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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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gewöhnt waren. Der Indio verbeugte sich, als sie bei ihm ankamen. Matt lächelte ihn verlegen an.
    »Wir müssen uns beeilen«, drängte Atoc.
    Matt und Pedro kletterten auf die ersten beiden Maultiere, Atoc und der andere Indio nahmen die hinteren. Es gab keine Sättel, nur mit einem Gurt festgeschnallte bunte Decken. Matt war noch nie geritten, und er fragte sich, wie er sein Reittier in Bewegung setzen sollte. Aber das Maultier schien zu wissen, was von ihm erwartet wurde und lief los. Seine Hufe klapperten rhythmisch auf dem festgestampften Erdboden.
    Die flackernden Öllampen beleuchteten ihren Weg. Niemand sprach. Matt bemerkte, dass in einige der goldenen Wandabschnitte Muster eingraviert waren: Gesichter und Kriegerfiguren mit Waffen. Nach einer Weile wurde der Gang breiter, und sie kamen an unzähligen Schätzen vorbei, die entlang der Wände aufgetürmt waren: Töpfe und Krüge, Becher und Tabletts, Götter und Begräbnismasken – vieles davon aus Gold oder Silber. Er fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie am Ziel waren. Die Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, wohin sie ritten, ließ die Reise umso länger erscheinen. Er stellte fest, dass es bergauf ging. Der Gang hatte fast von Anfang an hinauf geführt, aber Matt hatte nicht das Gefühl gehabt, der Oberfläche näher zu kommen. Wahrscheinlich verließen sie Cuzco und waren auf dem Weg in die Berge. Das war die einzig mögliche Erklärung.
    Nach mindestens einer Stunde – vielleicht waren auch schon zwei vergangen – hielten sie plötzlich an. Matt war durch den gleichmäßigen Schritt seines Maultieres leicht in den Schlaf gewiegt worden und flog jetzt fast über den Kopf seines Reittieres. Seine Beine waren wund von der ständigen Reibung auf dem harten Fell.
    »Von hier aus gehen wir zu Fuß«, sagte Atoc.
    Sie saßen ab und ließen die Maultiere bei dem anderen Indio, der kein Wort gesprochen hatte, nicht einmal, um ihnen seinen Namen zu sagen. Matt vermutete, dass es einen anderen Ausgang aus dem Tunnel geben musste, durch den die Tiere an die frische Luft gebracht werden konnten. Vor ihnen lag eine weitere schmale Treppe, und ein Hebel ragte aus der Wand. Atoc hielt warnend einen Finger an die Lippen und zog den Hebel herunter. Matt hörte ein leises Quietschen und das Drehen eines Rades.
    Atoc wartete einen Moment und lauschte. Jemand pfiff zwei Töne, die sich anhörten wie der Ruf eines Vogels. Sofort entspannte sich Atoc. »Wir können raufgehen«, sagte er.
    Sie stiegen die Stufen hinauf. Matt sah vor sich einen Kreis, der durch ein weit entferntes weißes Licht erhellt wurde. Eine Art zerlumpter Vorhang bedeckte den Kreis. Erst als er hindurchging, begriff er, dass das Loch die Öffnung einer Höhle war und der Vorhang in Wirklichkeit aus Blättern bestand. Das weiße Licht hingegen war der Schein des Mondes. Und dann war er wieder im Freien, auf einem Berg hoch über Cuzco. Zwei weitere Indios verbeugten sich vor ihm, wie es der Mann im Tunnel getan hatte.
    Pedro kam aus der Tunnelöffnung, und sie verbeugten sich auch vor ihm. Dann tauchte Atoc auf. Matt sah zurück. Im Boden war ein rundes Loch – der Höhleneingang. Aber er war nur ein paar Meter tief. Danach folgte massiver Fels, die Stufen waren verschwunden. Matt begriff, dass Atoc den Hebel ein zweites Mal bewegt hatte und dass dadurch ein riesiger Felsen vor den Eingang gerollt war. Der Ausgang des Tunnels war genauso gut getarnt wie sein Eingang.
    Und was jetzt?
    Die beiden Indios winkten ihn heran, und er folgte ihnen zu einem Platz, der aussah wie ein sehr altes Fußballstadion, ein Theater, eine Festung… oder vielleicht eine Mischung aus alldem. In der Mitte war eine annähernd runde, mit Gras bewachsene Fläche, umgeben von riesigen Felsen, die im Zickzack angeordnet waren. Was auch immer in dieser Arena stattgefunden hatte, konnte von tausenden von Leuten gesehen werden, die oberhalb davon standen oder saßen. Die ganze Gegend war von Flutlichtern erleuchtet, und es wanderten immer noch rund zwanzig Touristen zwischen den Ruinen herum. Niemand nahm Notiz von Matt und seinen Begleitern. Sie waren aus dem Nichts aufgetaucht, und Atoc hatte dafür gesorgt, dass niemand ihre Ankunft beobachtet hatte.
    »Das hier ist Sacsayhuamán«, erklärte er Matt. »Sacsayhuamán war einst eine große Festung – bis die Spanier kamen. Dort war der Thron des Herrschers!« Er zeigte auf eine Art Sitz, der grob aus den Felsen gehauen worden war. Im Moment saß dort ein

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