Teufelsstern
einer der Fünf. Er durfte ihn nicht verlieren.
Aber Pedro passte auf Matt auf. Als ein Polizist um die Ecke kam, schrie er dem Freund eine Warnung zu. Matt duckte sich tief. Es gab einen Knall, und eine Staubwolke stieg von einer der steinernen Stufen auf. Die schossen auf ihn! Matt konnte es nicht fassen. Captain Rodriguez musste befohlen haben, ihn tot oder lebendig zu fangen.
Der Schuss war ein Fehler gewesen. Auf dem Platz brach Panik aus, und die Menschen liefen hektisch in alle Richtungen. Einen Moment lang war die Polizei machtlos. Die Jungen waren außer Sicht. Dann passierte etwas Merkwürdiges. Der Polizist, der geschossen hatte, fiel plötzlich um und blieb liegen. Matt wirbelte herum und entdeckte die Steinschleuder in Pedros Hand. Er wusste wirklich, wie man damit umging. Der Polizist hatte am Zugang zu einer Straße gestanden, der nun unbewacht war. Matt atmete noch mal tief ein und rannte wieder los.
Sie mussten ein Versteck finden. Das war jetzt das Wichtigste. Pedro rannte durch ein offenes Tor, das von der Straße abzweigte, und gab Matt ein Zeichen, ihm zu folgen. Matt hastete ihm nach, und sie landeten auf einem weiteren Platz, auf dem Grasbüschel zwischen den Steinen wucherten. Rundherum standen mit Öllampen erleuchtete Verkaufsstände. Sie hatten noch geöffnet, und ein paar Rucksacktouristen schlenderten zwischen ihnen herum und betrachteten die Hüte und Ponchos, Decken, Ketten und Taschen, die dort angeboten wurden. Hinter ihnen ragte die Kathedrale auf.
Die beiden Jungen hielten nicht an. Sie stürmten durch einen weiteren Bogen und landeten in einer anderen Straße. Doch diesmal waren sie nicht allein.
Eine uralte Indiofrau hockte mit einer Decke voller selbst gemachtem Schmuck auf dem Fußweg. Ihr Haar war zu zwei langen Zöpfen geflochten, und sie hatte ein Baby in einem gestreiften Tragetuch dabei. Sie sah den beiden Jungen direkt in die Augen, als sie nach Luft japsend stehen blieben und sich fragten, in welche Richtung sie weiterlaufen sollten. Plötzlich lächelte die Alte und zeigte dabei ihre Zähne, die kaum mehr als Stummel waren. Gleichzeitig deutete sie auf eine Gasse, die hinter ihr lag.
Matt wusste nicht, was er tun sollte. Die alte Frau verhielt sich so, als würde sie Matt und Pedro kennen. Es war fast, als säße sie schon den ganzen Abend da und wartete auf sie, nur damit sie ihnen den besten Fluchtweg zeigen konnte. Matt rang nach Luft und kämpfte gegen seine Übelkeit an.
»Wohin?«, fragte er Pedro atemlos.
Die alte Frau hob einen Finger an die Lippen. Jetzt war keine Zeit für eine Diskussion. Wieder zeigte sie in die Gasse. Hinter den Jungen war Geschrei zu hören. Die Polizisten hatten den zweiten Platz erreicht.
» Gracias, señora « , murmelte Pedro. Er hatte entschieden, ihr zu vertrauen.
Die beiden rannten die Gasse hinauf und verschwanden in den Schatten der Häuser. Zerfetzte Plakate hingen an den Wänden, und über ihren Köpfen waren hölzerne Balkone. Das Kopfsteinpflaster riss Matt fast die Gummisandalen von den Füßen.
Hatte es überhaupt Sinn, dass sie weiterrannten? Matt hörte Sirenen und Pfiffe durch die ganze Stadt hallen, und insgeheim war ihm klar, dass er und Pedro es nie schaffen würden, egal, wie schnell sie rannten. Sie waren wie zwei Ratten in einem Irrgarten. Sie konnten durch die Straßen und Gassen von Cuzco hasten, bis sie vollkommen erledigt waren, oder sie fanden ein Gebäude, in dem sie sich verstecken konnten – aber etwas ändern würde das nicht. Vielleicht würde die Polizei die ganze Nacht brauchen, um sie zu finden, aber sie würde sie finden. Cuzco war von Bergen umgeben. Es gab keinen Ausweg.
Irgendwo in der Nähe bremste ein Auto. Stiefel stampften über Beton. Eine Pfeife schrillte. Sogar Pedro wurde jetzt langsamer. Schweiß tropfte von seinem Gesicht. Bald würde alles vorbei sein.
Die Gasse mündete in eine weitere schmale Straße mit einer T-Kreuzung. Pedro hielt darauf zu, doch genau in diesem Augenblick tauchte an der Kreuzung ein blauer Kleinbus auf, und drei Polizisten sprangen heraus. Einer von ihnen schrie aufgeregt in sein Funkgerät, während die anderen ihre Waffen zogen und auf die Jungen zugingen. Matt hatte keine Kraft mehr, sich zu bewegen. Seine Lunge war kurz vorm Platzen. Er konnte nur zusehen, wie die Männer ihm entgegeneilten.
Und dann passierte es wieder.
Ein weiterer Indio tauchte auf. Er kam aus einem Torbogen und schob einen schweren Karren vor sich her, der mit Essen und
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