Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
bewegte sich, und der Junge machte dasselbe. Erst in dem Moment begriff Matt, dass er in einen Spiegel schaute. Der Junge war er selbst.
    Sebastian hatte alles beobachtet. »Du hast dich nicht erkannt«, prustete er los. »Hoffen wir, dass es denen genauso geht.«
    Er warf einen kurzen, bedeutsamen Blick in die andere Richtung, und Matt spürte, wie sein Mund trocken wurde, als er die beiden Polizisten sah, die den Busbahnhof überwachten. Ihre Anwesenheit konnte alle möglichen Gründe haben, aber Matt wusste instinktiv, dass sie seinetwegen da waren. Pedro fragte etwas auf Spanisch, und Sebastian beruhigte ihn. Als Pedro aufgewacht war, hatten seine Gesten Matt klar gemacht, dass auch er sich an ihr Gespräch im Traum erinnerte. Pedro gefiel das alles ganz und gar nicht, aber er würde Matt beistehen.
    »Denk daran, dich klein zu machen«, flüsterte Sebastian. »Deine Größe wird dich sonst verraten. Hier, nimm das…«
    Sebastian gab Matt einen großen weißen Sack. Matt hatte keine Ahnung, was darin war. Er war nicht einmal sicher, ob es echtes Gepäck war oder nur eine Attrappe, dank der sie wie richtige Reisende aussahen. Aber er verstand Sebastians Plan: Vornübergebeugt, mit dem Sack auf den Schultern, sah Matt aus wie ein Dienstbote, der das Gepäck seines Herrn trug. So konnte er seine wahre Größe verbergen, und wenn er den Kopf gesenkt hielt, war sein Gesicht nicht zu sehen.
    Sie setzten sich in Bewegung. Auch die Polizisten gingen langsam durch die Menge, die sich teilte, um sie durchzulassen.
    »Hier lang«, sagte Sebastian leise.
    Er steuerte auf einen Bus zu, der schon halb voll war. Die beiden Polizisten hatten sie nicht bemerkt. Matt erreichte die Tür, und sein Herzschlag setzte aus. Ein dritter Polizist stieg gerade aus dem Bus. Matt wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen. Gebückt unter dem Bündel, konnte er das Gesicht des Mannes nicht sehen – nur seine Stiefel und den Lauf seiner Waffe. Und dann sagte der Polizist etwas, und Matt war klar, dass er ihm eine Frage gestellt hatte. Jetzt war er geliefert. Matt konnte nichts sagen. Der Polizist wiederholte seine Frage.
    Und dann packte eine Hand das Bündel und riss es von seinem Rücken. Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Matt, dass es der Polizist war. Doch es war Sebastian. Auf Spanisch schrie er Matt an, und bevor er reagieren konnte, hatte Sebastian ihm eine gewaltige Ohrfeige verpasst. Sebastian schlug ihn noch ein zweites Mal, dann warf er ihn in den Bus. Matt schlug der Länge nach hin. Hinter sich hörte er Sebastian mit dem Polizisten reden und lachen. Im Bus waren ungefähr zwanzig Leute, und alle starrten Matt an. Mit glühenden Wangen – vor Schmerz und vor Verlegenheit – stolperte er vorwärts und fand einen freien Platz.
    Pedro stieg ein, und Sebastian folgte ihm. Er setzte sich neben Matt, sagte aber kein Wort. Noch mehr Leute kamen in den Bus, einige hatten eine Ziege am Strick dabei und andere Hühner in Körben. Kurze Zeit später waren alle Sitzplätze belegt, und der Mittelgang war voller Leute, die am Boden hockten. Schließlich stieg auch der Busfahrer ein. Er schwang sich in seinen Sitz und startete den Motor. Der ganze Bus begann zu rattern und zu wackeln.
    Der Fahrer legte den Gang ein, und der Bus fuhr mit einem Ruck an. Matt sah aus dem Fenster und stellte fest, dass der Polizist wegging.
    »Das war knapp«, murmelte Sebastian. Halblaut fuhr er fort: »Ich musste dir wehtun, weil der Polizist misstrauisch wurde. Ich habe ihm gesagt, dass du mein Neffe und ein Idiot bist – du hättest einen Hirnschaden und ihm deswegen nicht den gebührenden Respekt erwiesen.«
    »Hat er nach mir gesucht?«
    »Ja. Er hat es mir gerade erzählt. Sie haben eine riesige Belohnung – hunderte von Dollar – auf dich ausgesetzt. Sie behaupten immer noch, dass du ein Terrorist bist.«
    »Aber wieso denn? Das sind Polizisten! Warum verbreiten die solche Lügen?«
    »Weil sie jemand bezahlt hat. Was dachtest du denn? Vielleicht ist Ayacucho doch nicht der richtige Ort für dich. Solange du in Peru bist, solltest du dich nirgends sicher fühlen, aber ohne Pass kannst du das Land nicht verlassen.«
    Mit viel Geratter fuhr der Bus hinaus auf die Hauptstraße. Als er um die Ecke bog, wurden die Passagiere in ihren Sitzen hin und her gerüttelt, und Tiere schrien verängstigt. Dann trat der Fahrer aufs Gas, und der Motor heulte auf. Die lange Reise Richtung Süden hatte begonnen.

DIEGO SALAMANDA
    Ica war ein kleines,

Weitere Kostenlose Bücher