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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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erkannte, dass es sich um eine Daunenjacke handelte, hat er die Polizei gerufen.“
    „Das war großes Glück. Die Leiche hätte noch viel länger unter Wasser bleiben können. Die Kälte hat vielleicht geholfen, ein paar Spuren zu konservieren.“
    „Die Knoten, mit denen er an dem Ast festgebunden ist, sind ziemlich ausgefeilt. Seine Jacke ist auch beschwert worden, allerdings nicht stark genug. Ich glaube, er sollte nicht so schnell gefunden werden.“
    Sam schob ihre zu langen Ponyfransen aus der Stirn. Ihre braunen Augen blitzten. „Gut, dass er festgebunden worden ist. Ansonsten wäre er über den ganzen See getrieben und sonst wo aufgetaucht. Ah, Taylor. Wie geht es Fitz?“
    „So gut, wie man es unter den Umständen erwarten kann. Er hat viel durchgemacht.“
    Sam musterte sie kritisch. „Genau wie du. Du solltest darüber nachdenken, noch ein wenig länger freizunehmen. Warte mal, du hast doch eigentlich Urlaub, was machst du überhaupt hier?“
    „Marcus hat mich angerufen. Mir geht es gut, wirklich. Ich muss mich beschäftigt halten. Wenn ich noch einen weiteren Tag einfach herumsitze, werde ich noch verrückt. Ich fasse auch nichts an, versprochen.“
    Sam sprach so leise, dass nur Taylor sie verstehen konnte. „Du kannst kaum behaupten, heute Morgen nur herumgesessen zu haben. Ich habe gehört, was passiert ist. Geht es dir gut?“
    Taylor nickte. „Ja. Tu mir nur bitte einen Gefallen, sei wachsam, ja? Ich will kein Risiko eingehen. Ihr seid mir alle viel zu wichtig, als dass ich zulassen würde, dass der Pretender euch in sein kleines Spielchen hineinzieht.“
    „So klein ist das Spielchen gar nicht“, sagte Sam mit einem grimmigen Lächeln.
    Sie hörten Wasser spritzen, dann dröhnte eine tiefe, männliche Stimme durch die Dunkelheit. „Wir haben ihn!“
    Sofort wurde es totenstill. Sie holten die Leiche langsam heraus und versuchten, keine Beweise zu verlieren, obwohl die Leiche offensichtlich schon seit mehreren Tagen im Wasser lag. Es hatte sich bereits Leichenwachs gebildet, eine dicke, gummiartige Schicht, die sich aus dem sich zersetzenden Fettgewebe bildete. Die Gase im Inneren des Körpers hatten für Auftrieb gesorgt und ihn so an die Wasseroberfläche steigen lassen.
    Die noch zusammengeklappte Trage hockte wie eine metallene Spinne auf dem unebenen Boden. Ein aufgefalteter Leichensack lag bereit, um die Überreste aufzunehmen. Mit einem letzten Platschen hievten vier starke Männer die Leiche hinein.
    Sam ging sofort zu ihr und schnalzte dabei auf ihre typische Südstaatenart mit der Zunge. Taylor blieb einen Moment lang zurück und beobachtete nur. Sie wollte Sams Unterhaltung mit dem Toten nicht stören. Dann rief Sam ihr über die Schulter hinweg zu: „Komm schon. Ich weiß, dass du ihn dir anschauen willst.“
    Taylor kam langsam näher, bis sie parallel neben dem stand, was einmal das Gesicht der Leiche gewesen war. Sie versuchte, nicht einzuatmen, und beugte sich ein kleines bisschen vor. Männlich und wie es aussah noch keine zwanzig. Die Haut war grau und teigig und feucht von Wasser und aufgeblähtem Gewebe. In seinen Haaren hing Schmutz. Sein Gesicht war zu sehr zerstört, um es mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen, aber dennoch glaubte sie, dass sie Peter Schechter gefunden hatten. Vielleicht war es ein Bauchgefühl, vielleicht nur das Ergebnis eines Ausschlussverfahrens. Er war der einzige Vermisstenfall, den sie im Moment hatten, und die Leiche passte zu der Beschreibung in ihren Computern.
    „Sieht so aus, als wäre er es. Gott sei seiner Seele gnädig.“ Sam kannte das Profil des Jungen – jeder kannte es. Er wurde seit fünf Tagen vermisst, das war lang genug, um jeden Polizisten in der Stadt in erhöhten Alarmzustand zu versetzen.
    „Fällt dir schon irgendetwas ins Auge?“, fragte Taylor.
    „Du solltest mich eigentlich besser kennen, Süße.“
    „Das tue ich auch, aber ich dachte, ich versuch’s mal.“
    Sam ging zu ihrer Tasche und holte ein Thermometer heraus. „Am besten klingelst du den Priester aus dem Bett. Ich will das hier nicht länger hinauszögern als unbedingt nötig.“
    „Ja, ich verstehe. Kannst du ihn heute Nacht noch identifizieren?“
    „Im Büro habe ich sein Zahnschema. Ich rufe auf dem Rückweg Mike Tabor an und frage, ob er kurz vorbeischauen und einen Blick darauf werfen kann. Es ist schon spät, aber Tabor hat darum gebeten, informiert zu werden, wenn wir etwas finden. Wenn es sich wirklich um den Jungen handelt, sollten

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