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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Feinde. Matt konnte nicht beweisen, wer er war. Es gab keine Aufzeichnungen über seine Einreise, und wenn er verschwand, würde es niemand merken.
    » Debemos apresuramos «, sagte Pedro und stand auf. Das hatte Matt verstanden. Sie mussten weiter.
    Sie befanden sich an einer breiten, stark befahrenen Straße am Stadtrand von Lima. Am Straßenrand reihten sich Geschäfte und ein Restaurant aneinander, und bei allen fehlten Schaufensterscheiben und Eingangstüren. Sie hatten eigentlich gar keine Front. Sie waren wie offene Kästen, deren Inhalt auf die Straße hinausquoll. Der Geruch von Essen mischte sich mit den Abgasen. An einer niedrigen Betonmauer hockten ein paar Männer in Jeans und Baseballkappen, die anscheinend nichts zu tun hatten. Es waren auch zwei Schuhputzjungen unterwegs, die ihre selbst gezimmerten Kästen auf dem Rücken trugen. Ihr Anblick versetzte Matt einen Schock, denn sie waren höchstens sechs Jahre alt.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Matt.
    Entweder verstand Pedro ihn nicht, oder er hatte keine Lust zu antworten. Er hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt. Matt war vollkommen erschöpft, aber er zwang sich trotzdem, ihm zu folgen. Was hätte er sonst tun sollen?
    Sie kamen an eine Ampelkreuzung, und plötzlich strahlte Pedro. Das war das erste Mal, dass Matt ihn lächeln sah. An der Ampel stand ein Laster, der Baumaterial transportierte. Pedro hatte den Fahrer erkannt. Er rannte auf ihn zu, redete auf ihn ein und zeigte dabei auf Matt. Die Ampel sprang auf Grün um, und sofort begannen die Autofahrer hinter dem Laster wie wild zu hupen. Doch der Fahrer ließ sich nicht beirren. Er wartete, bis Pedro ausgesprochen hatte, warf einen kurzen Blick auf Matt und deutete mit seinem Kopf nach hinten. Pedro winkte Matt zu sich, und als Matt mit ihm auf die Ladefläche kletterte, verspürte er ungeheure Erleichterung.
    Sie waren wieder unterwegs.
    Matt war todmüde. In der vergangenen Nacht hatte er nur ein paar Stunden – und dabei noch äußerst unruhig – geschlafen. Außerdem hatte das Zusammentreffen mit Captain Rodriguez seine Spuren hinterlassen. Die Kopfschmerzen waren kaum auszuhalten, und er war sicher, dass er eine gebrochene Rippe hatte. Der Polizist hatte ihn zusammengeschlagen. Wie war das möglich gewesen – in der Eingangshalle eines teuren Hotels? In was für einem Land war er da bloß gelandet?
    Der Fahrer rief etwas aus dem Fenster, und Matt sah seine Hand mit mehreren Bananen auftauchen. Pedro nahm sie entgegen, riss eine ab und bot sie Matt an. Matt schüttelte den Kopf. Er war zwar halb verhungert, aber er konnte nichts essen. Die Schmerzen waren einfach zu heftig. Pedro zuckte die Achseln, entfernte die Schale von einer Banane und begann zu essen.
    Matt wusste nicht, was er von dem Jungen halten sollte. Pedro hatte ihn gerettet, als er vor dem Hotel mit seiner Schleuder auf ihn gewartet hatte, aber Matt hatte keine Ahnung, wieso er das getan hatte. Im Moment nahm Pedro seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis. Es war, als wäre Matt nur ein Ärgernis für ihn, so wie ein streunender Hund, der ihm auf der Straße nachlief. Sehr freundlich war Pedro jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil. Matt musste wieder daran denken, dass der Junge erst vor wenigen Stunden versucht hatte, ihn auszurauben – und er trug immer noch seine Uhr! Vielleicht hatte er es doch auf die Zehnpfundnote abgesehen. Nein, das zu denken war nicht fair. Matt hatte ihm das Geld angeboten, und Pedro hatte es nicht genommen. Und wohin fuhren sie jetzt? Pedro musste irgendwo in dieser riesigen, feindseligen Stadt leben. Vielleicht hatte er Eltern. Hoffentlich kannte er jemanden, der Matt helfen konnte.
    Etwa zwanzig Minuten später hielt der Laster, und die beiden kletterten von der Ladefläche. Pedro winkte und rief dem Fahrer zum Abschied etwas zu. Matt starrte auf einen Hügel, an dem sich eine hässliche Siedlung – ein Gewirr aus Steinen und Drähten – hinaufzog. So etwas hatte er noch nie gesehen. Sein erster Eindruck war, dass dies ein Dorf gewesen sein musste, das den Hügel heruntergerutscht und dabei vollkommen zertrümmert worden war. Doch dann begriff er. Es war ein Elendsviertel, in dem die Ärmsten der Armen lebten.
    Wie üblich war Pedro schon wieder in Bewegung. Matt folgte ihm durch das Gewirr von Gassen und schmalen Durchgängen – keiner davon war gepflastert, doch alle waren mit Müll und anderem Unrat übersät. Erst jetzt, als er mittendrin war, stellte Matt fest, dass nicht einmal die

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