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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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mit bloßem Auge nicht entziffern konnte. In der Mitte des Blattes standen vier Zeilen, die aussahen wie eine Strophe aus einem Gedicht. Und in der unteren rechten Ecke war eine strahlende Sonne aufgemalt, und daneben standen zwei Worte in Großbuchstaben:

    Ob das Spanisch war? Irgendwie sah es anders aus. Was bedeutete diese Seite, und warum hatte ihr Feind sie fotokopiert? Matt steckte das Papier wieder ein. Mit diesem Rätsel konnte er sich befassen, wenn er Richard gefunden hatte.
    Sie fuhren immer weiter.
    Die Landschaft veränderte sich. Sie wurde bergiger und üppig grün. Die Straße, die bisher schnurgerade verlaufen war, führte jetzt in haarsträubenden Serpentinen bergauf. Matt musste wieder daran denken, was Pedro gesagt hatte, und er atmete prüfend ein. Die Luft wurde tatsächlich dünner. Sogar die Farbe des Himmels hatte sich verändert – es war jetzt ein härteres, strahlenderes Blau. An den Hängen standen Bauernhäuser und merkwürdige runde Festungen aus massivem Stein. Hier kann man doch nichts anbauen, dachte Matt. Nach einer weiteren Kurve stellte er fest, dass jemand – vielleicht die Indios oder eine noch frühere Kultur – Terrassen in den gesamten Berg gebaut hatte. Sie waren mit Felsbrocken eingefasst und bepflanzt.
    Pedro und Matt kamen durch Dörfer und dann durch größere Orte. Hier sah alles ganz anders aus als in dem Teil von Peru, aus dem sie kamen – irgendwie älter und spektakulärer. Die Berge waren einfach gewaltig und überragten alles. Als der Bus schließlich in ein Tal fuhr, konnte Matt den ersten Blick auf die Stadt Cuzco werfen. So etwas hatte er noch nie gesehen.
    Das soll eine Stadt sein?, war sein erster Gedanke. Es gab keine Hochhäuser, keine Bürogebäude, keine breiten Straßen, keine Verkehrsampeln und nicht einmal viele Fahrzeuge. Cuzco sah aus wie eine Märchenstadt. Vom Busfenster aus bemerkte Matt einen Marktplatz, auf dem zwei spanische Kirchen standen, und rundherum erstreckten sich hübsche weiße Häuser mit Dächern aus Terrakotta – und das etliche Kilometer weit bis zu den Hängen an der anderen Seite.
    Doch erst, als sie ausgestiegen waren und zu Fuß in Richtung Zentrum gingen, bekam Matt ein Gefühl für die Stadt. Cuzco war wunderschön – Bogengänge und Veranden, schmiedeeiserne Lampen, gepflasterte Straßen und auf Hochglanz polierte Fußwege, die ebenso gut in ein Museum oder einen Palast gepasst hätten. Alle Gebäude schienen entweder Restaurants oder Läden zu sein, die Kleidung, Schmuck oder Andenken verkauften. Aber es gab auch hier Armut. Matt sah einen kleinen Jungen, barfuß und schmutzig, der vor einer Eingangstür lag und schlief. Auf der Straße saßen alte Frauen und blinzelten in die Sonne. Schuhputzjungen warteten vor den Kirchen auf Kunden. Doch selbst die Armut wirkte hier malerisch, als wäre sie nur ein Motiv für die Fotos der Touristen.
    Und die Touristen waren überall. Als sie auf den Marktplatz kamen, hörte Matt englische Stimmen, und sein erster Impuls war, sich dem nächstbesten Engländer in die Arme zu werfen. Er brauchte Hilfe. Und ein reicher englischer Tourist wäre die perfekte Lösung. Er hätte ihm zumindest helfen können, die britische Botschaft zu erreichen, um von dort aus seinen Heimflug organisieren zu können.
    Aber noch bevor er den ersten Schritt getan hatte, wurde ihm klar, dass er das nicht tun konnte. Er konnte Richard doch nicht im Stich lassen. Womöglich unterschrieb er Richards Todesurteil, wenn er das Land verließ – schließlich wollten sie Matt und nicht Richard.
    Und es gab ja auch noch Pedro. Was immer Matt zugestoßen war und wie sehr er es auch hasste, in diesem Land zu sein – er hatte es jedoch geschafft, einen der Fünf zu finden. Sie mussten zusammenbleiben. Seine Flucht nach England würde niemandem helfen, und Matt wusste, dass er alles zu einem Ende führen musste.
    Also blieb er stehen und beobachtete eine Gruppe, die an ihnen vorbeizog. Angeführt wurde sie von einer Frau, die mit einem Sonnenschirm winkte. Er folgte den Touristen. Irgendwie tröstete es ihn, seine eigene Sprache zu hören.
    »Cuzco ist schon immer eine heilige Stadt gewesen«, erklärte die Frau. »Bereits für die Inka war sie heilig, denn hier war das Zentrum ihrer Macht. Doch 1533 fielen spanische Eroberer unter Francisco Pizarro ein. Die Spanier zerstörten einen Großteil der Stadt und bauten ihre eigenen Kirchen und Paläste, aber Sie können trotzdem noch viele Überreste der Inkakultur

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