Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
Vom Netzwerk:
hängen und riss ihn samt Inhalt zu Boden.
    „Verdammte Scheiße.“
    Sie schaute sich das Chaos an – das Spiegelbild ihrer Emotionen.
    Werde gejagt oder werde zur Jägerin.
    Vor die Wahl gestellt, wusste sie, welchen Weg sie einschlagen würde.
    Sie ließ sich auf die Knie sinken und begann, das Durcheinander zu ordnen. Sie sammelte Papiere ein und stapelte sie zu drei gleich hohen Haufen. Ihr Telefon klingelte. Taylor streckte die Hand aus und zog es zu sich heran. Ein interner Anruf aus der Zentrale.
    „Lieutenant Jackson“, sagte sie und schob die morbiden Gedanken, die sich in ihrem Kopf ausgebreitet hatten, beiseite.
    „LT, ich bin’s, Marcus. Ich bin an einem Tatort, und ich denke, das hier solltest du dir ansehen.“
    Sie schaute auf die Uhr. 22:11 Uhr. Mist. Baldwin wäre sauer auf sie. Sie hatte gar nicht so lange hier sein sollen. Und da sie offiziell noch im Urlaub war, wäre Commander Huston nicht sehr erfreut, wenn sie sich jetzt in einen Fall einmischte. Aber Marcus Wade würde sie niemals ohne Grund dazurufen. Er war klug und besonnen, und sie konnte sich darauf verlassen, dass er hinter die Fassade schaute und den Sachen auf den Grund ging. Wenn er sie anrief, dann brauchte er sie auch.
    Ein kurzer Blick konnte ja nicht schaden. Und falls der Pretender sie beobachten sollte … Ein Schuss ins sprichwörtlich Blaue, vielleicht?
    „Es ist schon spät. Wieso ist nicht die B-Schicht gerufen worden?“
    „Lincoln und ich sind schon eine Weile hier. Es hat Stunden gedauert, die Leiche aus dem Wasser zu bergen. Er ist immer noch da drin; an irgendetwas festgebunden. Die Polizeitaucher versuchen, ihn freizukriegen.“
    Stimmt, dachte Taylor. Lincoln hatte erwähnt, dass er zu einem Einsatz gerufen worden war. Und jetzt rief Marcus an. „Habt ihr schon irgendwelche Hinweise auf die Identität des Opfers?“
    „Ich glaube, es könnte sich um Peter Schechter handeln.“
    Taylor stöhnte innerlich. Noch ein toter Teenager, noch ein Elternpaar, das von der Trauer verschlungen werden würde. Das wären dann neun Jugendliche aus Nashville, die innerhalb einer Woche getötet worden waren. Der, den sie erschossen hatte, nicht mitgezählt. Sie wusste nicht, wie die Stadt sich jemals davon erholen sollte. Sie wusste ja nicht einmal, wie sie sich jemals davon erholen sollte.
    „Gehört er zum Halloween-Massaker?“
    „Das kann ich nicht sagen. Kannst du hierherkommen? Ich bin am Percy Priest, einem Bootsanleger am Hamilton Creek Park. Sam ist auch gerade eingetroffen.“
    „Ich bin in zehn Minuten da. Sag Sam, sie soll so lange warten, bis ich die Szene gesehen habe, okay?“
    „Mach ich. Danke, Taylor.“
    Marcus legte auf. Taylor schaltete das Licht in ihrem Büro aus und joggte zum Wagenpark. Ihre Stiefel knallten laut auf der Betonwendeltreppe, die zum Parkplatz hinunterführte. Was gepfiffen auf die Anweisung, nur reine Schreibtischtätigkeiten ausüben zu dürfen. Ein Mitglied ihres Teams brauchte sie.
    Sie schnappte sich den ersten Wagen, den sie fand, setzte sich hinters Lenkrad und machte sich auf in Richtung Westen.
    Der J. Percy Priest Lake war der größte See in Davidson County. Über zweihundertunddreizehn Meilen Uferlinie, fünf Jachthäfen und dreiunddreißig Bootsrampen. Mit den ganzen Wegen und Spielplätzen und Anglern und Bootsfahrern war es ein Wunder, dass sie Schechters Leiche so schnell gefunden hatten. Obwohl – Taylor erinnerte sich, dass ihr Freund Robert Trice, der einst das OEM geleitet hatte, immer sagte, irgendwann kommen alle Wasserleichen an die Oberfläche. Das Office of Emergency Management war für alle Such- und Rettungsaktionen am Wasser zuständig. Robert war leider schon lange nicht mehr da; er war viel zu früh gestorben. Er fehlte ihr.
    Marcus stand zu ihrer Linken und sprach mit Sam. Der Mondschein auf dem Wasser hätte eigentlich ein schönes Bild ergeben sollen, doch auf Taylor wirkte es bedrohlich. Das hier gefiel ihr kein bisschen. Es fühlte sich falsch an – und zwar schon seit Wochen. Sie musste mal eine gründliche Bestandsaufnahme ihres Lebens durchführen. Denn das hier war nur ein Traum, richtig? Richtig? Schützen. Dienen.
    Sie hatte nicht das Gefühl, in den letzten Tagen allzu viele Leben gerettet zu haben.
    Sie ging zu Marcus und Sam hinüber, die ganz in ihre Unterhaltung vertieft waren.
    „Wie habt ihr ihn gefunden?“, fragte Sam.
    „Irgendwer war hier, um sich um sein Boot zu kümmern, und sah dabei etwas Rotes im Wasser aufblitzen. Als er

Weitere Kostenlose Bücher