Teufelsstern
kriegen.«
Sebastian hob die Flasche an die Lippen und schluckte. Der Alkohol schien dem Geruch nach sehr stark zu sein, aber Sebastian trank ihn, als wäre es Wasser.
»Salamanda News International – abgekürzt SNI – ist hier in Lima«, sagte er. »Niederlassungen gibt es in ganz Peru. Was willst du tun? Willst du die alle abklappern? Das kannst du vergessen, denn dort wirst du ihn nicht finden. Seine größte Forschungsstation ist in der Nähe der Stadt Paracas. Sie liegt südlich von hier. Aber die meiste Zeit verbringt er auf seinem Landgut – wir sagen dazu hacienda – in der Nähe von Ica. Er lässt sich nie in der Öffentlichkeit blicken. Gerüchten zufolge ist er unglaublich hässlich. Er soll drei Augen haben, oder mit seinem Gesicht stimmt etwas anderes nicht. Wenn du ihn besuchen willst, musst du nach Ica. Ich wette, er wird hoch erfreut sein, dich zu sehen.«
Matt ignorierte Sebastians Sarkasmus. »Können Sie mir helfen, dorthin zu kommen?«
»Nein.«
»Dann verschwende ich hier nur meine Zeit.«
»So?« Sebastian starrte Matt wütend an. »Dann lass dir eines gesagt sein: Zeit ist hier sehr billig.« Er drückte seine Zigarre aus. »Ich muss gehen«, fuhr er fort. »Es gibt ein paar Dinge, die ich nicht verstehe, und ich muss mit einigen Leuten reden. Vielleicht helfe ich dir, vielleicht auch nicht. Aber im Moment siehst du so aus, als würdest du dringend Nahrung und Schlaf brauchen.«
»Kann ich hier schlafen?«, fragte Matt. Er war zu müde zum Essen.
»Du kannst dich auf den Boden legen. Da sind Decken. Nicht in das Bett, verstanden? Das gehört mir! Hier bist du sicher. Wir werden reden, wenn du ausgeschlafen hast. Und dann sehen wir, was wir tun können.«
Sebastian sagte etwas zu Pedro. Der Junge nickte, und die beiden verließen die Hütte.
Es war Abend, als Matt wieder aufwachte. Ohne seine Uhr konnte er nicht feststellen, wie lange er geschlafen hatte, und die Zeitverschiebung machte alles noch schwieriger. Er hatte kein Gefühl dafür, ob es in England jetzt Zeit fürs Frühstück oder eher fürs Abendessen war. Er brauchte einen Moment, um seine Muskeln zu lockern, die vom Schlafen auf dem harten Boden verkrampft waren. Gleichzeitig dachte er über seine Lage nach. Die Gedanken waren nicht angenehm. Er war allein, tausende Kilometer von zu Hause entfernt, in einer schäbigen Hütte mitten im Slum, der Giftstadt genannt wurde. Er war der Gast eines Mannes, den er nicht mochte, und eines Jungen, der ihn vor kurzem beraubt hatte. Der reichste Mann Perus trachtete nach seinem Leben, und die Polizei half ihm bereitwillig, dieses Ziel zu erreichen.
Das war zu viel. Matt schloss die Augen und stöhnte. Matt wurde plötzlich bewusst, dass seine Kopfschmerzen weg
waren. Er setzte sich auf und fuhr mit den Händen über seinen Brustkorb und seinen Bauch. Merkwürdig! Nichts tat mehr weh. Es war fast so, als wäre er nie zusammengeschlagen worden. Hatte seine Kraft das bewirkt? Hatte er es irgendwie geschafft, sich selbst zu heilen? Matt stand auf und reckte sich. Er war halb verhungert. Jetzt wünschte Matt, er hätte das Essen genommen, das ihm angeboten worden war. Aber abgesehen vom Hungergefühl ging es ihm gut.
An der Tür bewegte sich etwas, und Pedro kam mit einer dampfenden Dose voller Essen und einem Löffel herein. Er reichte Matt beides, ließ ihn dabei aber keine Sekunde aus den Augen. Er musterte ihn so prüfend, als suchte er nach etwas.
»Danke«, sagte Matt. Er fühlte sich immer unbehaglicher.
In der Dose war eine Art Eintopf. Sehr viele Bohnen und sehr wenig Fleisch. Normalerweise hätte Matt erst einmal misstrauisch daran gerochen, aber er war so hungrig, dass ihm egal war, was er aß. Er verschlang das Essen, ohne genauer hinzusehen. Was auch immer das für ein Fleisch war – Rind oder Lamm war es jedenfalls nicht. Er versuchte, nicht an den Hund zu denken, den er draußen liegen gesehen hatte.
Als er aufgegessen hatte, reichte Pedro ihm einen verbeulten Metallkrug mit Wasser. Es schmeckte warm und abgestanden, und Matt fragte sich, woher es wohl stammte. Gab es in der Giftstadt einen Brunnen oder Wasserpumpen? Hatten die Leute hier überhaupt Strom? Matt hatte unzählige Fragen, aber es hatte keinen Sinn, sie zu stellen, bevor Sebastian wiederkam. Pedro verstand ihn ja sowieso nicht.
Etwa zehn Minuten später kam Sebastian mit einem Bündel Altkleider unter dem Arm zurück. Matt hatte sofort den Eindruck, dass der Mann jetzt wacher und auch nervöser
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