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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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fragte sich, was wohl in dessen Kopf vorging. Auf dem Platz neben ihm saß Richard, und auch er war ungewöhnlich still. Er hatte Matt nicht gesagt, was der Anführer der Inka mit ihm besprochen hatte, und Matt hatte beschlossen, ihn nicht danach zu fragen.
    Atoc hatte zwar den Hubschrauber geflogen, aber im Flugzeug war er nur ein Passagier. Er saß hinten und schien ebenfalls tief in Gedanken versunken zu sein.
    Der Pilot der Cessna behielt die Kontrollleuchten im Auge, da er jedoch eine Lederjacke, eine Fliegerhaube und eine dunkle Brille trug, konnte Matt nicht erkennen, wie er aussah. Er hatte weder beim Einsteigen noch während des Fluges mit ihnen gesprochen, aber plötzlich rief er etwas nach hinten. Atoc beugte sich zu Matt und Pedro.
    »Seht aus den Fenstern«, sagte er. »Wir fliegen über die NazcaLinien.«
    Das Flugzeug kippte über einen Flügel leicht ab und sank noch tiefer, so, als wollte es landen. Matts Magen krampfte sich zusammen. Sie flogen unterhalb der Wolken über eine flache, öde Wüste, und er fragte sich, was es dort zu sehen geben sollte. Die Nazca-Linien? Da draußen war doch nichts.
    Und dann hielt er überrascht den Atem an.
    Unter ihnen war tatsächlich eine Linie im Boden, schnurgerade und länger, als das Auge blicken konnte. Sie musste in die Erde gegraben worden sein, denn zufällig war sie bestimmt nicht entstanden. Dafür war sie zu gerade. Daneben konnte er ein riesiges Rechteck erkennen, das an einem Ende schmaler wirkte als am anderen und mindestens anderthalb Kilometer lang war. Sah er eine Art Landebahn? Nein, es war in den Boden gescharrt worden, genau wie die Linie.
    »Da drüben…«, sagte Richard und beugte sich über Matt, um besser sehen zu können.
    Es gab noch mehr Linien, die in alle Richtungen verliefen und einander kreuzten – und alle waren so gerade wie Pfeile. Etwas Derartiges hatte Matt noch nie gesehen. Die ganze Wüste sah aus wie ein voll gekritzeltes Notizblatt im Riesenformat. Matt konnte sich nicht vorstellen, wie diese Linien und Muster gemacht worden waren. Er begriff auch nicht, wieso sie erhalten geblieben waren. Hatten Wind und Wetter denn gar keinen Einfluss auf sie?
    Der Pilot rief ihnen erneut etwas zu, und das Flugzeug kippte wieder ab. Jetzt entdeckte Matt auch Bilder, die noch unglaublicher waren als die Linien und Muster. Das erste zeigte einen Kolibri. Er war nicht naturgetreu gezeichnet, aber dennoch unverkennbar mit dem spitzen Schnabel, den Flügeln und den Schwanzfedern. Matt schätzte die Länge des Vogels auf mindestens hundert Meter.
    Nach und nach tauchte ein ganzer Zoo in der Wüste auf. Tief unter sich im Wüstenboden entdeckte Matt einen Affen mit spiralförmigem Schwanz, einen Wal, einen Kondor und eine riesige Spinne mit dickem Leib und acht Beinen. Die Spinne erkannte er wieder. Sie sah genauso aus wie die auf der Tagebuchseite, die Diego Salamanda fotokopiert hatte.
    Die Zeichnungen waren einfach, fast kindlich. Aber ein Kind hätte sie in diesem Maßstab nie anfertigen können. Jedes Bild war zweifellos die Arbeit zahlreicher Männer. Außerdem waren sie äußerst akkurat in den Wüstenboden gemalt worden. Schon auf den ersten Blick war zu sehen, dass dieser Bildteppich mit mathematischer Präzision angelegt worden war.
    Mitten durch die Wüste verlief eine Straße, die einige der Bilder durchschnitt: die Panamericana. Auch sie war schnurgerade, aber verglichen mit den Bildern wirkte sie auf Matt kalt und leblos – ein Akt moderner Zerstörungswut, der ein uraltes Kunstwerk zerschnitt.
    Der Pilot drehte sich in seinem Sitz um und nahm die Fliegerhaube und die Schutzbrille ab. Erst jetzt sah Matt, dass es kein Mann war, sondern eine ungefähr fünfzigjährige Frau mit einem eckigen, wenig reizvollen Gesicht und langen, nahezu farblosen Haaren. Sie war ungeschminkt, aber Sonne und Wüstenwind hatte ihre Haut so runzlig werden lassen, dass auch das teuerste Make-up nichts mehr gerettet hätte. Aber ihre blauen Augen blickten lebhaft, und sie lächelte.
    »Na, was sagt ihr?«, rief sie nach hinten.
    Niemand sagte etwas. Sie waren alle zu überrascht. »Ich bin Joanna Chambers«, sagte die Pilotin. »Ich habe gehört, dass ihr mich sprechen wollt, und bin deshalb selbst gekommen, um euch abzuholen.« Das Flugzeug sackte ab, und sie wendete sich kurz ihren Kontrollleuchten und Reglern zu. Dann drehte sie sich wieder um. »Ich habe gehört, dass ihr nach Peru gekommen seid, um nach einem Tor zu suchen«, fuhr sie fort. »Also

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