Teufelsstern
leichter. Jetzt verstand er, warum die Nazca-Linien derart lange unentdeckt geblieben waren. Vom Boden aus sah man nichts außer einer flachen, leeren Ebene. Er fühlte sich wie eine Ameise, die über eine Tischplatte kroch.
»Seht mal!«, rief Professorin Chambers.
Sie schaltete die Taschenlampe ein und richtete sie auf den Boden. Da waren Reifenspuren – ziemlich frische, wie Matt vermutete. Andererseits war die Wüste wahrscheinlich so ähnlich wie die Mondoberfläche, und Spuren blieben für immer. Die Professorin folgte den Reifenspuren ein Stück weit und schwenkte die Taschenlampe herum. Zwei Autos waren an diesem Ort gewesen, und man sah, wo sie angehalten hatten. Es waren zahlreiche Fußspuren zu erkennen. Offenbar waren mehrere Personen ausgestiegen.
»Das wird leichter, als ich dachte«, murmelte Professorin Chambers.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Richard.
»Das Gedicht sagt uns, dass wir vor Qolga suchen sollen. Wir sind jetzt vor Qolga. Und irgendwo in der Nähe muss… irgendetwas zu finden sein. Wie ich bereits erwähnte, muss es unter der Oberfläche verborgen sein, denn sonst hätte ich es längst gesehen. Ich habe damit gerechnet, dass wir die halbe Nacht graben müssen, aber das ist nicht der Fall. Wir brauchen nur den Fußspuren zu folgen. Señor Salamanda ist dümmer als ich dachte.«
Sie folgten den Fußspuren und kamen nach zweihundert Metern an eine Stelle, an der offensichtlich gegraben worden war. Die Erde war locker, und im Schein der Taschenlampe hatte sie eine andere Farbe.
»Hier ist es!«, sagte Richard.
»Ja.« Professorin Chambers gab ihm die Lampe. »Ihr vier könnt anfangen zu graben. Ich gehe zurück zum Jeep.«
»Wozu?«, wollte Matt wissen.
»Dumme Frage. Um Tee zu machen!«
Sie hatten vier Spaten zur Verfügung, und sie machten sich sogleich an die Arbeit. Es war mittlerweile dunkel, und man erkannte kaum noch etwas. Für Matt sahen die anderen aus wie Schatten. Nachdem er nur ein paar Minuten gegraben hatte, war seine Kehle voller Staub. Die feinen Körner brannten in den Augen und bedeckten seine Haare. Er spürte, wie der Schweiß schlammige Spuren über sein Gesicht zog. Pedro hatte das Graben aufgegeben und hielt für sie die Taschenlampe.
Aber die schon einmal umgegrabene Erde ließ sich leicht wegschaufeln. Schon nach wenigen Minuten hatten sie einen Graben von einem halben Meter Tiefe ausgehoben. Die Professorin war inzwischen mit dem Picknickkorb und einem kleinen Gaskocher wiedergekommen. Matt hörte das Zischen des Gases und dann das Geräusch, als die Flamme entzündet wurde. Der Professorin war es anscheinend egal, ob sie gesehen wurden. Andererseits war der kleine Kocher nur ein winziger Lichtfleck in der riesigen Leere der Wüste, und es war nicht anzunehmen, dass tatsächlich ein Wachmann in der Nähe war.
Atocs Spaten knallte auf etwas Hartes. »Hier muss etwas sein«, sagte er.
Richard und Matt hörten auf zu graben und gingen zu ihm. Er war auf eine Fläche gestoßen, die aus Ziegeln zu sein schien.
»Vorsichtig!«, rief Professorin Chambers. Hatte sie Angst vor dem, was sie finden würden? Oder wollte sie nur verhindern, dass Atoc womöglich etwas beschädigte, was von archäologischem Interesse war?
Hastig scharrten die vier mit den Seitenkanten ihrer Spaten die Erde weg. Professorin Chambers hielt die Lampe hoch, und es stellte sich heraus, dass sie eine Plattform aus Ziegelsteinen gefunden hatten, die in der Mitte mit einem Muster verziert war.
Professorin Chambers blickte genau hin und runzelte die Stirn. »Ich nehme an, das ist das Zeichen, von dem ihr mir erzählt habt«, meinte sie. »Das Zeichen der Alten.«
»Ja«, flüsterte Matt. Er schauderte. Plötzlich war ihm nicht mehr heiß. »Das ist ihr Zeichen.«
»Aber worauf wurde es gezeichnet?«, fragte Richard.
»Auf eine Plattform. Ungefähr fünf mal fünf Meter, würde ich sagen. Die Ziegel sind aus Andesit. Das ist nichts Ungewöhnliches. Aber dieses Zeichen! Pfeile und gewellte Linien – das ist eindeutig böse!« Die Professorin schüttelte den Kopf.
Pedro stellte eine Frage, die Atoc übersetzte. »Wofür ist die Plattform?«
»Wissen Sie es?«, fragte Matt die Professorin.
»Ich habe zumindest eine Vermutung.« Professorin Chambers ließ den Lichtkegel der Lampe noch einmal über die Plattform wandern. »Lasst uns Tee trinken, bevor wir das Loch wieder zuschaufeln«, sagte sie. »Und während wir eine Pause machen, können wir reden.«
Sie kehrten zum Gaskocher
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