Teufelsstern
relativ wahrscheinlich, dass er derjenige ist, der mit aller Macht das Tor öffnen möchte.«
»Mr Fabian versucht, Matthew zu finden«, berichtete Susan Ashwood. »Er macht sich furchtbare Sorgen um ihn und gibt sich die Schuld, weil er nicht selbst zum Flughafen gefahren ist, um die beiden abzuholen. Er hat schon mit der Polizei gesprochen, ist aber nicht sicher, ob er ihr vertrauen kann. Von ihm kam der Vorschlag, dass wir landesweit in den Zeitungen Suchanzeigen abdrucken.«
»Nach dem Motto: Haben Sie diesen Jungen gesehen? « Der Gedanke schien Nathalie Johnson zu amüsieren.
»Jemand muss doch wissen, wo er ist. Ein englischer Junge allein in Peru – «, begann Miss Ashwood.
»Vorausgesetzt, dass er noch lebt.« Die Amerikanerin stellte ihr Weinglas ab. »Ich werde mich um die Anzeigen kümmern, wenn Sie das wünschen«, sagte sie. »Das kann mein New Yorker Büro organisieren.«
»Da ist noch etwas…« Die blinde Frau zögerte, um sich zu sammeln. Sie machte ein ernstes Gesicht. »Ich habe darüber nachgedacht, was passiert ist«, fuhr sie fort. »Erst diese Geschichte mit William Morton. Wir waren die Einzigen, die den Treffpunkt kannten, und er hat ihn uns erst vierundzwanzig Stunden vor seinem Treffen mit Matthew mitgeteilt. Und trotzdem hat es jemand geschafft, ihn bis zur Kirche zu verfolgen. Er hat ihn umgebracht und das Tagebuch gestohlen.
Und dann Richard Cole und Matthew: Sie reisen unter falschen Namen, und trotzdem weiß jemand, dass sie kommen. Sie sind in einen Hinterhalt geraten. Mr Fabians Fahrer wurde angeschossen. Und Richard Cole ist jetzt in den Händen von Entführern.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Dass unser Feind immer genau Bescheid weiß. Jemand verrät ihm alles, was wir tun und planen.«
Nathalie Johnson erstarrte. »Das ist doch lächerlich!« »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil wir uns schon lange kennen und mir mein Gefühl sagt, dass ich Ihnen vertrauen kann, Nathalie. Ich habe den anderen nichts davon gesagt, aber ich denke, wir sollten vorsichtig sein. Wenn es im Nexus einen Verräter gibt, könnten wir alle in Gefahr schweben.«
»Wir sollten die anderen warnen.«
»Noch nicht. Erst müssen wir Matthew Freeman finden – das ist wichtiger. Das zweite Tor wird sich in Kürze öffnen, und er ist der Einzige, der das verhindern kann. Es spielt keine Rolle, was aus uns wird. Wenn wir den Jungen nicht finden, sind wir ohnehin verloren.«
Der Busbahnhof war wie ein kunterbunter Freiluftzirkus, ein wirres Durcheinander von Farben und Geräuschen. Überall waren Leute und Gepäckstücke, Straßenhändler priesen lautstark ihre Waren an, alte Frauen mit großen Schals saßen hinter aufgetürmten Papayas und Bananen, Kinder und Hunde tobten durch das Chaos, und ein paar schäbige Busse hatten schon den Motor angeworfen. Noch reiste niemand ab, aber jeder schien es eilig zu haben. Große Säcke und Kartons wurden von Hand zu Hand weitergereicht und schließlich auf die Dächer der Busse geworfen und dort festgezurrt. Der Boden war übersät mit alten Fahrkarten, die aussahen wie Konfetti, und neue Fahrkarten wurden an Schaltern verkauft, die kaum größer waren als Puppentheater. Am Rand des Busbahnhofes kochte eine Indiofrau in einer großen Blechdose cau cau – einen Eintopf aus Innereien und Kartoffeln. Ein paar Reisende hockten um sie herum und aßen von Plastiktellern. Der Essensgeruch mischte sich mit den Abgasen.
Matt betrachtete das bunte Durcheinander, als er mit Sebastian und Pedro den Busbahnhof erreichte. Sie waren zu Fuß gekommen und um bereits fünf Uhr morgens in der Giftstadt aufgebrochen. Sebastian hatte die Fahrkarten schon gekauft und war so nett, sie bis Ica zu begleiten. Obwohl er betrunken gewesen war, als er ins Bett ging, wirkte er beim Aufwachen ziemlich nüchtern. Auf seine Art war er sogar fröhlich.
»Es besteht nicht die geringste Chance, dass du deinen Freund in Ica findest«, hatte er gesagt. »Aber nachdem du Diego Salamanda deine Aufwartung gemacht hast, könnt ihr nach Ayacucho weiterfahren. Ich werde dort auf euch warten.«
Sie gingen an einer Reihe von Läden vorbei, und durch eine offene Tür bemerkte Matt einen Jungen, der ihn ansah. Er war in seinem Alter und trug ein grünes T-Shirt und Jeans, die ihm deutlich zu kurz waren. Er hatte keine Strümpfe an, sondern nur schwarze Gummisandalen. Der Junge hatte schwarze Haare, die über den Augen gerade abgeschnitten waren, und dunkle Haut. Er war unglaublich schmutzig.
Matt
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