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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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überzeugt, dass er uns von Anfang an eine Botschaft hinterlassen hat.«
    »Das glaube ich ja auch«, sagte Elvira, »aber sieh dir mal die Morde an, den Fundort und die beiden Tatorte. Die Zeidler hat er irgendwo umgebracht, in sein Auto geladen und am Main abgelegt. Auch wenn es mitten in der Nacht war, so muss man dort doch immer damit rechnen, dass ein Auto kommt oder gar eine Streife die Runde macht. Er hatte also nicht viel Zeit, den Ort so herzurichten, wie er es gerne getan hätte. Vielleicht wurde er sogar gestört, er hat einen Motor gehört oder Scheinwerferlicht gesehen, wurde nervös und hat dann seinen ursprünglichen Plan aufgegeben. Er war auf jeden Fall nicht so ungestört wie bei der Schubert und der Maurer. Einverstanden?«
    Brandt nickte und fasste sich mit einer Hand ans Kinn, was er immer tat, wenn er nachdachte. »Er hat die Sachen vielleicht einfach nur dorthin geworfen. Er mag sich später mächtig geärgert haben, so stümperhaft vorgegangen zu sein. Dann kam Nummer zwei, Bettina Schubert. Hier stellt sich die Frage, warum er sein Tatmuster so extrem verändert hat. Ich meine, die meisten bei uns sind ja von zwei unterschiedlichen Tätern ausgegangen, nur ich und Nicole waren anderer Meinung. Warum ging er bei der Schubert so sadistisch vor? Warum hat er die Zeidler nicht am Tatort zurückgelassen, die Schubert aber schon? … Merkst du was? Es tun sich auf einmal völlig neue Fragen auf.«
    »Die Schubert hat in einem Haus mit mehreren Huren gearbeitet. Es wäre für ihn sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich gewesen, die Leiche unbemerkt aus dem Haus zu schaffen. Ich frage mich vielmehr, warum ihn niemand bemerkt hat, als er das Haus betreten und wieder verlassen hat. Es war schließlich mitten im Sommer, so ab halb fünf, fünf setzt Mitte August die Dämmerung ein. Wann ist er zur Schubert gekommen und wann hat er ihr Zimmer verlassen?«
    »Dass er von den anderen nicht bemerkt wurde, liegt wohl daran, dass sie ihr Zimmer im Erdgeschoss hatte. Er ist reingehuscht, hat sein Werk verrichtet und ist dann wieder raus.«
    »Ja, aber er hat sich ziemlich viel Zeit genommen«, warf Elvira ein. »Er hat sie mindestens zwei Stunden lang gefoltert, bevor er sie von ihren Qualen erlöst hat. Was ist?«, fragte sie Brandt, der ein bestimmtes Foto von Bettina Schubert ausgiebig betrachtete, wieder die Lupe zu Hilfe nahm und sie wortlos Elvira reichte.
    »Da, wir dachten doch, er hätte wahllos auf sie eingestochen. Hat er nicht, nur wir alle haben’s übersehen. Klar, bei fast fünfzig Stichen übersieht man schon mal was.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Elvira zuckte ratlos die Schultern.
    »Er hat alles mit dem Messer gemacht. Hier das Kreuz, das daneben soll wohl eine Feder sein, und das andere ist rund, möglicherweise also eine Olive. Und wir Deppen haben nur die vielen Einstiche gesehen und dahinter einen Wahnsinnigen …«
    »Er
ist
wahnsinnig, Peter. Wer eine Frau so zurichtet und quält, muss wahnsinnig sein. Er hat einen abgebrochenen Flaschenhals benutzt, ein Kantholz, einen Schraubenzieher …«
    »Ich kenne den Bericht. Ich frage mich nur, warum er bei der Schubert keine Feder, keinen Zweig und keine Olive …«
    »Er war in Rage. Irgendwas ist an diesem Tag schiefgelaufen, weshalb er sich ausschließlich aufs Quälen konzentriert hat, bis ihm am Ende eingefallen ist, dass er ja auch Symbole benutzt. Oder hast du eine andere Erklärung für die Stiche, die für die Symbole stehen?«
    Brandt wiegte den Kopf, verzog den Mund und meinte: »Das ist mir zu einfach. Ein Killer, der in Rage ist, lässt sich nicht mindestens zwei Stunden Zeit, um sein Opfer zu foltern, sondern es muss schnell gehen, weil er seine unbändige Wut nicht unter Kontrolle hat. So jemand kann zum Amokläufer werden, wenn der Zorn über eine ungerechte Behandlung oder Missachtung zu einem brodelnden Vulkan wird, der dann plötzlich ausbricht. Kennst den Film
Falling Down
mit Michael Douglas?«
    Elvira schüttelte den Kopf. »Nur vom Titel her.«
    »Der Protagonist erlebt eine Reihe von Schicksalsschlägen, und an einem beliebigen Tag erlebt er von einer Minute auf die andere einen wahren Gewaltrausch. Viele Banalitäten führen zum Ausbruch und schließlich zu seinem Tod, nachdem er mehrere Menschen getötet hat. Wieso bin ich jetzt auf diesen Film gekommen?«
    »Wegen der Rage.«
    »Ja, schon, aber eigentlich hat das mit unseren Fällen nichts zu tun. Unser Täter ist organisiert, er handelt nicht aus einem

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