Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
Vom Netzwerk:
Stand.«
    Â»Si.«
    Morgenstern kombinierte. »Sie hatten ein Auto der Pizzeria. Von Ihrem Chef. Ein Auto, auf das die italienische Flagge lackiert ist.« Er dachte an den Weltkriegsveteranen im Kipfenberger Altenheim, in dessen verwirrtem Hirn die Erinnerung an die Partisanen aufgeblitzt war, als er diesen Wagen gesehen hatte.
    Â»Waren Sie alleine?«
    Â»Si.«
    Â»Sie haben den Autoreifen der Limeskönigin zerstochen?«
    Â»Si.«
    Â»Dann haben Sie auf die Frau gewartet, haben Ihre Hilfe angeboten und sie mit Ihrem Wagen mitgenommen.«
    Â»Si.«
    Morgenstern spürte förmlich, wie sich eines zum anderen fügte.
    Er deutete auf das Kettenhemd des Schwarzhaarigen. »Darf ich raten, woher Sie Ihre Ausrüstung haben?«
    Der Mann schien nicht jedes Wort perfekt zu verstehen, aber die Zusammenhänge waren ihm erkennbar klar. Er lächelte, ein hochmütiges Lächeln, als wunderte er sich, wie sich sein Gegenüber mit immer weiteren Fragen immer gefährlicheren Antworten näherte.
    Â»Sie haben sie aus Pfünz, aus dem Kastell.«
    Â»Si, Dottore.«
    Jetzt kam die entscheidende Frage. Morgenstern stellte sie laut und deutlich: »Haben Sie die Frau getötet?«
    Â»Si.« Die Antwort kam schnell und kalt. Morgenstern schauderte. Dann fragte er weiter.
    Â»Haben Sie Heinrich Pietzka heimlich beobachtet? Vom Waldrand aus.«
    Â»Si«, sagte der Pizzafahrer.
    Â»Sie haben im Wald den Draht über den Weg gespannt.«
    Â»Si.«
    Â»Und die Katze? Haben Sie die auch getötet?«
    Â»Si.«
    Â»Eine letzte Frage habe ich noch«, sagte Morgenstern bedächtig. »Ihre Aufträge bekommen Sie von Monsignore Dottore Giovanni Breitenhiller? Ist das so?«
    Der junge Mann setzte sein breitestes Lächeln auf, zögerte kurz mit seiner Antwort. Dann entschied er sich zum entscheidenden Satz: »Monsignore Breitenhiller. Si.«
    Morgenstern hatte bisher einen Abstand von etwa vier Metern von dem jungen Mann auf dem Stuhl gehalten. Den wollte er weiter wahren. Er bückte sich, legte das Schulheft mit dem roten Plastikeinband auf den mit Terrakottaziegeln belegten Boden und schob es mit einem Fußtritt zum Aushilfsbäcker.
    Der schenkte Morgenstern noch einmal ein zynisches Lächeln, dann beugte er sich und hob das Heft auf.
    Â»Grazie«, sagte er, nahm das Heft in die Linke, während er mit einer fließenden Bewegung unter seine Tunika griff.
    Â»Lassen Sie die Waffe stecken«, befahl Morgenstern mit in langen Dienstjahren erprobter Polizeistimme und griff seinerseits mit der Rechten in die kleine Ledertasche, in der seine Pistole sein musste …
    In der seine Pistole gewesen wäre – wenn er, Mike Morgenstern, nicht vor fünf Minuten mit dem Legionär Gundekar Russer Helm und Tasche getauscht hätte. Mike Morgenstern, der leichtfertigste Kriminalbeamte des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, hielt statt einer Pistole ein Smartphone in der Hand.
    Der junge Mann, der eben noch mit der Hochmütigkeit eines Pontius Pilatus auf seinem Stuhl gesessen war, erkannte Morgensterns Verblüffung augenblicklich. Mit einer fast katzenartigen Eleganz sprang er auf, stürmte auf Morgenstern zu, und noch ehe der reagieren konnte, stieß er ihm den angewinkelten Ellbogen voll ins Gesicht. Zielsicher hatte er damit die einzige empfindliche Körperpartie getroffen, die auch bei den meisten römischen Legionären ungeschützt war.
    Morgenstern hörte ein hässliches Knacken, dann erst spürte er den Schmerz und ging zu Boden. Er wollte um Hilfe rufen, Hecht stand doch vor der Tür, aber bevor er einen Laut herausbringen konnte, hatte der Killer mit dem Katzeninstinkt ihm die Kehle zugedrückt und begann, das leinene Halstuch um Morgensterns Hals eng und enger zu ziehen. Einen Moment lang musste Morgenstern bei seiner verzweifelten Gegenwehr an Russers arme Katze Mimi denken. Wie sie in der Dusche an der Schlinge ihre sämtlichen sieben Leben ausgehaucht hatte. Sollte es ihm nun genauso gehen?
    In höchster Not tastete er mit der rechten Hand zu seinem Gürtel, an dem der Dolch befestigt war, der laut Ausleihliste aus dem dritten Jahrhundert stammte und ihm bei einer Mietgebühr von fünf Euro jetzt vielleicht das Leben retten konnte, mochte er aus Sicherheitsgründen auch stumpf sein.
    Mit letzter Kraft ergriff Morgenstern die Waffe, schaffte es irgendwie, sie aus der Scheide zu ziehen,

Weitere Kostenlose Bücher