Teufelsstern
keine Zeit hatte, mir einen Reim darauf zu machen. Aber inzwischen glaube ich, dass ich möglicherweise einen Fehler gemacht und voreilige Schlüsse gezogen habe.«
Er verstummte kurz.
»Lass uns mit Diego Salamanda anfangen. Er ist unser Feind. Sein Hauptziel ist es, das zu Tor öffnen. Er muss jemanden dafür bezahlt haben, William Morton zu töten und das Tagebuch zu stehlen. Aber dieses Monster hat Richard nicht entführt. Das hat er mir gestern mehr oder weniger selbst gesagt. Er wusste nicht einmal, dass Richard entführt wurde.«
»Aber wer –?«
»Darüber habe ich nachgedacht. Als Richard und ich in Lima ankamen, hat uns ein Fahrer abgeholt, der behauptet hat, dass er für Mr Fabian arbeitet. Er hat sich als Alberto vorgestellt, aber er könnte irgendwer gewesen sein. Und er wollte uns zu einem Hotel fahren, wo Captain Rodriguez und seine Männer schon auf uns gewartet haben. Wir wären direkt in die Falle gegangen.
Aber auf dem Weg dorthin werden wir von Männern aufgehalten. Sie schießen auf den Fahrer und versuchen, uns zu schnappen. Richard haben sie gekriegt, aber ich bin entkommen.«
»Sie haben versucht, dich aufzuhalten! Sie wollten nicht, dass du im Hotel ankommst, weil sie wussten, dass die Polizei dort war!«
Matt nickte. »Stimmt. Und Micos war einer von ihnen. Ich habe ihn in dem Wagen sofort erkannt. Er war einer von denen, die in Lima geschossen haben. Und letzte Nacht muss er uns irgendwie zur hacienda gefolgt sein. Vielleicht war er auch schon dort und hat darauf gewartet, dass wir auftauchen.«
»Vielleicht hätte er dir verraten können, wo dein Freund ist.«
»Ich wünschte, er hätte uns mehr gesagt. Wer er war. Für wen er arbeitet.«
»Er wusste nicht, dass er sterben würde.« Pedro dachte kurz nach. »Dieser Tempel…«
»Coricancha. Wenn wir ihn finden, finden wir vielleicht auch Richard.« Matt hob einen Stein auf und warf ihn ins Wasser. Geräuschlos fiel er ins Meer. »Wie lange dauert die Fahrt nach Cuzco?«
»Als ich die Tickets gekauft habe, hieß es zwanzig Stunden.«
»Wenn wir die meiste Zeit schlafen, können wir wenigstens miteinander reden.«
»Ja.« Pedro runzelte die Stirn. »Was ist mit diesem Ort, Matteo? Wo sind wir? Wie ist es möglich, dass wir einander verstehen und auch nach dem Aufwachen noch wissen, worüber wir geredet haben?«
»Keine Ahnung«, sagte Matt. »Als du auf diese Insel kamst, hatte ich gehofft, dass du es mir erklären kannst.«
»Nein, ich weiß von nichts. Ich bin nur ich. Ich jongliere, und ich bestehle Touristen. Ich kapiere nicht, was vor sich geht – vor allem nicht, wie ich in diese ganze Sache mit dir reingeraten bin.«
»Dann lass uns gehen«, sagte Matt und stand auf. »Ich denke, wir sollten diese Insel verlassen. Wir haben ein Boot.«
»Wo wollen wir hin?«
»Es gibt fünf von uns, Pedro. Wir müssen unbedingt die anderen drei finden.«
Sie gingen zum Boot und schoben es ins Wasser. Matt stieg ein, und Pedro stieß das Boot vom Strand ab. Plötzlich sah es so aus, als wäre das Festland unendlich weit entfernt. Matt schaute nach oben. Am immer noch schwarzen Himmel regte sich nichts. Der riesige Schwan war nicht zurückgekommen.
Der Schwan. Diego Salamanda hatte in seinem Esszimmer auch von einem Schwan gesprochen.
Der Silberschwan muss in fünf Tagen in Position sein.
Was meinte er bloß damit? Hatte er die Fähigkeit, in diese Traumwelt einzudringen? War er es, der diesen riesigen Schwan kontrollierte?
Matt schauderte. Pedro sprang ebenfalls ins Boot. Seine Füße und Knöchel waren nass. Das Boot schien ein Eigenleben zu haben, denn es fuhr von selbst los und steuerte mit ihnen aufs Meer hinaus.
Matt schreckte hoch.
Der Bus hatte an einer Kreuzung gehalten, an der ein paar schäbige Gebäude standen und einige Essensbuden. Die alte Frau, die neben ihm gesessen hatte, stieg aus, und Pedro, der zwei Flaschen Wasser und Brötchen besorgt hatte, konnte sich neben ihn setzen. Als die Türen zugingen und der Bus erneut losfuhr, fiel Matt das Blatt Papier wieder ein, das sie aus Salamandas Büro mitgenommen hatten. Er holte es aus der Tasche.
Es war eindeutig eine Fotokopie aus dem Tagebuch. Die ganze Seite war voll geschrieben, und einige Zeilen bildeten Muster. Matt erkannte eine Art Rechteck, das an einer Seite schmaler wurde. Ein anderes Muster sah aus wie eine Spinne. Die Schrift bedeckte fast das gesamte Blatt, und sie führte in alle Richtungen. Zum Teil waren die Buchstaben so winzig, dass man sie
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