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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Raven’s Gate erlebt hatte.
    »Ich bin nach Peru gekommen, um das zweite Tor zu finden«, beendete er seinen Bericht. »Das war vor zwei Tagen, obwohl es mir vorkommt, als wäre es viel länger her. Vom Augenblick unserer Ankunft an ist alles schief gegangen. Wenn ich Kontakt zum Nexus aufnehmen könnte, dann würden die uns sicherlich helfen. Vielleicht suchen sie auch schon nach mir.«
    Matt holte tief Luft. Das Boot schaukelte sanft auf dem Wasser. Er fragte sich, ob sie einsteigen sollten und wohin es sie dann bringen würde.
    »Ich wusste, dass wir uns begegnen werden«, sagte Pedro. »Ich habe dich schon erwartet. Als du geschlafen hast… als ich deine Uhr genommen habe… dachte ich, du wärst nur ein reiches Touristenkind, das sich verlaufen hat. Ich wusste wirklich nicht, dass du es warst. Tut mir Leid.«
    »Wann hast du es gemerkt?«
    »Als du aufgewacht bist. Da habe ich dich erkannt. Und ehrlich gesagt, war ich nicht besonders froh, dich zu sehen. Ich wünschte, du wärst nicht gekommen.«
    »Wieso?«
    »Deine Anwesenheit sorgt für Ärger und Probleme. Jetzt wird sich alles verändern.« Pedro verstummte. »Du magst nicht viel von meinem Leben halten, aber es ist das einzige, das ich habe, und ich war bisher halbwegs glücklich. Ich weiß, dass du das nicht hören willst. Aber ich will in all das nicht hineingezogen werden.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Matt wusste, was Pedro meinte, denn ihm ging es genauso.
    »Ich weiß nichts über dich«, sagte er. »Nur deinen Namen… Pedro. Hast du auch einen Nachnamen? Und was machst du in Lima, wenn du nicht vor Autos jonglierst oder Touristen bestiehlst? Und wer ist Sebastian? Warum lebst du bei ihm?«
    »Ich rede nicht gern über mich«, sagte Pedro und verstummte wieder. »Doch ich werde es tun, weil ich denke, dass du es wissen solltest. Aber ich sage dir gleich, dass es nicht viel zu erzählen gibt… und außerdem wirst du dich wahrscheinlich ohnehin nicht mehr daran erinnern, wenn du aufwachst.«
    Auf diesen Gedanken war Matt noch nicht gekommen. Er fuhr mit seinen Fingern durch den Sand und fragte sich, welche Gesetzmäßigkeiten in diesem Traumland herrschten. Der Himmel war dunkel, aber er konnte trotzdem gut sehen. Der Sand war warm, obwohl keine Sonne schien. Es war weder Tag noch Nacht, sondern irgendwas dazwischen.
    Pedro kreuzte die Beine.
    »Zuerst einmal ist Pedro nicht mein richtiger Name«, begann er. »So nennen mich nur alle. Sebastian hat mir den Namen gegeben, als ich in die Giftstadt kam. Er hat gesagt, so hätte einst sein Lieblingshund geheißen. Ich weiß, dass ich eine Familie hatte, bevor ich zu ihm kam, aber ich erinnere mich kaum an sie. Ich hatte eine Schwester. Sie war ein paar Jahre jünger als ich.
    Ich stamme aus einem Dorf, das in der Provinz Canta liegt – davon hast du sicher noch nie gehört. Es ist ungefähr hundert Kilometer von Lima entfernt. Ein Dreitagemarsch. Es war ein langweiliges Dorf. Die Männer arbeiteten auf den Feldern – es wurden Kartoffeln und Mais angebaut –, und die Frauen blieben zu Hause und kümmerten sich um die Kinder. Im Dorf gab es keine Schule, aber ich bin auf eine gegangen, die vier Kilometer weit weg war. Viel habe ich da aber nicht gelernt. Ich kenne zwar ein paar Buchstaben, aber lesen kann ich nicht.«
    Er streckte die Hand aus und malte mit dem Zeigefinger ein großes P in den Sand.
    »Das ist P für Pedro. Es ist auch das P von Papagei – papagayo. Das konnte ich mir merken, weil für mich der Buchstabe aussieht wie ein Papagei.
    Meine Mutter hat immer gesagt, ich wäre unter einem schlechten Stern geboren, aber ich weiß nicht, was sie damit gemeint hat. Wir waren zu viert, und wir hatten ein schönes Haus, auch wenn es nur aus Holz und Pappe war. Und wir hatten ein großes Bett, in dem wir alle geschlafen haben. Über meine Mutter kann ich dir nicht viel erzählen. Ich möchte nicht an sie denken. Manchmal erinnere ich mich, wie es sich angefühlt hat, neben ihr im Bett zu liegen, und das macht mich traurig. Für mich war das Einschlafen immer der schönste Teil des Tages.
    Das Schlimmste an Canta war das Wetter. Der Wind kam von den Bergen herunter, und er schien durch einen hindurchzublasen. Ich hatte nie genug Sachen zum Anziehen. Manchmal hatte ich nur ein T-Shirt und meine Unterhose, und ich dachte, ich würde zum Eisblock erstarren.
    Am Anfang des Jahres regnete es immer. Einen derartigen Regen hast du noch nicht miterlebt, Matteo. Manchmal hat es so geschüttet, dass ich

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