Teufelsstern
Menschen zu lehren, wie man Felder anlegt und Häuser baut.
Manco Cápac landete auf der Sonneninsel im Titicacasee und wurde zum ersten Inka. Er reiste durch Südamerika, bis er in ein Tal in der Nähe von Cuzco kam. Hier stieß er einen goldenen Stab in den Boden, denn dies war der Ort, an dem er das Inkareich gründen wollte.
Viele Jahre lang regierte er weise, bis er in den Himmel zurückkehrte. Damals wurde nur ein einziges Abbild von ihm geschaffen. Es wurde in eine große Scheibe aus Gold eingraviert. Dieser Schatz, der uns so viel bedeutet, trägt den Namen Die Sonne von Inti. Als die Eroberer kamen, wurde sie versteckt und ist seitdem nicht mehr gesehen worden, obwohl viele versucht haben, sie zu finden.«
Er hob eine Hand. Auf der anderen Seite des Platzes setzten sich zwei Männer in Bewegung, die Fackeln trugen. Ihnen folgten acht weitere Indios, die eine gewaltige Sänfte schleppten. Darauf stand etwas Flaches, Rundes, das mit einem Tuch abgedeckt war. In der ganzen Stadt herrschte Stille, und alle beobachteten andächtig die Prozession. Die Träger setzten die Sänfte vor dem Tisch ab, an dem Matt und Pedro saßen.
»Warum wir heute feiern?«, rief der Anführer. »Schaut euch Manco Cápac an, und ihr werdet es verstehen.«
Das Tuch wurde heruntergezogen.
Einen Moment lang war Matt von der goldenen Scheibe geblendet und konnte nichts sehen. Sie schien von selbst zu leuchten und war fast so groß wie er. Sie war der Sonne nachempfunden, umgeben von goldenen Flammen. Matt blinzelte. Jetzt konnte er allmählich das Gesicht erkennen, das in das Gold eingraviert war. Was er sah, war schier unmöglich. Dieses Bild war hunderte von Jahren alt. Er hörte Richard neben sich nach Luft schnappen, und auf der anderen Tischseite sprang Pedro auf und wich entsetzt und ungläubig zurück.
Zwei identische Gesichter.
Es bestand kein Zweifel.
Die Scheibe zeigte ein Bild von Manco Cápac, dem Gründer des Inkareichs. Und gleichzeitig war es ein Bild von Pedro.
PROFESSORIN CHAMBERS
Am nächsten Morgen trafen sie sich noch einmal mit dem Anführer. Wieder saßen sie vor seinem Thron. Richard, Matt und Pedro sollten noch im Laufe des Vormittags abreisen.
»Ich habe mit Professorin Chambers gesprochen«, berichtete Huáscar. »Sie hat eingewilligt, euch zu sehen. Ich fürchte, euch erwartet eine weitere lange Reise zurück an die Westküste. Wie ihr bereits wisst, lebt die Professorin in der Küstenstadt Nazca. Atoc hat darum gebeten, euch begleiten zu dürfen.«
»Ich werde für Pedro übersetzen«, sagte Atoc. »Außerdem ist mein Schicksal jetzt mit eurem verbunden. Ich muss beenden, was mein Bruder begann.«
Der Inkaherrscher sah sie einen Moment lang an, und Matt glaubte, einen Anflug von Trauer in seinem Blick zu erkennen. »Wir werden uns eines Tages wieder sehen«, fuhr er fort. »Wichtig ist jetzt nur, dass ihr in Sicherheit seid. Diego Salamanda mag die Polizei und fast die gesamte Regierung auf seiner Seite haben, aber meine Leute sind überall, und von jetzt an werden sie auf euch aufpassen. Habt ihr noch etwas auf dem Herzen?«
Richard und Matt sahen sich an. Sie hatten unzählige Fragen. Wie konnte ein jahrhundertealtes Bild Pedro so ähnlich sehen? Einer von ihnen würde am Tor verletzt, vielleicht sogar getötet werden. Wer war damit gemeint? Und wenn die Alten durchbrechen würden, wie der alte Inka vorhergesagt hatte, welchen Sinn hatte es dann überhaupt, dass sie sich ihnen in den Weg stellten?
Doch keiner von ihnen sagte etwas. Matt war klar, dass es keine einfachen Antworten auf ihre Fragen gab.
Huáscar stand auf und hielt ihnen die ausgestreckten Handflächen entgegen. »Ich wünsche euch eine sichere Reise und viel Erfolg«, sagte er. »Möge der Geist von Inti mit euch sein.«
Die Audienz bei Huáscar schien beendet zu sein. Richard, Atoc, Matt und Pedro erhoben sich und wollten gehen.
Aber noch war es nicht vorbei.
» Señor Cole « , sagte der Anführer. »Würden Sie noch einen Moment bleiben? Ich würde Sie gern unter vier Augen sprechen…«
Richard blieb stehen. »Keine Sorge«, flüsterte er Matt zu. »Wenn er verlangt, dass ich hier in Vilcabamba bleibe, werde ich mich weigern.«
Er wartete, bis Matt, Pedro und Atoc gegangen waren. Der Inka trat von seinem Thron herunter. Auch der amauta war plötzlich im Raum. Richard hatte ihn nicht hereinkommen sehen.
»Was denken Sie?«, fragte Huáscar.
»Eines Tages werde ich über all das schreiben«, sagte Richard. »Vielleicht
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