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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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wir seine Eltern informieren, bevor irgendetwas hiervon an die Presse durchsickert.“
    „Das kannst du laut sagen.“ Taylor trat beiseite und ließ Sam ihre Arbeit machen. Trauer überkam sie. Was für eine Verschwendung. Was für eine gottverdammte Verschwendung. Wenigstens hatte sie nicht das Gefühl, dass es sich hierbei um das Werk des Pretenders handelte. Noch einen weiteren Toten auf dem Gewissen zu haben, hätte sie nicht ertragen.
    Marcus hatte seine Augen in dem künstlichen Licht zusammengekniffen und machte sich Notizen. Der Geruch nach verrottendem Fleisch lag in der Luft. Wasserleichen waren am schlimmsten. Fäulnis vermischt mit abgestandenem Winterwasser ergab einen unverkennbaren Pesthauch, der selbst die stärksten Mägen umdrehen konnte. Wie ein überfahrenes Tier, das man drei Tage in eine schimmlig-feuchte Decke gehüllt hatte. Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
    „Sam versucht, die Leiche noch heute Nacht zu identifizieren. Hast du schon Father Victor angerufen?“, wollte Taylor wissen.
    „Ja, gerade eben. Er weiß, dass wir ihn vielleicht noch benötigen.“
    „Gut. Ich fahre mit Sam zurück in die Rechtsmedizin und überlass dir das Kommando hier draußen, während wir an der Identifizierung arbeiten. Du musst dich nicht beeilen.“
    Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. Es würde, egal wie, eine lange Nacht werden – wenn sie die Aufgaben aufteilten, konnten sie aber wenigstens ein bisschen Zeit sparen.
    „Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?“
    „Ja, ganz sicher. Ich rufe dich an, sobald wir etwas wissen.“
    „Danke Taylor. Du hast was bei mir gut.“
    Sie stieß leicht gegen seine Schulter. „Ja, ja.“
    Zurück an ihrem Auto, nahm sie ihr Handy zur Hand. Sie musste Baldwin über das informieren, was sie vorhatte. Er würde darüber nicht sonderlich erfreut sein, aber ehrlich gesagt, sie war es. Sie brauchte die Zerstreuung. An einem Mordfall zu arbeiten, selbst wenn es nur als Randfigur war, lenkte ihre Gedanken von dem Mord ab, den sie vorhatte zu begehen.

17. KAPITEL
    Baldwin nahm nach dem ersten Klingeln ab. Es war Taylor. Er hörte ihrer Stimme an, wie erschöpft sie war. Als sie ihm erzählte, was sie vorhatte, seufzte er nur. Noch ein Toter. So grausam das klang, aber er war beinahe froh, dass sie dazugerufen worden war. Die Ablenkung würde ihr guttun. Es ging nichts über einen neuen Fall, der zu lösen war; und Taylor war gut in dem, was sie tat. Er beobachtete sie gerne dabei.
    Doch im Moment beobachtete er sie nicht. Er war zu Hause und wartete auf sie. Wirklich gefallen tat ihm das nicht, aber wenn er sie zu sehr bedrängte, sie zu sehr einengte … Taylor würde sich wehren, wenn er sie erstickte. Sie war eine starke Frau. Seine Kriegerin. Trotzdem waren vier hervorragend ausgebildete Agents auf dem Weg nach Nashville, um Taylor ohne ihr Wissen zu beschützen. Sie würden sich unauffällig verhalten, wären jedoch im Fall des Falles zur Stelle. Sie wäre beschützt – wenigstens für den Moment.
    Seine andere Leitung piepte. Er ignorierte es und hörte stattdessen der Frau, die er anbetete, zu, während sie ihm sagte, dass sie später käme und er schon einmal ohne sie essen sollte. Er sagte ihr, dass er sie liebte, und verabschiedete sich dann.
    Baldwin legte das Telefon beiseite und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, bis es zu allen Seiten abstand. Seine Frisur zu zerwühlen half ihm beim Denken, und er tat es jetzt so energisch, dass er sich aus Versehen mit den Fingernägeln über die Kopfhaut kratzte.
    Das musste endlich aufhören. Sie mussten den Pretender finden. Dieser Drahtseilakt würde für ihn und Taylor noch böse enden, wenn er die Situation nicht langsam unter Kontrolle bekäme und eine Lösung fand.
    Er wusste, wie diese Lösung aussah, doch darüber wollte er nicht einmal nachdenken. Denn es zuzugeben würde es real machen und ihn nur noch weiter in Richtung Abgrund ziehen. Seine Zukunft beim FBI hing sowieso schon nur noch an einem seidenen Faden, und während seiner Suspendierung einen Verdächtigen zu töten, wäre der letzte Nagel zu seinem Sarg. Es musste einen anderen Weg geben. Ihn gefangen nehmen, nicht eliminieren. Dann könnte er wieder zu sich zurückkehren, zu seiner Beziehung, zu seiner Arbeit. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass ihm alles aus den Händen glitt, dass der elendige Mistkerl ihm alles nahm, wofür er gekämpft hatte. Es war zu lange her, dass er sich sicher und heimisch gefühlt

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