Teufelsstern
handeln…«
»Oder einen Schwan?«, fragte Matt.
»Ein Schwan? Wie kommst du darauf?«
»Ich habe gehört, wie Diego Salamanda von einem Schwan sprach«, erklärte er. Er hätte auch seinen Traum erwähnen können, entschied sich aber dagegen. »Er hat gesagt, dass der Schwan um Mitternacht in Position sein muss.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
Professorin Chambers hatte Matt verärgert, und sie merkte es. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Es ist nur so unwahrscheinlich. In der Wüste gibt es einen Kondor und einen Kolibri. Du hast sie heute Morgen gesehen. Aber dort ist kein Schwan. Soweit ich weiß, gibt es in ganz Peru keine Schwäne.«
»Das hat er aber gesagt«, beteuerte Matt.
»Was ist mit dem Rest des Gedichts?«, fragte Richard.
»Die ganze Seite bezieht sich auf die Nazca-Linien. Daran besteht kein Zweifel. Die Gegend vor Qolga zum Beispiel…« Sie unterbrach sich. »Es hat keinen Sinn, über die Nazca-Linien zu sprechen, solange ihr nicht wisst, was sie sind. Ich muss euch also doch eine Geschichtsstunde geben. Ich werde aber versuchen, es so einfach wie möglich zu halten.«
Professorin Chambers stand auf und holte sich noch ein Bier. Den Kronkorken schnippte sie mit dem Taschenmesser ab. Matt hatte schon fast damit gerechnet, dass sie die Flasche mit den Zähnen öffnen würde.
»Es gibt viele Rätsel auf der Welt«, begann sie. »Sogar heute noch, im einundzwanzigsten Jahrhundert. Stonehenge in England. Die ägyptischen Pyramiden. Uluru in Australien. Es gibt alle möglichen Orte und Dinge – zum Teil von Menschen gemacht, zum Teil natürlichen Ursprungs –, die die Wissenschaft nicht erklären kann. Aber wenn ihr mich fragt, sind die NazcaLinien das größte Rätsel von allen.
Fangen wir mit der Nazca-Wüste an. Sie ist riesig, unglaublich heiß und absolut leer. Vor schätzungsweise zweitausend Jahren haben die damaligen Bewohner der Umgebung aus einem noch immer unerfindlichen Grund beschlossen, die Wüstenbilder anzufertigen. Dabei haben sie die dunkleren Steine vom Boden weggeschafft, sodass die hellere Erde darunter zum Vorschein kam. In Nazca regnet es fast nie, und es weht auch kein Wind. Deshalb sind die Linien erhalten geblieben.
Könnt ihr mir folgen?« Sie sah Atoc an, der eilig für Pedro übersetzte. Er nickte.
»Gut. Einige dieser Bilder sind wunderschön. Ihr habt sie vom Flugzeug aus gesehen.«
Sie nahm einen Schluck Bier.
»Und das ist für mich das Rätselhafteste: Man sieht die NazcaLinien nur aus der Luft! Sie wurden erst um 1927 entdeckt, als eines der ersten Flugzeuge von Peru über sie hinwegflog. Ich wünschte, ich wäre an Bord gewesen! Aber wie dem auch sei – die damalige Bevölkerung hatte ganz bestimmt keine Flugzeuge. Warum also haben sie sich die ganze Mühe mit den Linien gemacht, wenn sie sie nie sehen konnten?
Es gibt alle möglichen Theorien darüber«, fuhr Professorin Chambers fort. »Ein Schriftsteller behauptet, die Linien wären eine Art Landebahn für Außerirdische. Es stimmt, dass eines der Bilder einen Mann mit einem runden Kopf zeigt, und manche Leute glauben, dass es einen Astronauten darstellt. Viele hingegen nehmen an, dass die Linien den Göttern zuliebe gemacht wurden. Vom Himmel aus könnten sie alle Muster gut sehen. Meiner Meinung nach sind sie irgendwie mit den Sternen verbunden. Oder vielleicht…« Sie verstummte. »Ich habe mich schon oft gefragt, ob sie vielleicht gemacht wurden, um uns vor etwas zu warnen.«
Ihre Zigarre glühte auf. Eine Rauchfahne stieg an ihrem Gesicht hoch. Sie schien tief in Gedanken versunken zu sein.
»Es gibt viele Theorien, aber keine eindeutigen Antworten.«
»Liegt Qolga in der Wüste?«, fragte Matt.
»Ja.« Professorin Chambers nickte zustimmend. »Ihr müsstet es vom Flugzeug aus gesehen haben. Qolga ist ein Wort in Quechua, der alten Sprache von Peru. Es bedeutet Getreidespeicher. Und es ist der Name des großen Rechteckes, über das wir heute Morgen hinweggeflogen sind.«
» Wenn eines Nachts der weiße Vogel vor Qolga… « Matt las die ersten beiden Zeilen des Gedichts vor. »Das bedeutet, dass das Tor beim Rechteck sein muss!«
»Das muss es ganz und gar nicht bedeuten!«, fuhr ihn die Professorin an. »In der Wüste gibt es kein Tor. Keine aufrecht stehenden Steine, keine Landmarken und keine Gebäude. Da draußen sind nur Erde – und die Linien.«
»Aber in der Wüste muss es auch eine Plattform geben«, widersprach Matt. »Diego Salamanda hat gesagt, dass er die Plattform finden
Weitere Kostenlose Bücher