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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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besprechen.«
    Er hob eine Hand, und Diener brachten ihnen vier gefüllte Kelche, die sie vor den Gästen auf den Boden stellten. Der Anführer der Inka trank nichts.
    »Vor knapp fünfhundert Jahren«, begann er, »ist eines der mächtigsten Reiche, die es je gab, untergegangen. Alles, was mein Volk geschaffen hatte, wurde von Francisco Pizarro und seinen Männern zerstört. Unsere Städte wurden niedergebrannt, unser Gold gestohlen, unsere Tempel entweiht und meine Vorfahren gnadenlos abgeschlachtet. Damit begann für uns eine dunkle Zeit.
    Heute ist der Ruhm des Inkareichs fast vergessen. Unsere Städte sind Ruinen, und die Überreste sind zu Touristenattraktionen verkommen. Unsere Kunst ist in Museen weggeschlossen. Nur dieser Ort, Vilcabamba, blieb unentdeckt. Hier können wir leben, wie wir es einst taten. Wir sind die Letzten der Inka.«
    Er verstummte. Atoc flüsterte noch ein paar Sekunden weiter und hörte dann auf. Pedro nickte.
    »Aber wir haben unsere Kraft nicht verloren.« Der Anführer der Inka sah Matt direkt in die Augen. »Du hast nur einen kleinen Teil unserer geheimen Welt gesehen, nur einen Bruchteil des Goldes, das wir vor den Spaniern verborgen hatten. Wir leben nicht ständig hier. Wir können uns nicht vor der modernen Welt verstecken. Aber wir sind aus vielen Ländern Südamerikas angereist, um dir zur Seite zu stehen. Und wenn es zum endgültigen Kampf kommt, kannst du auf uns zählen. Und dafür sind wir bereit zu kämpfen – doch unsere Feinde sind tödlicher, als es die Eroberer jemals waren. Die Alten.«
    Wieder hob der Anführer die Hand. Sofort betrat ein Mann den Thronsaal. Er stützte sich beim Gehen auf einen Stock. Sein Poncho war so grau wie er selbst. Er war nur noch Haut und Knochen. Richard stieß Matt an. Das war der amauta, von dem er gesprochen hatte.
    »Sag es ihnen«, verlangte Huáscar.
    »Bevor die Sonne dreimal auf- und wieder untergegangen ist, werden die Alten durch das Tor brechen, das vor. Anbeginn der Zeiten in Peru errichtet wurde«, sagte der amauta. Er sprach Englisch, und seine Stimme war erstaunlich kräftig. »Ich habe die Zeichen im Himmel und auf dem Land gelesen. Die Vögel fliegen, wo sie nicht fliegen sollten. In der Nacht leuchten zu viele Sterne am Himmel. Eine furchtbare Katastrophe steht der Menschheit bevor, und vielleicht werden all unsere Hoffnungen zerschlagen. Ein Junge wird sich den Alten entgegenstellen, und allein wird er fallen. Vielleicht wird er sterben. Das kann ich nicht sagen.
    Aber es wird nicht alles verloren sein. Fünf haben sie einst besiegt, und sie werden es wieder tun. So lautet die Prophezeiung. Dieser Junge ist einer der Fünf. Und dieser auch.« Er zeigte erst auf Matt, dann auf Pedro. »Die anderen werden folgen, und wenn die Fünf zusammen sind, werden sie die Kraft haben, die Alten zu bezwingen. Dann wird die letzte große Schlacht geschlagen.«
    Er verstummte.
    »Sie sagen, dass sich das Tor in drei Tagen öffnen wird«, murmelte Richard. »Wissen Sie denn, wo es ist?«
    Huáscar schüttelte den Kopf. »Wir haben in ganz Peru danach gesucht, es aber nicht gefunden.«
    »Und wie soll’s jetzt weitergehen?«, wollte Richard wissen. Statt einer Antwort gab der Anführer Atoc ein Zeichen, der ein Blatt Papier herausholte und es vor sie legte. Matt erkannte es sofort. Es war die Seite, die Pedro aus dem Fotokopierer genommen hatte. Matt hatte sie in der hinteren Hosentasche seiner Jeans gehabt und fragte sich, wann Atoc sie an sich genommen hatte.
    »Das ist unser einziger Hinweis«, sagte Atoc.
    »Was steht da?«, fragte Matt und deutete auf eine Art Strophe.
     
    Wenn eines Nachts
    der weiße Vogel vor Qolga
    seine Schwingen ausbreitet
    und über die Erde fliegt,
    dann wird ein Licht erstrahlen.
    Und es wird das Ende allen Lichtes sein.
     
    Und darunter konnten sie die Worte INTI RAYMI und die gemalte Sonne ausmachen.
    Während Atoc übersetzte, schwanden Matts Hoffnungen. Das Blatt Papier war für Salamanda so wichtig gewesen, dass er eine Kopie davon gemacht hatte. Aber warum barg die Botschaft mehr Fragen als Antworten? Er hatte erwartet, dass die sechs Zeilen ihm alles sagen würden, was er über das Tor wissen musste. Doch jetzt wusste er genauso viel wie vorher.
    Der alte amauta schüttelte den Kopf. »Inti Raymi…«, murmelte er.
    »Inti Raymi ist der wichtigste Tag im Kalender der Inka«, erklärte Huáscar. »Es bezeichnet die Sommersonnenwende, wenn die Sonne am weitesten südlich des Äquators steht. Das ist

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