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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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schon gesehen? Jeder weiß, dass blaue und grüne Lichter Höllenlichter sind.»
    «Wer redet so?», fragte Pater Fürchtegott.
    Die Else blies sich auf. «Ich rede so. Und jeder vernünftige Mensch wird es mir gleichtun. Blaues Licht auf einem ungeweihten Friedhof in der ersten der Raunächte! Welche Beweise braucht Ihr noch, Pater? Wann werdet Ihr endlich einschreiten und die da drüben exorzieren?»
    Pater Fürchtegott kümmerte sich nicht um die Else, sondern sah Karla an. «Hast du Angst?»
    Karla schluckte. Ja, sie hatte Angst. Aber nicht vor dem blauen Licht. Sie hatte Angst um den schwarzen Jo. Und Angst vor der Else. Wusste Gott, was der noch alles einfiel! Vor den Lichtern fürchtete sie sich nicht. Sie hatte schon oft Lichter gesehen, wo keine sein sollten. Manchmal, im Wald, tanzten Lichter zwischen den Blättern der Bäume. Und manchmal glitzerten Lichter im Bach. Oder im Schnee. Und wenn sie die Augen zusammenkniff, dann konnte es sein, dass der Schnee blau ausschaute oder rot. Die Lichter auf dem Friedhof schreckten sie nicht. In ihrem Weiler waren oft Lichter über den Friedhof getanzt, und niemand hatte sich etwas dabei gedacht.
    «Ich … ich …», begann sie und wusste nicht recht, was sie sagen sollte. «Ich werde rübergehen zur Mühle. Ich möchte mit eigenen Augen sehen, was sich dort drüben tut.»
    Else ließ sich mit einem Aufschrei auf die Küchenbank fallen. «Denk nur nicht, dass du mir danach wieder ins Haus kommst!», keifte sie. «Das Weihwasser kann ich nicht jeden Tag an dich verschwenden, wir haben nur noch wenig. Es scheint, wir brauchen es dringender denn je. Wenn du rübergehst, dann kommst du hier nicht mehr rein, das steht fest.»
    «Halt den Mund!», fuhr der Pater sie an. Er malte Karla ein Kreuzzeichen auf die Stirn. «Siehst du? Mit diesem Zeichen kann ihr das Böse nichts anhaben. Wenn sie gehen will, dann geht sie.» Er holte tief Luft. «Und ich gehe mit ihr.»
    Else presste eine Hand auf ihr Herz. «Wenn Ihr geht, ist das etwas anderes. Ihr seid der Exorzist. Ihr müsst gehen. Jawohl. Das ist Eure verdammte Pflicht. Ihr seid vom Erzbischof bestimmt; er hat Euch sicher mit einem geeigneten Schutz versehen. Aber die da?»
    Ihr Finger zeigte auf Karla.
    «Der beste und sicherste Schutz ist der Glaube», stellte Pater Fürchtegott klar. «Komm, Karla.»
    Sie hatten die kleine Kirche noch nicht erreicht, als sie die Gruppe sahen, die sich unter der Lügenlinde versammelt hatte. Alle waren da: Der Glenbauer mit seiner Frau, der Wegener mit Weib, der Dorfschulze, der Wirt, der Beckmann, der Hettrich, sogar die Mägde standen da und wussten mit ihren Händen nicht wohin, so ganz ohne Wassereimer.
    «Gott zum Gruße», sagte Pater Fürchtegott. «Was steht ihr hier und redet?» Erst jetzt sah Karla, dass die Männer mit Knüppeln bewaffnet waren. «Was ist los?»
    «Wir brauchen eine Wehr», erklärte der Glenbauer. «Ein jeder von uns ist angehalten, Augen und Ohren offen zu halten. Das Böse wird kommen, so wahr mir Gott helfe.»
    «Hm.» Der Pater kraulte sich den Bart. «Wollt Ihr mit Knüppeln auf das Böse los? Den Satan mit Ochsenziemern vertreiben?»
    «Ganz recht, das wollen wir, das werden wir.» Der Glenbauer packte seinen Knüppel fester.
    «Welche Macht hätte der Teufel, wenn er sich von ein paar Stöcken ins Bockshorn jagen ließe?», fragte Pater Fürchtegott.
    Der Glenbauer ließ den Knüppel sinken und sah sich verunsichert um. Der Dorfschulze holte ein kleines Beil hinter seinem Rücken hervor. «Er wird weichen müssen, der Satan», erklärte er und fuchtelte mit dem Beil herum. «Die Knüppel sind erst der Anfang. Wir haben noch andere Mittel, Pater, das könnt Ihr uns glauben.» Er ließ das Beil sinken und trat dicht an Fürchtegott heran. «Habt Ihr einmal über das Sterben dort drüben nachgedacht? Erst der Vater, dann der Sohn, und die Tante, heißt es, liege auch auf dem Totenbett.»
    Pater Fürchtegott hörte nicht auf, seinen Bart zu kraulen. «So etwas kommt vor. Es gibt Krankheiten, die ansteckend sind. Sie hüpfen von Haus zu Haus. Manchmal werden so ganze Dörfer vernichtet.»
    «Das stimmt», mischte sich der Beckmann ein. «Krankheiten, die man nicht sieht und nicht hört, die man nicht riechen und nicht schmecken kann.»
    «Wenn die Michelsmüller mit dem Bösen im Bunde stünden, so würde doch niemand von denen sterben. Ihr wärt es, die Euer Totenhemd nähen müsstet. Das Böse vernichtet sich nicht selbst.» Pater Fürchtegott sprach

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