch, es hätte keinen Sinn gehabt, ihnen Vorschriften zu machen. Das Einzige, was ihn nachdenklich stimmte, war, dass sie nur selten eine Freundin mit nach Hause brachten, als schämten sie sich für ihr Zuhause. Dabei war es eine modern und gemütlich eingerichtete Wohnung, aber vielleicht war es der Gedanke, er könnte völlig unvermittelt hereinplatzen und stören.
    Brandt wählte die Nummer der Pizzeria und gab die Bestellung auf. »Dauert circa vierzig Minuten, die haben viel zu tun.«
    »Dann kannst du ja vorher schon mal duschen.«
    »Nachher«, war die knappe Antwort.
     
    Eine Dreiviertelstunde später sprachen sie bei Pizza und Rotwein noch einmal über den Besuch bei den Webers.
    Elvira wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Und jetzt bist du dran: Was hältst du von Weber?«
    »Er ist ein Choleriker, für den es nur Schwarz und Weiß zu geben scheint. Möglicherweise ein Wolf im Schafspelz. Als er uns ins Haus gebeten hat, wirkte er, als könne er keiner Fliege was zuleide tun. Und dann rastet er so aus.«
    »Ich glaube, er hat in dem Moment sein wahres Gesicht gezeigt, auch wenn er sich später entschuldigt hat. Ich traue ihm nicht über den Weg.«
    »Er befand sich in einer Ausnahmesituation …«
    »Genau das ist es doch«, unterbrach sie ihn. »In Ausnahmesituationen zeigen die meisten Menschen ihr wahres Gesicht. Seine Frau stand anfangs unter Schock, sie halte ich für vertrauenswürdig und ehrlich. Bei ihm hege ich meine Zweifel.«
    »Mag sein. Aber worauf willst du hinaus?«
    »Noch auf gar nichts. Ich fand den Besuch nur äußerst merkwürdig. Ich werde ihn auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Die eigene Frau als asozial zu bezeichnen!«
    »Ich

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