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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Karla erschrak bis ins Tiefste. Sie dachte an Jo, an Sofie und den Säugling.
    «Ich weiß es nicht, Karla», wiederholte der Pater. «Gottes Wege sind unerforschlich.»
    Er seufzte, dann setzte er seinen Weg fort. Karla blieb noch einen Augenblick stehen und sah sich um. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Ob ich mir nur eingebildet habe, am Waldrand jemanden gesehen zu haben?, fragte sie sich.
    Ihr war plötzlich kalt. Sie zog ihren Umhang fester um sich, doch das Eis in ihren Knochen wollte nicht tauen. Ein banges Gefühl beschlich sie.

[zur Inhaltsübersicht]
    Siebzehntes Kapitel
    Pater Fürchtegott und Karla liefen durch das Dorf. Der Krügerwirt fegte die Straße vor seiner Schenke, aber als er die beiden sah, stellte er den Reisigbesen in die Ecke und verschwand in seinem Haus.
    Die Trudl kam mit einem Holzbrett voller duftender Brote vom Backhaus. Als sie mit Karla und dem Pater auf gleicher Höhe war, senkte sie den Kopf und tat, als hätte sie deren Gruß nicht gehört.
    Etwas weiter die Straße hinauf legte Bernadette Hettrich gerade die Daunenbetten ins Fenster. Als Karla ihr einen Gruß zuwinkte, riss sie die Betten zurück und knallte die Holzläden zu.
    «Was ist los?», fragte Karla den Pater. «Warum sind heute alle so feindselig?»
    «Sie glauben, das Böse ist drüben bei der Mühle. Und ich habe es bisher noch nicht gebannt. Also fragen sie sich, ob ich mit dem Bösen im Bunde bin. Sie haben Angst. Angst macht die Menschen dumm und ungerecht.»
    Karla blieb stehen, hielt den Pater beim Ärmel. «Glaubt Ihr an das Böse? Meint Ihr auch, dass es in der Mühle ist? Dass die Michelsmüller Satans Helfer sind?»
    Der Pater sah Karla aufmerksam an. Sie hielt seinem Blick stand. Dann fragte er: «Und du? Was glaubst du?»
    Karla senkte ertappt den Kopf und malte mit ihrer Schuhspitze Kreise in den aufgeweichten Boden. Sie schwieg eine Weile, bevor sie antwortete: «Das Böse, Pater. Ich habe es mir anders vorgestellt.»
    «Anders als den schwarzen Jo?»
    «Und anders als Sofie.»
    «Das Böse weiß sich gut zu tarnen», gab Fürchtegott zu bedenken. «Nimm die vielen Blumen und Pflanzen. Sie locken mit leuchtenden Farben, mit berauschenden Düften und bringen doch den Tod.»
    Karla atmete tief durch und streckte den Rücken. «Ja, das kann sein. Aber die Michelsmüller locken nichts und niemanden. Sie wollen ihre Ruhe haben, wollen in Frieden leben. Nichts sonst.»
    Sie erwartete, dass sich des Paters Gesicht verdunkelte, dass er mit ihr schalt, doch nichts davon geschah. Im Gegenteil. Ein Lächeln zog dem Pater die Mundwinkel nach oben. Er tätschelte sogar Karlas Wange. «Du bist ein gutes Kind», sagte er. «Lässt dich nicht von der großen, dummen Menge beeinflussen.»
    «Also glaubt Ihr auch nicht, dass dort das Böse haust?»
    «Das ist keine Sache des Glaubens, Karla. Es gibt deutliche Anzeichen, die auf Besessenheit hindeuten. Der Name des Herrn zum Beispiel kann nicht unter Qualen gehört werden. Nun, die Michelsmüller werden vom Namen des Herrn getröstet. Oder hast du einen Blitz vom Himmel fahren sehen, als sie allesamt das Vaterunser gebetet haben? Und wie haben sie auf dich gewirkt, die Michelsmüller?»
    «Gebeugt vom Leid.»
    «Genau, geschwächt vor Gram. Das Böse aber, Karla, merke dir das gut, das Böse braucht Kraft. Gut zu sein ist leicht, böse zu sein erfordert Aufwand, Klugheit, Planung. Kraft eben. Kraft und Stärke. Außerdem habe ich auch nach anderen Anzeichen von Besessenheit gesucht, aber ich habe nicht ein einziges gefunden. Die Michelsmüller reden nicht in fremden Sprachen, sie haben keine unerklärlichen Kräfte, sie weichen nicht vor dem Namen des Herrn zurück, sie fluchen nicht und hegen keinen Abscheu einem Pater gegenüber. Sie sind nicht böse. Sie sind nur unglücklich.»
    Karla nickte. Langsam gingen sie weiter. Als sie gerade im Begriff waren, den Hettrichhof hinter sich zu lassen, lugte der magere Bube der Bernadette um die Ecke. Angstvoll hielt er ein Holzkreuz mit der rechten Hand umklammert. In seinen Augen brannte Neugier. «Habt Ihr sie gesehen?», fragte er flüsternd.
    «Wen gesehen, mein Junge?», wollte Pater Fürchtegott wissen.
    «Die Nachzehrer. Habt Ihr sie gesehen? Stimmt es, dass sie hohle Augen haben und Zähne, so groß wie Pferdegebisse?»
    «Wer sagt das, mein Sohn? Wer redet von Nachzehrern?»
    Der Junge warf sich in die Brust. «Alle», erwiderte er. «Jeder spricht von den Nachzehrern.»
    Pater Fürchtegott hockte sich hin, um mit dem

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