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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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und hieb sie mit aller Macht gegen den Oberschenkel des halb auf ihm liegenden Angreifers. Der junge Mann jaulte laut auf und drehte sich zur Seite weg. Das Messer, das nach römischer Art eher das Kaliber eines Kinderschwerts hatte, steckte tief in seinem Bein.
    Die Tür flog auf, und Hecht stürzte – schon zum zweiten Mal in dieser Woche – mit gezogener Pistole in den Raum, hinter ihm Gundekar Russer.
    Â»Hände hoch!«, brüllte Hecht, während Morgenstern sich schwankend aufrichtete, das enge Halstuch zu lösen versuchte und seinen Hals betastete.
    Â»Hände hoch!«, wiederholte er, doch der junge Mann musste irgendwann in seinem Leben sein Angst-Gen verloren haben. Wie ein Berserker riss er sich das Messer aus dem Bein und stürzte damit auf Hecht zu.
    Hecht zögerte keinen Moment: Ein Messerangriff, das lernte jeder bayerische Polizist schon im ersten Ausbildungsjahr bei der Bereitschaftspolizei, war so ziemlich die gefährlichste Situation, mit der sich ein Beamter konfrontiert sehen konnte.
    Â»Scheiße!«, schrie er noch, dann drückte er ab – und er zielte weder auf Bein noch auf Arm, sondern in blanker Notwehr, zum Äußersten bereit, auf den Oberkörper. Auf einen Oberkörper, der allerdings mit einem erstklassigen römischen »Lorica Hamata« gepanzert war, einem Kettenhemd, das bis vor Kurzem noch eine Wachsoldaten-Puppe im Pfünzer Römerkastell bekleidet hatte.
    Hechts Schuss prallte seitlich ab, der Angreifer taumelte für einen Moment zurück, stürzte dann an dem völlig konsternierten Spargel und dem nicht minder verdatterten Gundekar Russer vorbei und verschwand durch die Tür. Humpelnd, zu allem entschlossen – und immer noch hatte er das angebliche Mädchenalbum dabei. Er hatte es sich, sobald er es in die Hände bekommen hatte, unters Kettenhemd geschoben.
    Morgenstern war inzwischen wieder zu Atem gekommen.
    Zusammen mit Hecht rannte er nun ebenfalls aus der Villa, durch die überdachte Säulenhalle, hinaus zum Zeltlager von Römern, Hermunduren und Bajuwaren, von Legionären und Auxiliar-Soldaten, von denen aber keiner da war, weil alle die landwirtschaftlichen Vorführungen auf dem Acker hinter der Villa verfolgten.
    Der hofeigene Streitwagen, vor dem immer noch die vier blonden Fjordpferde nebeneinander angeschirrt waren, war inzwischen vom Festzug zurückgekehrt und etwas abseits an der Straße abgestellt worden, ausgerichtet auf den in der Ferne liegenden Fichtenwald, bereitgestellt für spätere kurze Ausflugsrunden mit Besucherkindern.
    Kaum jemand sah, wie der verletzte Pizzabäcker hektisch auf den Besucherparkplatz zustrebte, auf einen Fiat-Kastenwagen mit der Aufschrift »Osteria Roma Kipfenberg« und der für solche Fahrzeuge anscheinend unvermeidlichen grün-weiß-roten Flagge, die beiden Kommissare und Gundekar Russer im Nacken.
    Der Mann war noch ein großes Stück vom Auto entfernt, als ein schwarzes Oldtimermotorrad mit zwei voneinander getrennten Sitzen herangeknattert kam. Eine echte Rarität, wahrscheinlich direkt aus dem Museum Mobile in Ingolstadt entliehen.
    Der Italiener hinkte auf den überraschten Fahrer zu, und als der anhielt, warf er ihn mit einem gewaltigen Rempler von der Maschine, riss das Motorrad an sich und schwang sich selbst in den Sattel.
    Â»Stehen bleiben!«, brüllte Hecht. »Oder ich schieße!« Er gab zur Bekräftigung einen Warnschuss ab. Doch der Italiener blieb unbeeindruckt.
    In schlingernden Bewegungen brachte er die Maschine auf der schmalen Betonstraße auf Touren und knatterte mit qualmendem Auspuff in Richtung Osten davon.
    Hecht und Morgenstern sahen sich einen Moment an, dann rannte Hecht zu der wartenden Quadriga, sprang auf den einachsigen Streitwagen, ergriff die Zügel und schrie lauthals: »Hühott!« Morgenstern bezweifelte, dass das der korrekte Startbefehl war, den gelangweilten Pferden aber kam die Abwechslung offenbar gerade recht, und sie setzten sich gehorsam in Trab. Morgenstern schaffte es gerade noch, ebenfalls aufzuspringen.
    Das Oldtimermotorrad war möglicherweise als Fluchtfahrzeug nicht ganz optimal gewählt. Der stotternde Motor wollte nicht richtig auf Touren kommen, und als der Italiener erkannte, dass ihn die Quadriga eingeholt haben würde, noch ehe er den Wald erreichte, fuhr er rumpelnd von der Straße ab und kurvte mit der halbwegs

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