Teufelsstern
wirkte. Er legte die Kleider ab und zündete sich eine neue Zigarre an, wobei er sich beinahe die Finger verbrannte. Das Streichholz ließ er auf den Boden fallen.
»Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen«, sagte er. »In Lima geht einiges vor, und nichts davon ist gut. Du musst schleunigst von hier verschwinden. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Sie suchen nach mir«, stellte Matt fest.
»Überall sind Polizisten. Sie stellen Fragen, und zwar nicht auf die freundliche Art. Verstehst du? Sie haben große Knüppel und Tränengas. Offensichtlich suchen sie nach einem englischen Jungen. Sie behaupten, er sei ein Terrorist, und auf seinen Kopf hat man eine große Belohnung ausgesetzt.«
Sebastian hob die Hand, bevor Matt etwas sagen konnte. »Nur wenige haben dich herkommen sehen, und sie werden nichts sagen. Wir haben hier kein Geld. Keinen Besitz. Vielleicht schätzen wir das, was wir haben, deshalb so sehr… Loyalität und Freundschaft. Niemand wird dich verraten, aber die Polizei wird trotzdem kommen und alles auf den Kopf stellen. Vielleicht sind sie schon auf dem Weg hierher.«
»Ich muss meinen Freund finden«, sagte Matt.
»Du verschwendest deine Energie. Wenn Salamanda ihn geschnappt hat, kann er wirklich überall sein. Er kann in Lima sein oder mit dem Gesicht nach unten im Meer treiben. Wenn du mich fragst, ist Letzteres sogar ziemlich wahrscheinlich.«
»Was ist mit dem Ort, den Sie genannt haben? Diesem Landgut?«
»Die Hacienda Salamanda. Ich glaube nicht, dass du ihn dort finden wirst.«
»Ich möchte trotzdem nachsehen.«
Sebastian überlegte einen Moment lang. »Mir ist es egal, wohin du gehst«, sagte er schließlich. »Hauptsache, du bleibst nicht hier. Und Pedro wird dich begleiten. Ich habe es ihm schon gesagt. Er hat drei Polizisten angegriffen, also sind sie auch hinter ihm her. Wenn sie ihn finden, bringen sie ihn um.«
»Es tut mir Leid«, sagte Matt. »Das ist alles meine Schuld.«
»Nein. Es ist seine. Wenn er geschickter gewesen wäre, hätte er deine Uhr und dein Geld gestohlen, ohne dich aufzuwecken. Ich habe schon immer gesagt, dass er ein lausiger Dieb ist. Aber jetzt ist es zu spät, sich darüber aufzuregen.« Sebastian zögerte. »Da ist noch etwas. Dein Aussehen. Das müssen wir ändern.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ein weißer Junge in den Kleidern eines Weißen! Es spielt keine Rolle, wohin du gehst – so wird man dich leicht ausfindig machen.« Sebastian zeigte auf das Bündel, das er mitgebracht hatte. »Gib mir alles, was du anhast.«
»Was…?«
»Sofort!«
Matt war zu geschockt, um zu widersprechen. Er zog Jacke, Hemd und Jeans aus und gab sie Sebastian. Matt hatte keinen Zweifel daran, dass seine Sachen schon am nächsten Tag auf irgendeinem Markt auftauchen würden.
»Schuhe und Strümpfe auch!«, befahl Sebastian.
Matt streifte sie ab und stand nur in seinen Boxershorts mitten im Raum. Sebastian drückte ihm eine Flasche in die Hand. »Reib dich damit ein«, sagte er. »Arme und Beine und vor allem das Gesicht. Pedro wird die Schultern und den Rücken übernehmen.«
»Was ist das?«
»Es ist ein Färbemittel aus Nüssen. Es wird deine Haut für viele Wochen bräunen. Wir müssen dir auch die Haare schneiden.« Sebastian holte eine Schere. Matt zögerte. »Dein Haar ist schön«, sagte der Mann. »Aber wenn du leben willst, musst du aussehen wie ein peruanischer Junge. Uns bleibt keine Zeit mehr zum Diskutieren.«
Kurze Zeit später stand Matt in seinem neuen Outfit da. Auf dem Kopf hatte er einen runden Topfschnitt mit einem gerade abgeschnittenen Pony über den Augen. Sein ganzer Körper war dunkelbraun. Es gab in der Hütte keinen Spiegel, deshalb konnte er nicht sehen, wie er aussah, aber er fühlte sich ausgesprochen unwohl. Seine neuen Jeans waren formlos, starrten vor Dreck und endeten eine Handbreit über seinen Knöcheln und seinen nackten braunen Füßen. Er hatte ein grünes Adidas-TShirt voller Löcher bekommen. Und anstelle von Schuhen gab es ein Paar Sandalen aus schwarzem Gummi – die gleichen, die auch Pedro trug.
»Die sind aus Autoreifen«, erklärte Sebastian.
Matt spürte, wie seine Haut versuchte, jeden Kontakt zu den Kleidungsstücken zu vermeiden. Sie waren bestimmt schon von unzähligen Leuten getragen und nie gewaschen worden. Ihm fiel auf, dass Pedro ihn mit einem kaum merklichen Schmunzeln musterte. »Was ist so witzig?«, fragte er.
Sebastian übersetzte die Frage ins Spanische, und Pedro antwortete. Er sprach leise
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