Teufelsstern
war ein Millionengeschäft, und es war wichtig, dass sich die Gäste sicher fühlten.
Aber dann tauchte ein zweiter Polizeiwagen auf, und Matt wurde nervös. Die suchten doch wohl nicht nach ihm? Außer Mr Fabian wusste niemand, dass sie hier waren. Pedro stieß ihn an und sah in Richtung des zweiten Polizeiwagens. Sein Gesichtsausdruck verriet alles. In diesem Land ging man der Polizei lieber aus dem Weg. Wie spät war es eigentlich? Sicher schon fast zehn. Matt wünschte, Pedro hätte ihm die Uhr gelassen.
Zwei Polizeiwagen. Noch mehr Polizisten zu Fuß. Sie kamen von allen Seiten auf den Platz, sehr langsam, wie zufällig. Was ging hier vor? Pedro wurde immer hektischer. Er hatte jetzt etwas von einem Tier an sich, das man in die Enge treibt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Jeder Muskel seines Köpers war angespannt. Er spürte die Gefahr.
»Ich denke, wir sollten verschwinden«, meinte Matt.
Er wollte nicht gehen. Mr Fabian musste jeden Moment auftauchen. Und wenn er jetzt aufstand und weglief, würde er ganz bestimmt die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Jede Faser seines Körpers schrie ihm zu, zu bleiben, wo er war. Solange er unbemerkt dasaß, war er sicher. Aber inzwischen war rund ein Dutzend Polizisten auf dem Platz. Sie schwärmten aus – und sie waren alle bewaffnet. Waren sie zufällig gekommen, oder wussten sie, dass Matt hier war? Diese Frage wurde beantwortet, als die Beifahrertür eines Polizeiwagens aufging und ein Mann ausstieg. Es war Captain Rodriguez. Er stand direkt unter einer Straßenlaterne, die sein grobes, pockennarbiges Gesicht beleuchtete. Er sah aus wie ein Boxer, der den Ring betrat, und als seine Augen suchend über den Platz fuhren, war Matt sicher, dass sein Telefonat mit Mr Fabian abgehört worden und er blindlings in die nächste Falle getappt war.
Er stand auf und zwang sich, nicht in Panik zu geraten. Captain Rodriguez hatte ihn zuletzt im Hotel Europa gesehen und wusste nicht, wie er jetzt aussah. Es waren noch genug Leute unterwegs. Sie konnten einfach aufstehen und sich unters Volk mischen.
Pedro griff in seine Hosentasche. Als er sie wieder herauszog, hatte er seine Steinschleuder in der Hand. Matt schüttelte den Kopf.
»Lass das lieber«, sagte er. »Es sind zu viele.«
Pedro runzelte die Stirn, schien ihn aber verstanden zu haben. Er steckte die Schleuder wieder ein.
Das Schrillen einer Pfeife durchschnitt die Luft.
Plötzlich rannten alle Polizisten auf die beiden zu, als hätten sie die ganze Zeit gewusst, wo sie waren und nur ein Spiel mit ihnen gespielt. Ein weiteres Auto kam von hinten. Captain Rodriguez zeigte direkt auf sie und brüllte Befehle. Die Touristen sahen mit offenem Mund zu. Sie fürchteten, etwas mitzuerleben, was sie eigentlich nicht sehen wollten. Die freundliche Maske des Landes, das sie besuchten, war verrutscht und die darunter liegende Brutalität zum Vorschein gekommen. Überall waren bewaffnete Polizisten.
Matt sah sofort, dass alle vier Ecken des Platzes abgesperrt waren. Die Falle war zugeschnappt. Zwei Polizeiwagen rasten auf ihn zu… in wenigen Sekunden würden sie bei Matt und Pedro sein. Damit blieb ihnen nur noch ein Fluchtweg – nach oben. Er sah sich um und stellte fest, dass auch Pedro zu diesem Schluss gekommen war. Er rannte bereits die Stufen hinauf und hielt auf eine Gruppe Europäer zu, die oben auf der Plattform stand. Sie hatten sich gerade gegenseitig vor der Kathedrale fotografieren wollen, als die Polizei aufgetaucht war. Und jetzt schauten sie fassungslos zu. Matt sah, wie Pedro sich zwischen sie drängte. Was sollte das? Er warf einen Blick nach hinten und begriff Pedros Plan. Sein Freund hatte die Gefahr erkannt, aber er wusste auch, dass die Polizisten nicht schießen würden, solange Touristen in der Nähe waren. Das war ein kluger Schachzug. Pedro benutzte die Touristen als menschlichen Schutzschild.
Matt hetzte hinter ihm her, die letzten fünf Stufen hoch und dann auf die Plattform mit der Kathedrale. Die Touristen sprangen erschrocken zur Seite. Jemand schrie auf. Pedro bewegte sich wie der Wind, und Matt war nicht sicher, ob er bei diesem Tempo mithalten konnte. Für ihn war es fast unmöglich, in Cuzco zu rennen. Dafür war die Luft einfach zu dünn. Er war vor höchstens dreißig Sekunden aufgesprungen, doch schon jetzt dröhnte ihm der Kopf, sein Hals schmerzte, und er hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Er zwang sich trotzdem weiterzulaufen, denn er wollte nicht zurückbleiben. Pedro war
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