Teufelsstern
halten.
Schließlich legte er auf und lächelte. Jetzt hatte er genau die Information, die er haben wollte.
Er wusste, wo Matt war.
IN LUFT AUFGELÖST
Der nächste verfügbare Flug von Lima würde erst abends um neun in Cuzco landen, und Mr Fabian hatte mit Matt abgesprochen, dass er ihn und Pedro eine Stünde später vor der Kathedrale auf dem großen Platz treffen würde. Das bedeutete, dass die beiden noch den halben Tag lang die Zeit totschlagen mussten, bis er kam.
Sie schlenderten durch Cuzco und versuchten, sich möglichst unsichtbar zu machen. Für Matt war das eine komische Erfahrung. Normalerweise würde jemand wie er als Tourist herkommen, und wenn er anders gekleidet gewesen wäre, hätte man ihn zweifellos für einen gehalten. Er konnte sich gut vorstellen, wie er die langen Gänge mit den steinernen Bögen und den gut besuchten Läden dahinter fotografierte.
Doch in seiner Tarnung war er zu einem Teil der Stadt geworden. Einmal, als er und Pedro auf den Stufen zum Museum saßen, wollten zwei Amerikaner sie sogar fotografieren. Matt hätte es nicht erklären können, aber irgendwie ärgerte es ihn, wie sich das teure Teleobjektiv auf ihn richtete. Noch bevor die Kamera klickte, sprang er auf.
»Warum fotografieren Sie nicht jemand anders?«, fuhr er das erschrockene Ehepaar an. Natürlich wusste er, wie unfair das war, aber trotzdem verspürte er ein Gefühl des Triumphs, als die beiden verstört zurückwichen.
Später am Nachmittag kamen er und Pedro zum Tempel von Coricancha. Ihn zu verpassen war auch fast unmöglich. Er lag im Süden der Stadt und war die größte Touristenattraktion der Gegend. Auf dem Parkplatz reihten sich die Busse aneinander, und Touristenströme strebten auf den Eingang zu. Auch hier gab es Inka-Mauern und hoch oben eine Terrasse, von der aus man auf Cuzco hinuntersehen konnte. Warum hatte Micos sie hergeschickt? Es schien keinen Grund zu geben, und Matt würde ganz sicher nicht ihr restliches Geld für den Eintritt verschwenden.
Trotzdem drückte er sich am Eingang herum und hörte zu, was die Reiseleiter den immer wechselnden Touristengruppen erzählten. Coricancha war ein sehr altes Wort, das Goldener Hof bedeutete. Einst hatte es hier einen großen Tempel gegeben, in dem viertausend Priester lebten. Jede Mauer war mit massivem Gold beschichtet gewesen, und in den Räumen hatten Statuen und Altäre gestanden, die ebenfalls aus Gold waren. Der Tempel war das religiöse Zentrum der Inka gewesen, und sie hatten ihn zu bestimmten Anlässen auch als Sternwarte genutzt. Aber dann kamen die Eroberer und nahmen sich alles. Sie schmolzen das Gold ein, rissen die Altäre heraus und bauten ein Kloster auf den Ruinen.
Matt fragte sich, ob Mr Fabian sie am Freitagabend herbringen würde. Ob Richard dann auftauchte? Ein Wachmann kam heraus und scheuchte Matt und Pedro weg. Pedro murmelte etwas Finsteres auf Spanisch und zupfte an Matts Ärmel. Der Wachmann dachte, sie würden die Touristen anbetteln. Sie waren hier unerwünscht. Arme Leute waren überall in Cuzco unerwünscht.
Gegen Abend gingen sie zurück zum Marktplatz und setzten sich auf die lange Stufe zwischen der Kathedrale und dem Springbrunnen. Matt hätte gerne gewusst, woran Pedro wohl dachte. Er hatte versucht, ihm zu erklären, dass ein Mann vom Nexus kam, aber er war nicht sicher, wie viel Pedro davon verstanden hatte.
Endlich wurde es dunkel, und nach dem Sonnenuntergang verwandelte sich Cuzco in eine fast magische Stadt. Matt war schon tagsüber das merkwürdige Licht aufgefallen. Aber jetzt leuchtete der Himmel dunkelblau, und unter ihm erstreckten sich die schwarzen Berge. Tausende von orangefarbenen Lichtern funkelten in den Vororten, und Straßenlampen erstrahlten rund um den Marktplatz. Nach der Hitze des Tages war der Abend angenehm kühl. Die Restaurants füllten sich, und die Fußwege waren voller Leute, die gemütlich dahinschlenderten wie Statisten auf einer riesigen Freilichtbühne.
Der Polizeiwagen fuhr kurz nach neun auf den Platz. Matt entdeckte ihn zuerst. Es war ein weißes Auto mit einem gelben und einem blauen Streifen und einem Blaulicht auf dem Dach. In ihm saßen zwei Männer. Matt beobachtete, wie das Auto langsam auf die andere Seite des Platzes rollte und vor einer der Wechselstuben hielt. Die beiden Männer blieben im Wagen sitzen.
Matt dachte sich nichts dabei. Überall in Cuzco waren Polizisten, genau wie in Lima. Wahrscheinlich sollten sie die Touristen beschützen. Der Tourismus
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