Teufelspfad
genauso viel wie ich.“
„Ach Wendy, Sie machen sich über mich lustig.“
Sie lachte zustimmend. „Richtig. Ich weiß, dass Sie seinen Namen wissen wollen.“
„Da können Sie drauf wetten.“
„Ewan Copeland.“
„Ewan Copeland. Ewan Copeland . Warum kommt mir das so bekannt vor?“
„Sein Dad war Roger Copeland. Baseballspieler in der Minor League. Er hat die meiste Zeit seiner Karriere in der Minor League gespielt, ist aber für ein Jahr von den Atlanta Braves in die Major League berufen worden.“
„Heilige Scheiße. Jetzt erinnere ich mich wieder. Roger Copeland ist direkt nach Saisonende ermordet worden. Sie glaubten, seine Frau hätte es getan. Ist das der gleiche Fall?“
„Das ist er. Und Betty Copeland hat ihn getötet. Sie ist nachgewiesenermaßen geisteskrank. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass sie nicht lebenslänglich in eine psychiatrische Klinik überwiesen wurde. Sie hatte einen schrecklichen Anwalt. Er hätte sie aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit freibekommen können. Stattdessen sitzt sie einhundertzwanzig Jahre in Atlanta ab. Sie hat den Mord begangen, und das war alles, was für den Richter gezählt hat.“
„Lebt sie noch?“
„Ich weiß es nicht. Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war sie noch am Leben und in Haft. Für Betty gibt es keine Bewährungsanhörungen. Das finden Sie aber auch alles in den Unterlagen, die ich Ihnen zugeschickt habe.“
„Und Sie sagen mir, dass der Mann, der den Brief geschrieben hat, den wir in dem Wohnwagen fanden, mit einem hohen Maß an Wahrscheinlichkeit die gleiche Person ist, die den Brief schrieb, in dem er um Gnade für seine Mutter bat, nachdem diese seinen Vater umgebracht hatte?“
„Genau das sage ich.“
„Wendy, ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen das jemals zurückzahlen könnte.“
„Ich bin sicher, dass ich eines Tages auch einmal einen Gefallen benötige. Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen per Overnight-Kurier Kopien von allem, was ich habe, an Ihre Privatadresse zu schicken. Sie müssten gleich morgen früh da sein. Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter.“
„Mehr als Sie sich vorstellen können, Wendy. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
„Mir fällt schon was ein. Eine letzte Sache noch, Dr. Baldwin. Dieser Junge war nach dem Mord komplett dysfunktional. Der Rest seiner Familie war tot. Er war ganz allein. Wenn er Ihr Mörder ist, ist er offensichtlich zu etwas herangewachsen, das wir uns nicht vorstellen können. Ich möchte Sie nur warnen, besonders wachsam zu sein. Er ist ein sehr wechselhafter Mensch.“
„ Das wusste ich bereits. Wir versuchen schon eine ganze Weile, ein Profil von ihm zu erstellen, doch das verändert sich auch ständig.“
„Das überrascht mich nicht. Er hatte damals keinen Halt und hat ihn offensichtlich auch bis heute nicht gefunden.“
„Danke Wendy. Nochmals, ich kann gar nicht sagen, wie sehr …“
„Ich weiß. Viel Glück.“
Baldwin legte auf und öffnete auf seinem Laptop eine Landkarte von North Carolina. Es dauerte nicht lange, bis er den Ort gefunden hatte – Forest City lag gleich südlich von Asheville, ein wenig mehr als eine Stunde Fahrt von dem Bergdörfchen entfernt. Jetzt, wo sie von der Verbindung nach North Carolina wussten, ergaben die Dinge langsam einen Sinn. Copeland hatte Fitz’ Auge eine Stunde von seiner Heimatstadt entfernt zurückgelassen – legte er es darauf an, gefasst zu werden? War er des Spiels müde und hatte das Massaker in Nags Head angezettelt, um sie auf die Spur seiner wahren Identität zu bringen? Das konnte durchaus sein; selbst wenn es sich um einen unterbewussten Antrieb handelte, würde er irgendwann wollen, dass sie erfuhren, dass aus Ewan Copeland der Pretender geworden war.
Baldwin rechnete kurz nach. Es waren mit dem Auto nur sechs Stunden nach Forest City. Genauso lang würde es dauern, das Flugzeug nach Nashville zu beordern und dorthin zu fliegen. So verlockend es auch klang, wieder mit einem Privatflugzeug zu reisen, er konnte von Garrett Woods nicht erwarten, dass er einem suspendierten Agent weiterhin den FBI-Jet zur Verfügung stellte. Nein, mit dem Auto zu fahren, war die bessere Entscheidung. Wenn sie jetzt losfuhren, könnten sie noch vor Tagesanbruch dort sein.
Aber er musste auf das Material warten, das Wendy ihm geschickt hatte. Verdammt.
Er fing an, auf und ab zu gehen, spielte mit der Idee, trotzdem zu fahren, entschied sich dann jedoch für die klügere Lösung. Eine Nacht
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