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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Hälfte der Häuser aus Backsteinen bestanden. Die meisten waren aus Pappe, Wellblech, Strohmatten, Plastikfolien oder einer Mischung aus alldem. Sie kamen an eine Art Marktplatz, auf dem eine Gruppe alter Frauen mit bunten Schals und steifen Hüten um eine alte Öltonne hockte, die ihnen als Ofen diente. Sie kochten einen Eintopf, und zwar in Milchdosen, die sie flachgehämmert und zu Pfannen gebogen hatten. Ein paar magere Hühner pickten lustlos im Staub herum, und ein Hund – Matt war nicht sicher, ob er tot oder lebendig war – lag ausgestreckt in der Sonne. Über allem hing der widerliche Geruch von menschlichen Ausscheidungen. Matt hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Er konnte nicht fassen, wie die Leute hier leben mussten, aber Pedro schien es nicht zu merken.
    Matt wurde bewusst, dass die Frauen ihn neugierig ansahen. Er fragte sich, was sie wohl dachten. Er war dreckig und abgekämpft, aber er trug neue, teure Kleidung – jedenfalls wenn man sie mit dem verglich, was die Frauen anhatten. In ihren Augen war er ein reiches europäisches oder nordamerikanisches Kind, und er bezweifelte, dass sich viele davon hier herumtrieben. Er nickte den Frauen zu und eilte Pedro hinterher.
    Sie stiegen den Hügel hinauf. Die Anstrengung ließ Matts Brustkorb schmerzen – er spürte jede einzelne Rippe. Und als er sich fragte, wie lange er noch durchhalten würde, kamen sie an eine kleine gemauerte Hütte mit zwei Fenstern, die von innen mit Säcken verhängt waren. Mit einer Handbewegung bedeutete ihm Pedro, dass er eintreten sollte.
    Wohnte er hier? Verunsichert folgte Matt ihm durch den Eingang. Eine Tür gab es nicht. Die Hütte bestand aus einem kastenartigen Raum, und als sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er einen Holztisch, zwei Stühle, einen Gaskocher – er kannte diese Kocher von Campingausflügen –, ein paar Dosen und ein niedriges, schmales Bett. Dann stellte er fest, dass ein Mann auf dem Bett lag. Pedro hockte sich neben ihn und sprach aufgeregt auf ihn ein. Der Mann erhob sich langsam.
    Er war ungefähr sechzig Jahre alt und trug einen Anzug, der genauso alt aussah. Er hatte darin geschlafen, und der Stoff war vollkommen zerknittert. Fast alle Knöpfe fehlten, und das Hemd hing ihm aus der Hose. Er war unrasiert – graue Stoppeln umgaben einen Mund, der dünn und ziemlich blutleer wirkte. Die Augen des Mannes blickten verschlagen. Lange Zeit sagte er nichts und musterte Matt, als würde er abschätzen, was er wohl wert war. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und schluckte. Dann durchbrach er endlich sein Schweigen.
    »Willkommen.«
    Das war das erste freundliche Wort, das Matt seit seiner gewaltsamen Trennung von Richard gehört hatte, und er war ungeheuer erleichtert. Dennoch sah er den Mann skeptisch an. Der Typ war mit Sicherheit nicht der Retter, auf den er gehofft hatte.
    »Pedro hat mir gesagt, dass du Amerikaner bist«, sagte der Mann. Er klang nicht sehr sympathisch. Vielleicht lag es aber auch an dem misstrauischen Unterton in seiner Stimme.
    »Nein, ich bin Engländer«, sagte Matt.
    »Aus England!« Das schien dem Mann zu gefallen. »Aus London?«
    »Ich bin in London abgeflogen. Aber ich lebe in einer Stadt, die York heißt.«
    »York.« Er wiederholte das Wort, aber es war offensichtlich, dass er es noch nie gehört hatte. »Pedro sagt, dass du allein bist. Dass die Polizei dich zusammengeschlagen hat. Dass sie dich verhaften wollten.«
    »Ja. Können Sie ihm dafür danken, dass er mir geholfen hat?«
    »Er braucht deine Dankbarkeit nicht. Wie kommst du darauf, dass er irgendetwas von dir will?«
    Der Mann griff hinter das Bett und holte eine schon angebrochene Flasche hervor, die mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war. Er trank daraus, und als er sie absetzte, konnte Matt Alkohol riechen. Dann zog der Mann eine halb gerauchte Zigarre aus der Jackentasche und zündete sie an. Matt ließ er dabei keinen Moment aus den Augen.
    »Pedro hat mir verraten, dass du Geld hast«, sagte er.
    Matt zögerte, aber auch diesmal hatte er eigentlich keine Wahl. Er holte die Zehnpfundnote aus der Tasche und gab sie dem Mann.
    Der Mann betrachtete den Geldschein eingehend und steckte ihn dann mit einem Zucken seiner Lippen, das vielleicht ein Lächeln war, in die Tasche. Einen Moment später fuhr er Pedro grob an. Der Junge verzog mürrisch das Gesicht. Der Mann wartete, bis Pedro Matts Uhr von seinem Handgelenk streifte und sie ihm gab.
    »Wie heißt

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